London. Schauspielerin Léa Seydoux entstammt einer mächtigen Film-Familie, lebt offline und schätzt ihre Unabhängigkeit - ein Bond-Girl, das keines sein will.

Wenn Léa Seydoux über ihren Schauspielberuf spricht, dann klingt das so, als wolle sie auf groteske Weise das Klischee des französischen Mädchens bedienen. So erzählte sie der britischen "Vogue" in einem am Donnerstag erscheinenden Interview, sie habe den Beruf der Schauspielerin gewählt, um sich einen Schutzort zu schaffen. "Damit Leute auf mich aufpassen. Du wirst überall hingebracht, kommst in wundervollen Hotels unter und jeder passt auf Dich auf."

Nun ist es nicht so, dass Léa Seydoux als Tellerwäscherin angefangen hat. Die 30-jährige Darstellerin ist die Enkeltochter von Jérome Seydoux, dem früheren Präsidenten der Filmproduktion Pathé, eine der größten Frankreichs. Ihre Großonkel Michel und Nicolas Seydoux sind Geschäftsführer des Mega-Filmverleihs Gaumont, ihre Mutter Valérie Schlumberger ist selbst Schauspielerin.

Auch interessant

Im Schatten einer mächtigen Familie

Heute muss Léa Seydoux im Schatten ihrer mächtigen Familie leben und sich bemühen, den Eindruck zu erwecken, sie habe es selbst geschafft. "Mein Großvater hat nie das geringste Interesse an meiner Karriere gezeigt und auch keinen Finger dafür gerührt. Und ich habe ihn nie darum gebeten oder ihn irgendetwas gefragt", sagt sie fast trotzig in einem Interview.

Auch in das Klischee eines Bond-Girls will sie so gar nicht reinpassen. Ihre Figur Madeleine Swann sei anders. Sie sei nicht von Bond abhängig. "Mich als Bond-Girl auszuwählen ist ein Statement. Ich bin nicht das typische Bond-Girl."

Weder Fernsehen noch Internet zu Hause

So selbstbestimmt ihre Interpretation des neuen Bond-Girls ist, setzt die platinblonde Erbin im Privaten eher auf Understatement. "Ich mag diese Modernität nicht. Ich habe nicht einmal Fernsehen oder Internet zu Hause. Das Internet macht mir Angst."

James Bond und die Frauen: Daniel Craig mit Léa Seydoux und Monica Bellucci (r).
James Bond und die Frauen: Daniel Craig mit Léa Seydoux und Monica Bellucci (r). ©  Facundo Arrizabalaga

Sätze, die wie der Versuch von Legendenbildung anmuten, bedenkt man, dass Léa Seydoux eine hippe Webseite pflegt, in Frankreich ein Werbestar ist und international schon vielen Hollywood-Filmen ihr Gesicht geliehen hat. Sie spielte in Ridley Scotts Neuverfilmung von "Robin Hood", in Woody Allens "Midnight in Paris" und gewann mit der Comicverfilmung "Blau ist eine warme Farbe" die Goldene Palme von Cannes.

Durchbruch mit "Blau ist eine warme Farbe"

Der Hauptpreis für das Drama um die Liebesgeschichte von zwei Frauen wurde dabei ausnahmsweise nicht nur an den Regisseur, sondern auch an die beiden Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos vergeben. In Frankreich blieb der Film nicht nur wegen seiner achtminütigen sehr intimen Liebesszene monatelang im Gespräch, Léa Seydoux schimpfte obendrein trotz des Kritikerlobs, sie werde nie wieder mit dem Regisseur Abdellatif Kechiche drehen, der für seinen wenig charmanten Umgang mit Darstellern bekannt ist.

Dennoch diente das Drama von 2013 Léa Seydoux als Durchbruch und als Wegbereiter für ihren Part als Bond-Girl. In ihren Interviews will sie die Distanz zum Publikum wahren. Sie spricht nicht über ihre Beziehungen, sondern über ihren Beruf. Sie will nicht den Wünschen anderer genügen, wie ihre Mutter es ihr vorgelebt hat. Der Vergleich mit der jungen Catherine Deneuve gefällt ihr. Ein Star, der bis heute wie eine Heilige verehrt wird. Die Attitüde hat sie schon einstudiert.