Aachen. Der Streit um die Ausstellung des "Plastinators" Gunther von Hagens reißt nicht ab. Der Aachener Stadtrat fand nun Plakate für die Schau zu anstößig. Und von Hagens selbst will gegen das Kölner Ordnungsamt vorgehen: Es geht um das Verbot einer Figurengruppe beim Geschlechtsverkehr.

Die Stadtverwaltung Aachen hat alle Plakate zur Kölner Ausstellung „Körperwelten“ überkleben lassen. Als Grund gab das Presseamt in einer Erklärung an, dass der Kinder- und Jugendausschuss des Stadtrates Bedenken gegen die Plakate in der Nähe von Schulen und Kindergärten geäußert hatte.

Juristischer Streit um "Schwebenden Akt"

Die Schau des umstrittenen "Plastinators" Gunther von Hagens in Köln sorgt auch dort für einen andauernden juristischen Konflikt. So hat von Hagens nun angekündigt, gegen die von der Stadt Köln erlassenen Auflagen für seine Ausstellung juristisch vorgehen. Das Ordnungsamt hatte am Donnerstag verfügt, dass in der Samstag (19. September) beginnenden Ausstellung keine Exponate präsentiert werden dürfen, die plastinierte Tote beim Geschlechtsverkehr zeigen. Nach Überzeugung der Stadtverwaltung wird bei derartigen Platinationen das sittliche Empfinden der Mehrheit der Bevölkerung missachtet. «Diese Art der Darstellung, wie sie beim Plastinat 'schwebender Akt' gewählt wurde, kann auch durch die Wissenschaftsfreiheit nicht gerechtfertig werden», betonte das Ordnungsamt. Der Totenwürde werde bei diesen Darstellungen nicht mehr das Maß an Achtung entgegen gebracht, «welche das sittliche Empfinden der Mehrheit der Bevölkerung verlangt».

Zudem dürfen Jugendliche unter 16 die Schau mit den präparierten menschlichen und tierischen Körpern nur in Begleitung Erwachsener sehen.

Angesichts der Auflagen sprach Hagens am Freitag von einem «erbärmlichen, armseligen Demokratieverständnis» der Stadt. Auch in Augsburg hatte der Anatom aufgrund städtischer Vorgaben auf die Präsentation eines plastinierten Paares beim Sex verzichten müssen.

In Köln verwies Hagens darauf, dass seine Ausstellung in 13 Ländern von bislang rund 28 Millionen Menschen gesehen wurde. Nur in Deutschland habe er mit behördlichen Vorschriften zu kämpfen.

Bei der Ausstellung «Körperwelten - Eine Herzensangelegenheit» geht es um das Herz-Kreislauf-System. Sie wird bis 31. Januar gezeigt. Zu der ersten Schau mit Plastinaten vor neun Jahren in Köln waren knapp eine Million Besucher. (ddp)