Berlin. Als Tochter eines berühmten Vaters wurde Lara Mandoki zu Beginn ihrer Karriere häufig belächelt. Wie sie heute mit ihrem Beruf umgeht.

Die Karriere von Lara Mandoki geht mit Riesenschritten vorwärts. Abgesehen von ihrer Rolle in der neuen Staffel von „Das Boot“ ist die 34-Jährige wieder im neuen „Erzgebirgskrimi“ (am 11. November um 20:15 Uhr im ZDF) zu sehen und hat historische Serien für Arte und die BBC gedreht. Doch diese Erfolge haben sie enorme Anstrengung gekostet. Unterstützung bekommt sie von ihrem berühmten Vater Leslie Mandoki, ihrem Freund und nicht zuletzt ihrer Therapeutin.

Was ist der Grund, weshalb es bei Ihnen derzeit arbeitstechnisch rund geht?

Lara Mandoki: Ich arbeite seit vierzehn Jahren an meiner Karriere und an mir als Schauspielerin. Schauspielerei ist ein Handwerk und keine Magie. Es ist wahnsinnig beflügelnd, und ich bin sehr dankbar, dass ich derzeit viele unterschiedliche Rollen spielen darf und sich meine harte Arbeit aktuell auszahlt. Außerdem hat es bestimmt auch altersbedingte Gründe: Jetzt mit Mitte 30 kommen interessante Charakterrollen. Darüber freue ich mich sehr.

Lara Mandoki: Therapie hilft mit dem Selbstwertgefühl

Sie scheinen sich die düster-intensiven Rollen zu suchen. Im neuen „Erzgebirgskrimi“ geht es um Ausländerfeindlichkeit, und für eine Arte-Produktion drehten Sie in Auschwitz, wo Sie die Frau von Lagerkommandant Rudolf Höß spielten.

Mandoki: Vielleicht strahle ich das so aus. Mich interessieren vor allem die komplexeren Stoffe, was vielleicht meiner osteuropäischen Melancholie und meinem Interesse für Geschichte geschuldet ist. Als nächstes drehe ich einen Kinofilm, der unter anderem in der DDR spielt. Vor kurzem habe ich aber auch eine Komödie für die ARD gemacht. Wichtig ist mir grundsätzlich das Buch und die Geschichte.

Lara Mandoki als Kommissarin Karina Szbo (r.) im „Erzgbirgskrimi“. Neben ihr: Kriminaltechniker Maik (Adrian Topol, l.) und Hauptkommissar Robert Winkler (Kai Scheve, M.).
Lara Mandoki als Kommissarin Karina Szbo (r.) im „Erzgbirgskrimi“. Neben ihr: Kriminaltechniker Maik (Adrian Topol, l.) und Hauptkommissar Robert Winkler (Kai Scheve, M.). © dpa | Uwe Frauendorf

Aber dieser Dreh in Auschwitz dürfte Ihnen unter die Haut gegangen sein.

Mandoki: Ich hatte eine wahnsinnig tolle polnische Regisseurin an meiner Seite, ohne die ich es nicht geschafft hätte. Ich habe zu der Zeit auch viel mit meiner Therapeutin telefoniert. Mir hat auch geholfen, dass ich mir immer wieder bewusst gemacht habe: Es ist alles eine Frage des Handwerks.

Wie wichtig ist Ihre Therapeutin für Sie?

Mandoki: Mein Großvater war Therapeut, mein Lebensgefährte ist Therapeut und meine Patentante auch. Insofern habe ich einen natürlichen Zugang. Für die Dreharbeiten ist es wichtig, dass ich mich immer einordnen kann: Wo stehe ich als Lara privat? Das ist gerade deshalb entscheidend, weil du in diesem Beruf doch sehr ausgeliefert bist. Du gibst dich mit Körper, Geist und Seele hin und wirst von anderen bewertet. Das ist unglaublich anstrengend und kann auch demütigend sein, gerade als Frau. Mir hilft es, um mein Selbstwertgefühl immer wieder einzujustieren, dass ich nicht daran zerbreche beziehungsweise weiß, wer ich als Lara bin.

