Essen. Südländisches Aussehen ist nicht immer von Vorteil. So sehen es zumindest einige Fitnessstudio-Betreiber, die offenbar eine interne „Ausländerquote“ führen. Auch wenn sich nur die wenigsten trauen es offen zuzugeben. Immer öfter werden Migranten daher von Muckibuden als Kunden abgelehnt.

Vor kurzem erst wurde dem türkischstämmigen Recai Cetin eine Mitgliedschaft verweigert. Gemeinsam mit seinem (deutschen) Arbeitskollegen wollter der Ingenieur sich in einem Duisburger Fitnesscenter anmelden. Beim Probetraining hatte sie der Trainer in die Geräte eingewiesen, sogar einen Trainingsplan erstellt. „Den Vertrag hat er uns gleich mitgegeben“, sagt der 31-jährige Familienvater.

Ein paar Tage später lag dann ein Brief bei beiden im Postfach. Der Kollege zog die Bestätigung aus dem Umschlag, Cetin eine Absage des Studios. „Mit einer spanischen Adresse als Absender, bei meinem Arbeitskollegen mit der duisburger Studioanschrift.“ Sie haben die Briefe dann verglichen. „Sie hatten dieselbe Unterschrift.“

Nur ohne Kopftuch auf den Stepper

Auch eine Frau aus Dortmund bekam eine Absage von ihrem Studio. Nach dem Probetraining hieß es, sie dürfe nur ohne Kopftuch an Stepper oder Hanteln trainieren. "Der Geschäftsführer sagte, er wolle eine bestimmte Klientel im Laden haben", sagt der Ehemann der Betroffenen. Und: "Er habe schlechte Erfahrungen mit Muslimen gemacht." Ein Pärchen aus Lünen erlebte ebenfalls Diskriminierung in der Muckibude: Das türkischstämmige Ehepaar wollte sich gemeinsam anmelden – und wurde abgelehnt.

Der Betreiber des Lüner Studios wollte im Nachhinein klar stellen, dass er keineswegs ausländerfeindlich gehandelt habe: „Die Frau hätten wir aufgenommen. Es geht um ihren Freund. Denn wir haben ein massives Problem mit südländischen Männern.” Wenn man die Zahl südländischer Männer nicht begrenze, so der Betreiber, blieben viele andere Kunden weg, vor allem Frauen. „Die südländischen Männer haben eben ein gewisses Temperament im Blut.“ Schließlich sei für ihn als Betreiber nur eines wichtig: „Geld verdienen.“

"Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz"

Mit Sorge beobachtet Hartmut Reiners vom Anti-Rassismus Informations-Centrum NRW, kurz ARIC, die Vorfälle: „Dieses Problem tritt leider immer wieder auf“, sagt der Geschäftsführer. Und rät jedem Betroffenen sich zu wehren, zur Not auch rechtliche Schritte einzuleiten, denn: „Das ist ein klarer Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.“ Allerdings müssen die Betroffenen dem Studio nachweisen, dass sie aufgrund ihrer Herkunft abgewiesen wurden. Schließlich kann sich das Studio grundsätzlich aussuchen, mit wem es einen Vetrag eingeht. „Liegen aber Indizien für eine Diskriminierung vor, kann man durchaus klagen“, so Reiners.

Recai Cetin hat nun rechtliche Unterstützung von Reiners und seinem ARIC bekommen. „Nach der Ablehnung habe ich natürlich erstmal angerufen und mich nach den Gründen erkundigt“, sagt er. Doch: „Der Geschäftsführer meinte, dass sie diese Entscheidung nicht selbst treffen.“ Cetin vermutet, dass es intern eine Art „Ausländerquote“ gebe. Sei die überschritten, gehen automatisch Absagen an Leute raus, die einen auslänischen Namen haben.

Nachdem der Duisburger rechtliche Schritte eingeleitet hat, habe das Studio ihm ein Versöhnungsangebot machen wollen: „Ein kostenloses Jahresabo.“ Aber um eine Mitgliedschaft gehe es ihm schon lange nicht mehr. Sondern ums Prinzip: „Dass der Laden seine diskriminierenden Praktiken aufgibt.“