Bottrop. . Sieben Wochen und 3500 Kilometer waren Mathias Spaan aus Bottrop und Quintus Hummel auf ihren Schwalben unterwegs. Jetzt sind sie am Ziel.
Die Helden auf Schwalben sind angekommen! In dieser Woche haben sie ihr Ziel Gibraltar erreicht. Wenn auch anders als erwartet. Denn Mathias Spaans gelbes Uralt-Moped hat unterwegs seinen Geist aufgegeben.
An Tag 30 war das, ungefähr einen Monat nach ihrem Aufbruch. Das Moped fing plötzlich an zu scheppern. Nichts ging mehr, nicht einmal Schieben. Kolbenfresser. Die Grenze nach Spanien überquerten die Freunde getrennt, Quintus Hummel auf dem Moped, Mathias Spaan auf dem Beifahrersitz eines ADAC-Transporters.
Am 1. August sind die beiden Helden auf Schwalben in Hamburg zu ihrem Abenteuer gestartet, Mathias Spaan, der in Bottrop geborene Schauspieler, und sein Freund und Schauspielstudent Quintus Hummel. Unterwegs waren sie auf Simson Schwalben, den 40 Jahre alten kultigen Mopeds aus der früheren DDR, 3,2 PS stark, die eine – Charlotte – gelb, die andere – Penelope – blau.
Im Superhelden-Kostüm unterwegs
Abenteuerlich waren aber nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch ihre Klamotten. Sie haben sich nämlich in die Idole ihrer Kindheit verwandelt und auf ihrer langen Reise knallenge Superhelden-Kostüme getragen, in gelb und blau, passend zu den Mopeds.
Warum diese 3500 Kilometer lange Tour? Mit der Kamera haben die Freunde ihre Erlebnisse festgehalten: „Einen Film über Freiheit, die Superkraft der Phantasie und die Überzeugung, dass zwei schlaksige Jungs in bunten Strumpfhosen die Welt ein bisschen besser machen“, schreiben sie über ihr Projekt. Ihr Material werden sie nun zu einem Dokumentarfilm zusammenschneiden. Ihre Erlebnisse haben sie auch täglich in einem Tagebuch dokumentiert.
Zum Beispiel ihre Begegnung mit Couchsurfern in Potiers nahe der französischen Küste, mit Bandraum in der Garage. Hier haben sie einen aus Hup-Tönen komponierten Song aufgenommen, um danach noch in der Nacht zum Sonnenaufgang ans Meer zu düsen.
Eine Fahrt nicht ohne Folgen: Mit 40 Sachen fliegt Mathias Spaan aus einer Kurve. Glück im Unglück: „Alles heil, alles dran. Sogar das Moped hat bis auf ein paar Kratzer und den Rückspiegel alles überlebt“, heißt es im Tagebuch. Aber die Schulter ist lädiert und Freund Quintus muss ihm um drei Uhr nachts am Straßenrand einen Verband anlegen: „Dann tuckern wir mit Kopflampe durch die Nacht, finden ein Stück Rasen und schlagen erschöpft unser Zelt auf.“
Wenige Tage später – etwa zur Halbzeit ihrer Tour – ist das gelbe Moped kaputt, Reparatur unmöglich. „Ab heute geht die Reise auf einer Schwalbe weiter. Wir trennen uns von der Hälfte des Gepäcks und verteilen den Rest auf unsere Rucksäcke. Es geht also im Schneckentempo und ohne Wechselklamotten weiter.“ Das Moped taufen sie „Penelotte“, als Kombination aus „Charlotte“ und „Penelope“.
Über die Berge geht es mit dem Bus
Der Abenteurer studiert Regie
Der 29-jährige Mathias Spaan ist in Bottrop geboren und hat seine ersten Erfahrungen in der Bottroper Kulturwerkstatt gesammelt. Er ist Schauspieler und studiert derzeit Regie an der Theaterakademie Hamburg.
Sein Freund Quintus Hummel ist Medienkaufmann und beendet bald sein Schauspielstudium.
„Gibraltar wir kommen!“, schreiben die Helden, wenn auch langsam. Die Gegend wird bergig. Für fünf Kilometer steil bergauf gibt es motorisierte Unterstützung. Eine Frau fährt Mathias Spaan samt Gepäck nach oben, der Freund folgt auf der Schwalbe. An Tag 36 sind es noch 1000 Kilometer bis Gibraltar. Mit Trampen und dem Bus zwischendurch geht es weiter bis Madrid, das alte Moped schafft es besser mit nur einem Mann ohne Gepäck. Bald ist Córdoba erreicht.
An Tag 49 ist es nach sieben Wochen so weit: „Die Reise ist aus. Die. Reise. Ist. Aus. Was gibt es noch zu sagen, außer: Das war eine wunderschöne Zeit. Das war eine fantastische Zeit. Eine Zeit, die wir nie, niemals vergessen werden. Und wir sind heilfroh, dass sie vorbei ist.“ Mathias Spaan und Quintus Hummel sind am höchsten Punkt Gibraltars angekommen. und schreiben: „Jetzt blicken wir nach vorne, auf ein neues, anderes Abenteuer: Den Film! Aber vorher lassen wir alles sacken. Alles!“