Hannover/Dresden. Hat die Datingplattform Lovoo Profile weiblicher Nutzer kurzerhand selbst generiert? Das legen Dokumente nahe, die der “c't“ zugespielt wurden.
Die Online-Datingplattform Lovoo hat laut einem Bericht der Fachzeitschrift "c't" möglicherweise in großem Stil gefälschte weibliche Profile eingesetzt. Angelockte Nutzer sollen damit zeitweise rund 5000 Euro für bezahlpflichtige, aber vergebliche Kontaktversuche ausgegeben haben - übers Jahr gerechnet habe so ein Schaden von mehr als einer Million Euro zusammenkommen können. Lovoo wies am Freitag die Vorwürfe zurück. Die Anschuldigungen "beruhen auf zweifelhaften Dokumenten und Daten, die dem Magazin anonym zugespielt" worden seien, erklärte eine Firmen-Sprecherin.
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Ein anonymer Tippgeber hat nach Angaben der "c't" der Redaktion unaufgefordert Dateien zugespielt, darunter angeblich E-Mails der Führungsriege der Plattform. Man habe aber "bislang keinerlei Hinweise auf eine Manipulation" der mehr als 50 Gigabyte Daten entdeckt, berichtet das Magazin. Stattdessen gebe es Hinweise auch im Programmcode, dass Benutzerprofile mit Bildern aus anderen Plattformen erstellt wurden und mit Hilfe von Skripten wie echte Profile agieren konnten.
Lovoo gibt keine konkreten Antworten
Die Redaktion habe nach Abschluss der Recherche die Unternehmensführung mit konkreten Fragen konfrontiert und auch auszugsweise belastendes Material vorgelegt, schreibt die "c't". Lovoo habe nicht konkret zu den Fragen Stellung genommen. Lovoo sagt dagegen, dass das Unternehmen "mehrfach angeboten", habe, "die entstandenen Fragen des Magazins in einem Pressegespräch zu beantworten".
Kurz nach Ende der Recherche soll dem Bericht zufolge Lovoo begonnen haben, "Profile in erheblichem Umfang von der Plattform zu entfernen". Seit dem 12. September hätten die Testpersonen von "c't" plötzlich jeweils "mehr als die Hälfte ihres Lovoo-Bekanntenkreises verloren". Nach Unternehmensangaben nutzen die App des Dresdner Unternehmens, die es für Android und iOS gibt, monatlich weltweit rund fünf Millionen Menschen. (dpa)