Diese Pfeilspitze hat es in sich. Forschende untersuchten die Waffe aus der Bronzezeit – und präsentieren nun erstaunliche Ergebnisse.
Welches Material wurde in der Bronzezeit für Pfeilspitzen verwendet? Das klingt wie eine Fangfrage und ist doch nicht immer eindeutig. Im Falle einer Pfeilspitze aus dieser historischen Epoche waren Archäologen jedenfalls besonders überrascht. Die bestand aus Eisen und nicht aus Bronze, wie es für die Zeit in Europa eigentlich üblich war.
Noch überraschender ist der Ursprung des Eisens. Eine chemische Analyse zeigt jetzt, dass es nicht von dieser Welt kommt. Dem Geheimnis der Pfeilspitze kamen die Archäologen und Geologen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt auf die Spur, dessen Ergebnisse sie im Fachmagazin "Journal of Archaeological Science" veröffentlichten.
Das Eisen stammt demnach von einem Meteoriten, der während der Bronzezeit auf der Erde aufschlug. Forscher entdeckten die Pfeilspitze vor bereits mehr als 100 Jahren in den Überresten der Bronzezeit-Siedlung Mörigen in der Schweiz, die 900 bis 800 vor Christus am Bielersee auf Pfählen stand.
Unter der Leitung des Naturhistorischen Museums Bern suchte das Team nach aus Meteoriten bestehenden Objekten in ganz Europa. Die Überreste der Pfahlbausiedlung bei Mörigen waren für die Forscher besonders interessant, weil sie nahe dem Twannberg-Meteoritenstreufeld liegen, einer wahrscheinlichen Quelle für meteoritisches Eisen. Die Analyse der Zusammensetzung des Eisens deutet jedoch auf einen viel weiter entfernten Ursprung hin.
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Meteoriten-Eisen der Pfeilspitze könnte aus Estland stammen
Demnach gilt als wahrscheinlichste Herkunft der Meteorit Kaalijarv, der um etwa 1500 v. Chr. in Estland aufschlug. Seine Einzelteile verursachten dabei mehrere Krater mit bis zu 100 Metern Durchmesser. Bei dem Aufprall seien viele kleine Splitter entstanden, die dann vielleicht von Menschen zur Herstellung von Eisen-Objekten genutzt worden sind. Die Wissenschaftler führen nun weitere Analysen anderer archäologischer Sammlungen in Europa durch, um die Verbindung zum Meteoriten in Estland zu bestätigen.
Die untersuchte Pfeilspitze ist nur 39 Millimeter lang und 2,9 Gramm schwer. Der Nachweis einer so frühen Verwendung von meteoritischem Eisen sei extrem selten. In Zentraleuropa konnte die Herstellung von Eisen erst um 800 v. Chr. nachgewiesen werden.
Archäologische Objekte aus Eisen, die vor der sogenannten Eisenzeit in Europa gehandelt wurden, stammen fast ausschließlich von Meteoriten. Laut den Archäologen seien in ganz Eurasien und Afrika nur 55 Objekte außerirdischen Ursprungs bekannt. Davon stammen allein 19 Objekte aus dem Grab des Pharaos Tutanchamun in Ägypten.
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Komplizierte Analyse des Eisens erbrachte den Beweis
Den naturwissenschaftlichen Nachweis, dass es sich um Meteoriten-Eisen handelt, erbrachte der Physiker Marc Schumann von der Universität Freiburg mithilfe von Gammaspektrometrie. "Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir höchst interdisziplinär gearbeitet haben und Methoden aus so unterschiedlichen Bereichen wie Archäologie, Meteoritenforschung und Teilchenphysik zusammengebracht haben", sagt Schumann in einer Pressemitteilung der Universität Freiburg.
"Mit Gammaspektrometrie können wir von jeder beliebigen Probe einen radioaktiven Fingerabdruck erstellen und auch relativ kurzlebige Isotope finden", sagt Schumann. "Die Produktion mancher dieser Isotope findet nur im Weltall statt." Eines dieser Isotope in der Pfeilspitze, Aluminium-26, würde laut Schumann den zweifelsfreien Beweis erbringen, "dass es sich bei dem Material um einen Meteoriten handelt, der über lange Zeit im Weltall der kosmischen Strahlung ausgesetzt war." (os)
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