Lübeck. Nach dem tödlichen Trinkgelage dreier Schüler befürchtet der deutsche Lehrerverband, dass sich immer weniger Lehrer zu Klassenfahrten bereit erklären. Die Bereitschaft habe ohnehin dramatisch gelitten. Inzwischen hat die türkische Justiz zwei Verdächtige aus dem Hotel festgenommen.

Nach dem Tod von drei deutschen Realschülern nach einem Trinkgelage in einem südtürkischen Hotel hat die türkische Justiz am Montag zwei Verdächtige in Haft genommen. Es handele sich um leitende Angestellte des Hotels im Ferienort Kemer, in dem Ende März das tödliche Trinkgelage stattfand, meldete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Abend. Bei einer Überprüfung hatten die Behörden demnach gepanschten Alkohol in dem Hotel gefunden. Laut Anadolu wurden der für Speisen und Getränke in dem Hotel zuständige Manager und der Chefeinkäufer des «Anatolia Beach Hotels» in Untersuchungshaft genommen.

Klassenfahrten in Gefahr?

Der Deutsche Lehrerverband befürchtet nun, dass sich immer weniger Lehrer zu Klassenfahrten bereit erklären. «Die Bereitschaft hat sowieso dramatisch gelitten», sagte Verbandspräsident Josef Kraus der Nachrichtenagentur AFP. Ein Grund seien solche tragischen Unglücksfälle. Ein maßgeblicher Grund sei aber auch, dass sich zwar der Großteil der Schüler an die Regeln halte, ein Teil aber undiszipliniert sei und sich zum Beispiel betrinke.

Kraus sieht die Gefahr, dass immer weniger Klassenfahrten, Skikurse und Kursfahrten stattfinden. Das aber wäre in seinen Augen ein «Verlust für den Erziehungsauftrag der Schulen», denn auf Klassenfahrten täten Schüler sowohl etwas für ihre Bildung als auch für ihre Sozialkompetenz. Kraus plädierte an Lehrer und Schüler, aus dem «tragischen Fall» Konsequenzen zu ziehen.

Schüler werden obduziert

Die Leichen der beiden für hirntot erklärten Schüler werden obduziert. Nach Angaben der Lübecker Staatsanwaltschaft vom Montag soll geklärt werden, ob die 17 und 19 Jahre alten Lübecker Komapatienten wie ihr 21-jähriger in der Türkei gestorbener Mitschüler sich durch gepanschten Alkohol vergifteten.

Bei den zwei Schülern war nach Angaben der Universitätsklinik Schleswig-Holstein bereits am Samstag der Hirntod festgestellt worden. Die beiden Männer hatten zusammen mit Mitschülern während einer Klassenfahrt nach Antalya mutmaßlich mit Methanol versetzten Alkohol getrunken und waren danach ins Koma gefallen. Am Donnerstag waren sie von der Türkei nach Lübeck ausgeflogen worden.

Ein Mitschüler war noch im Hotelzimmer gestorben. Bei dem 21-Jährigen wurden zwei Promille hochgiftiges Methanol im Blut entdeckt, das laut Hamburger Staatsanwaltschaft von gepanschtem Alkohol stammen könnte. Insgesamt hatten sieben Realschüler eine Vergiftung erlitten. Vier von ihnen waren nach kurzer Zeit wieder aus einem türkischen Krankenhaus entlassen worden. (afp)

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