Essen. Jedes Jahr werden in Deutschland fast 20.000 Pkw gestohlen. Bürger in NRW gehören zu den häufigsten Opfern - die “Klau-Hochburg“ liegt aber im Osten.
Wo werden die meisten Autos geklaut? Welche Landespolizei klärt die Kfz-Diebstähle am besten auf? Und welche sind die aktuellen fiesen Tricks der Schieber-Banden? Einige Antworten überraschen.
Wie viele Autos werden im Jahr in Deutschland gestohlen?
Die Zahlen schwanken etwas. Nach den neuen Daten des Bundeskriminalamtes aus diesem Sommer und denen der Versicherungswirtschaft dürften es jährlich bundesweit zwischen 18.000 und 19.000 kaskoversicherte Pkw sein. Nach BKA-Angaben wurden 2014 4027 Pkw in NRW entwendet – das ist unter den Ländern Platz 2 nach dem wesentlich kleineren Berlin (4162 Diebstähle). Gestohlen werden jedes Jahr auch ungefähr 2200 Lkw und Zugmaschinen und 7000 Motorräder.
Wie sieht der langfristige Trend aus?
Tatsächlich sind die Diebstahlszahlen über die beiden letzten Jahrzehnte dramatisch gesunken, was wohl der besseren Fahrzeugsicherung zu verdanken ist. Die Versicherer sprechen heute von einem „niedrigen Niveau“. Denn vor 20 Jahren sah die Lage ganz anders aus: Da verschwanden jährlich rund 100.000 Fahrzeuge. Aktuell sinken die Diebstahlszahlen bei Lkw und Motorrädern besonders stark.
Wo sind die „Klau-Hochburgen“ in Deutschland?
Laut Gesamtverband der Versicherungswirtschaft werden in Berlin die meisten, in Hamburg die teuersten Autos geklaut. Das Portal preisvergleich.de hat eine Hitliste der besonders diebstahlsgefährdeten Städte veröffentlicht.
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Das Ranking: Frankfurt/Oder auf Platz 1, dann Görlitz in Sachsen, Berlin, Potsdam und Dresden. Das sind alles Städte, die nahe der östlichen Bundesgrenze liegen. Aachen ist die Hochburg in NRW – erklärbar, weil wie bei den Spitzenreitern auch hier die Grenze direkt nebenan passiert werden kann. Ruhig schlafen können die Autobesitzer in Garmisch, Kempten, Freising und Reutlingen, wie überhaupt im ganzen Süden und Südwesten.
Werden Diebstähle überhaupt aufgeklärt?
Die Städte mit besonders viel Autoklau weisen auch die schlechtesten Aufklärungsquoten der Polizei auf. So liegt sie in Berlin (2013) gerade bei 9,7 Prozent. Etwas besser sieht es in den NRW-Hochburgen mit Düsseldorf (11,6 Prozent) und Aachen (11,3 Prozent) aus. Und ausgerechnet die süddeutschen Regionen liegen mit Aufklärungen von teils über 60 Prozent vorn - mit Coburg als Spitzenreiter (87 Prozent).
Wohin verschwinden die gestohlenen Fahrzeuge?
Polen bleibt nach Ansicht des Bundeskriminalamtes „einer der zentralen Staaten der internationalen Kfz-Verschiebung“. Die östlichen Regionen rundherum sind der wichtigste Absatzmarkt. Bei Lkw kommen andere „Zielländer“ hinzu: Sie liegen im Nahen Osten und in Zentralasien, die Laster werden durch die Türkei und Syrien dorthin geschmuggelt.
Wer stiehlt die Fahrzeuge?
Der kleine Autodieb, der die Tür an der Fahrerseite aufbricht, ist längst aus dem Rennen. Die Polizei spricht von „hoch qualifizierten, spezialisierten und in der Regel arbeitsteilig vorgehenden Tätergruppen“. Das ist kein Wunder: Elektronische Sicherungssperren sind zu knacken, Fahrzeugpapiere zu fälschen ebenso wie Fahrzeug-Identifizierungsmerkmale (Motornummern) zu manipulieren.
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Es bedürfe auch einer „umfangreichen Logistik“, das Diebesgut an den neuen „Eigentümer“ zu bringen, sagt das BKA. Kriminelle aus Polen und Litauen sind oft die Spitzenkräfte unter den insgesamt 18.000 Tatverdächtigen im Jahr 2014.
Welche Fahrzeuge werden besonders gerne gestohlen?
Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) stellt jedes Jahr eine Hit-Liste auf, die auf der Diebstahlsrate je 1000 kaskoversicherter Pkw beruht. Die jüngste stammt aus 2013. Danach gehören zu den Top-Ten, der Reihe nach: BMW X6 Xdrive, Toyota Lexus, BMW X5/X6 3,0 Liter, BMW M3 Coupé, dann mehrere Modelle Range- bzw. Lande Rover und der Toyota Land Cruiser mit 3-Liter-Dieselmotor. Rein zahlenmäßig lag (Stand 2013) in Deutschland Volkswagen mit knapp 6000 Fahrzeugen vorn, es folgten die Marken Audi, BMW, Mercedes und Skoda.
Mit welchen Tricks werden die Autos heute geknackt?
Die Studie von preisvergleich.de nennt vier aktuelle Methoden, Fahrzeuge aufzubrechen:
- Das Klonen von Autoschlüsseln. Die Täter stehlen den Schlüssel unbemerkt, beschaffen sich den Zugangscode und fahren das Auto dann selbst weg.
- Die Funksignale des Schlüssels werden aus der Nähe abgefangen, wenn der Fahrer gerade den Wagen öffnet.
- Ein Stahlschlüssel als „Passe par tout“, mit dem ursprünglich Schlösser geöffnet werden sollen, für die der Schlüssel verlorengegangen ist.
- Die Diebe knacken nicht den Wagen, sondern die Haustür des Fahrzeugbesitzers. Sie nehmen vom Schränkchen im Flur Schlüssel samt Fahrzeugpapiere mit.