Rom. Castelluccio wurde 2016 bei einem Erdbeben zerstört. Modeschöpfer Brunello Cucinelli hat große Pläne für das kleine italienische Dorf.
Er liebt es, Texte griechischer Philosophen und römischer Staatsmänner zu lesen und daraus zu zitieren, vor seinem Büro steht eine große Büste von Kaiser Hadrian. Und er ist einer der erfolgreichsten Unternehmer Italiens: Brunello Cucinelli gilt als Kaschmir-König. Sein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in der Region Umbrien, Heimat Franz von Assisis und des Heiligen Benedikts, zählt zu den bekanntesten Modegruppen Europas.
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Doch mit seiner neusten Idee will der gefeierte Modeschöpfer nicht etwa Wohlbetuchte in teure Stoffe kleiden, sondern seiner Heimat Italien etwas zurückgeben: So stellte Cucinelli dieser Tage in Mailand ein Projekt zur Restaurierung von Castelluccio di Norcia vor. Das mittelalterliche Dorf in Umbrien war 2016 durch ein Erdbeben schwer beschädigt worden und soll nun wieder zum Leben erweckt werden. So sollen wieder eine Kirche, ein Theater, Häuser und Gärten entstehen, die erdbebensicher errichtet werden.
Italiens Modeschöpfer investiert in seine Heimat
Das Projekt wurde von dem Architekten Massimo De Vico Fallani entworfen. Der Gemeinde sollen keine Kosten entstehen. Cucinelli sei über seine Stiftung bereit, die Errichtung der Kirche und des Hauptplatzes zu finanzieren, teilte der Unternehmer mit. „Diese Orte, nicht weit von Norcia entfernt, der Heimat des Heiligen Benedikts, dem Schutzpatron Europas, sind von einer tiefen Spiritualität durchdrungen. Wenn jeder von uns den Wunsch verspüren würde, aus Respekt vor der Schöpfung jeden kleinen Ort, der uns nahe steht, zu pflegen und zu bewahren, könnten wir alle wachsen“, erklärte Brunello Cucinelli. Der aus der Gegend von Perugia stammende Cucinelli hatte in den vergangenen Jahren bereits einen finanziellen Beitrag für den Wiederaufbau des zerstörten Benediktiner-Klosters in Norcia geleistet.
Das Dorf Castelluccio in der Nähe der umbrischen Kleinstadt Norcia existiert seit einem schweren Erdbeben am 30. Oktober 2016 nicht mehr. Die circa 150 Dorfbewohner mussten die Gemeinde verlassen und in Wohncontainer ziehen. Die lokalen Landwirte wollten jedoch auf die Linsenproduktion nicht verzichten und starteten mit dem Anbau. Castelluccio ist seit jeher für seinen Linsenanbau und für das Farbspektakel bekannt, wenn die Felder der Hochebene im Frühsommer in voller Blüte stehen. Linsen waren früher ein Arme-Leute-Essen, jetzt sind sie eine Delikatesse.
Cucinelli: „Deutsche zählen zu meinen ersten Kunden“
Laut Cucinelli hat Castelluccio viel Potenzial. Er will sich für dessen Neustart persönlich einsetzen. Dem Modeunternehmer und Vater von zwei Töchtern sind seine Wurzeln heilig. Denn Cucinelli ist ein Kind vom Land. Sein Vater beackerte Felder und züchtete Tiere. Der junge Brunello studierte Ingenieurwesen, warf aber das Studium hin und begann als 25-Jähriger zusammen mit seiner Frau Federica mit einer kleinen Pulloverproduktion. Sein Grundkonzept war so einfach wie wirkungsvoll: Er gab feiner Kaschmirwolle, die bis zu diesem Zeitpunkt nur in Naturfarben zu erhalten war, knallige Farben. Das Interesse war sofort groß, vor allem im Ausland.
„Deutsche zählten zu meinen ersten Kunden. Sie haben immer pünktlich bezahlt“, lobt Cucinelli. Das war damals wichtig, brauchte er doch dringend liquide Mittel zum Ausbau seines Betriebs. Seit dem Börsengang 2012 hält Cucinelli nur noch 63 Prozent an seinem Betrieb, der Rest ist an der Mailänder Börse notiert. Obwohl in den vergangenen Monaten dieser Handelsplatz nicht gerade mit guten Entwicklungen glänzt, hat der Industriekapitän den Schritt auf den Finanzmarkt nicht bereut: „Wir sind damit viel internationaler geworden und werden streng beobachtet. Das spornt uns an, immer besser zu werden.“
Unternehmer legt Wert auf gute Arbeitsbedingungen
Der 69-jährige Selfmademan, der sein Unternehmen 1978 gründete und mit den Jahren zur Luxusmarke des „Made in Italy“ machte, stellt exklusive Kaschmirkleidung her. Anfangs mit nur fünf Mitarbeitern. Längst verkauft er seine Pullover in der ganzen Welt. Cucinellis Unternehmen ist mit seinen 1500 Mitarbeitern ein Vorbild für humane Arbeitsbedingungen. Das Wohlbefinden des Personals ist höchstes Gebot. Die Arbeitsräume sind hell, die großen Fenster blicken auf die Zypressen und den Springbrunnen in der Mitte der u-förmigen Fabrik. Ganz nach dem Motto: Schönheit macht schöpferisch. „Ich wollte immer Profit machen, aber mit Ethik und moralischer Würde“, sagt der Unternehmer.
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Nach und nach restaurierte er das mittelalterliche Zentrum des Dorfes Solomeo in Umbrien, wo sich sein Firmensitz befindet und baute 2008 ein Theater mit 250 Plätzen. Die Aussicht von der Terrasse davor ist geblieben, wie sie war: Hügel und Felder, Zypressen und Olivenbäume bieten ein Bild zeitloser Schönheit.
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