„Wenn ich spielen kann, bin ich glücklich“

Sie haben jetzt ein gutes Plädoyer gegen die Schauspielerei gehalten.

Mandoki: Wenn das Spielen nicht meine absolute Leidenschaft wäre, würde ich diesen Beruf nicht machen. Wobei die Arbeit am Set großartig ist. Aber der Weg dorthin kann unfassbar steinig sein.

Sie brauchen also Stehvermögen.

Mandoki: Das kann man so sagen. Viele haben mich am Anfang meiner Karriere belächelt - nach dem Motto: Die Promitochter-Mausi denkt jetzt, sie wäre Schauspielerin. Aber ich bin in einer Familie aufgewachsen, für die nicht alles immer leicht war. Ich kenne die Bedingungslosigkeit, mit der man kämpft und immer wieder aufsteht, wenn man einen künstlerischen Beruf hat von zuhause. Das ist ein bisschen meine Prägung. Und wie gesagt: Wenn ich spielen kann, bin ich so glücklich, dass ich bereit bin, sehr viel durchzuhalten.

Sie sind ein Mensch mit klaren Überzeugungen. Eckt man damit auch an?

Mandoki: Durchaus. Ich bin eine leidenschaftliche Drehbuchdiskussionspartnerin, gerade was den „Erzgebirgskrimi“ angeht. Aber unser Redakteur Pit Rampelt ist immer unglaublich respektvoll und großzügig mit mir umgegangen. Er hat auch dazu beitragen, dass ich das Selbstbewusstsein habe, meine Vorstellungen klar zu formulieren. Wobei ich mich auch zurücknehme, wenn ich erkenne, dass andere Aspekte wichtiger sind, als meine Bedenken.

Leslie Mandoki: So unterstützt er seine Tochter

Inwieweit unterstützt Ihr Vater Leslie Mandoki Sie bei Ihrer künstlerischen Entwicklung?

Mandoki: Er drängt sich nie auf, und er würde mir auch nie sagen, wenn er eine Entscheidung nicht gut findet. Aber er gibt mir auf liebevolle Weise das Gefühl, dass ich alles sehr gut mache. Und auch wenn er von der Schauspielerei wenig Kenntnis hat – so wie ich vom Komponieren keine Ahnung habe – versteht er, wie diese Branche funktioniert und vor welche Herausforderungen sie einen immer wieder stellt.

Wenn Sie einmal Kinder haben sollten, würden Sie denen von der Schauspielerei abraten?

Mandoki: Absolut. Aber ich würde ihnen ein sicheres Freiheitsgefühl geben, so dass sie meine Meinung gar nicht wissen wollen. Sie sollen die Sicherheit haben, dass sie das von sich heraus wachsen lassen können. Falls sie mich fragen, würde ich sagen: ‚Ihr müsst euch immer wieder fragen: Gibt es mir mehr Glücksgefühl oder zerbreche ich eher daran?‘

Musiker und Produzent Leslie Mandoki unterstützt seine Tochter in ihrer Entwicklung als Schauspielerin.
Musiker und Produzent Leslie Mandoki unterstützt seine Tochter in ihrer Entwicklung als Schauspielerin. © dpa | Tobias Hase

Was würden Sie machen, falls die negativen Seiten überwiegen?

Mandoki: Es gibt ja noch andere Wege, Filme zu machen und Geschichten zu erzählen. Vielleicht würde sich ein anderer Weg auftun. Ob ich für immer Schauspielerin bleibe, wird sich zeigen.

Woher holen Sie sich die Energie, solange Sie Schauspielerin sind?

Mandoki: Ich habe eine sehr bereichernde Partnerschaft, einen sehr bunten Freundeskreis und eine anstrengende, liebevolle und starke Familie. Mein soziales Leben gibt mir immer neue Impulse. Man könnte sagen, ich ernähre mich von der Energie der Menschen. Das klingt ein bisschen seltsam, aber so ist es.