Fonteno. Die 31-Jährige war beim Klettern in einer Höhle in Italien 150 Meter in die Tiefe gestürzt. Alles zur beschwerlichen Rettungsmission.
Nach 48 Stunden im Inneren der Erde hat die Höhlenkletterin Ottavia Piana gestern endlich wieder Tageslicht gesehen. Tagelang mühten sich die Helfer in einer komplizierten Rettungsaktion, bis sie den Ausgang der Höhle Bueno Fonteno in der Nähe des Iseosees zwischen Brescia und Bergamo erreicht hatten.
Auf einer Trage wurde die von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckte Italienerin aus der Grotte getragen, nachdem sie sich am Sonntag am Bein verletzt hatte.
Piana wurde von einem Helikopter in ein Krankenhaus geflogen. Trotz ihrer Beinverletzung und der akuten Schmerzen wurde ihr Allgemeinzustand als gut bewertet. Ärzte hatten in den Stunden zuvor über die Aktion gewacht.
Dutzende Berg- und Höhlenretter aus ganz Norditalien waren im Einsatz, um die Verletzte in Sicherheit zu bringen. Die Frau war am Sonntagnachmittag in die Höhle abgestiegen und hatte sich bei der Tour verletzt. Ihre Kletterpartner schlugen Alarm, woraufhin sich etwa 60 Retter aus mehreren Regionen in die Höhle aufmachten.
Die erfahrene Höhlenforscherin ist Mitglied der Gruppe Speleo Cai der Stadt Lovere und Ausbilderin bei unterirdischen Höhlenerkundungen. Mehrmals hatte sie die Grotte bereits besucht.
Höhlenrettung in Italien: Regen erschwerte den Einsatz
Die Stelle, an der sie sich vorgestern mit anderen Höhlenforschern aufhielt, liegt etwa zweieinhalb Stunden vom Höhleneingang entfernt, was die Rettungsaktion erheblich verlängerte. Der Regen, der auch gestern Vormittag fiel, erschwerte die Arbeit der Rettungskräfte zusätzlich.
Die Höhle Bueno Fonteno ist Teil eines Netzes karstischen Ursprungs: Ein Höhlenlabyrinth, dessen Gesamtanlage noch nicht vollständig kartiert ist. Erst 2006 war sie entdeckt worden. Es handelt sich um ein Labyrinth an unterirdischen Gängen von einer Gesamtlänge von 50 Kilometern. Bisher wurden lediglich 19 Kilometer erforscht.
Im Untergrund gibt es große Wasserquellen. An einigen Stellen muss man sich tief abseilen, anderswo kommt man an engen Punkten nur schwer voran. Auf Videos war zu sehen, wie sich die Retter beim Einstieg in die Höhle gebückt auf Händen und Füßen fortbewegen mussten.
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Höhlen in Italien: 21.000 Stück sind bekannt
Zur Zeit gibt es in Italien 650 Freiwillige, die in 14 Höhlenrettung-Zonen aufgeteilt sind. Außerdem gibt es einige Kommissionen, die ihre Arbeit auf spezielle Themen konzentrieren: Technik, Medizin, Unterwasser, Wasserfälle.
Zu den aktivsten zählt die Rettungsstelle der Südtiroler Berg- und Höhlenrettung CNSAS. Sie arbeitet mit den Mannschaften des Veneto und des Trentino zusammen, organisiert gemeinsame Übungen und wird im Notfall auch zu Einsätzen in die Nachbarzonen und zu Großeinsätzen in ganz Italien gerufen.
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In praktisch allen Regionen Italiens gibt es Höhlen. Über 21.000 davon sind bekannt, die größten befinden sich in Friaul, in Venetien und in der Lombardei.
Eine ähnliche – aber kompliziertere und langwierige – Rettungsaktion hatte es im Juni 2014 in Bayern gegeben, als der Höhlenforscher Johann Westhauser fast zwei Wochen nach einem Steinschlag aus der Riesending-Schachthöhle gerettet wurde. An dem Einsatz waren mehr als 700 Helfer und Helferinnen aus fünf Ländern beteiligt. (mta mit dpa)
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