Berlin. Spektakulärer Zufallsfund in Bayern: Geologen fanden bei Bauarbeiten Hinweise auf ein Massensterben – eine frühe Klimakatastrophe?

Bei Bauarbeiten fanden Geologen in Bayern in einer Straßenböschung Schiefergestein, das 443 Millionen Jahre alt sein soll und ein spektakuläres Geheimnis preisgibt: über ein Massensterben. Von dem Zufallsfund berichtete jüngst das Landesamt für Umwelt im Freistaat.

Ludwigsstadt in Oberfranken, nahe der Grenze nach Thüringen: Vor 443 Millionen Jahren lag die ganze Region unter Wasser. Sie war Teil eines Ozeans, "bevor eine bis heute rätselhafte Katastrophe praktisch fast alles Leben im Meer auslöschte", erläutert der Leiter des Geologischen Dienstes, Roland Eichhorn.

Frühe Klimakatastrophe: Universität soll Gestein untersuchen

So weit, so bekannt. Jetzt gelang es aber erstmals, "die Spuren dieses Massensterbens auch in bayerischen Gesteinen nachzuweisen", wie der Chefgeologe erklärt. Die Universität Freiberg soll das Gestein noch genauer untersuchen.

Die Wissenschaftler erhoffen sich, auch darüber Rückschlüsse zu gewinnen, wie es zu der Katastrophe gekommen sein könnte. Forscher vermuten, "dass damals eine weltweite deutliche Klimaerwärmung der Auslöser dieser Katastrophe war“, so der Geologe.

Jüngste Forschungsergebnisse ließen zudem vermuten, dass gewaltige Vulkanausbrüche Unmengen an klimawirksamen Treibhausgasen in die Atmosphäre schleuderten. Es kam zur Klimaerwärmung. Dadurch heizten sich die Ozeane auf. Der darin gelöste Sauerstoff entwich und die Meeresbewohner erstickten.

Geologen: "Uralt und dennoch brandaktuell"

Rund 85 Prozent aller Tierarten damals – Muscheln, Korallen, Stachelhäuter – starben aus. Eichhorn ist fasziniert: "Die Gesteine sind uralt und dennoch brandaktuell."

In Franken wollen sie aus dem Zufallsfund nun eine Touristenattraktion machen. Ludwigsstadt will die Gesteine vor Wind und Wetter schützen, "um sie so im Geopark Schieferland Interessierten dauerhaft zugänglich zu machen." Das könnte Sie auch interessieren: Grab eines römischen Soldaten gibt Archäologen Rätsel auf (fmg)