Robert Atzorn überzeugt als Demenzkranker in „Mein vergessenes Leben“. ZDF zeigt die Tragikkomödie am Montagabend um 20.15 Uhr.

Alexander schaut in den Spiegel. Er steht im Bad eines teuren Restaurants. Gerade hat der Pensionär mit einer hübschen jungen Frau Austern geschlürft. Nun entgleiten ihm die Gesichtszüge beim eigenen Anblick. Hektisch kramt er nach seinem Notizbuch, schlägt es auf: „Du bist unheilbar an Demenz erkrankt“, steht darin geschrieben. Eine Nachricht, eher eine Erinnerung von seinem Sohn.

Autor und Regisseur Gernot Krää („Paulas Geheimnis“) bietet mit „Mein vergessenes Leben“ eine ungewöhnliche Sicht auf das Thema Demenz. Er erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Kranken heraus, der immer öfter mit dem Verlust seiner Erinnerung kämpft und im nächsten Moment unbeschwert dahin lebt, weil er es wieder vergessen hat.

Die großen Puzzleteile fehlen

Der Geruch der liebsten Tabakmarke, die chemische Zusammensetzung von Wasser oder ein paar italienische Vokabeln. Alexander, gespielt von Robert Atzorn, ist gebildet und erinnert sich an Details. Doch ihm fehlen immer öfter auch große Puzzleteile. So kann er sich von seiner verstorbenen Frau kein Bild mehr machen. Auch von einem Verhältnis mit der Gattin seines Arbeitskollegen weiß er nichts. „War ich ein Arschloch?“, fragt er entsetzt. Ebenso hakt es beim Kurzzeitgedächtnis. Wer ist die junge Frau, die morgens aus der Dusche kommt?

Die Familie weiß Bescheid – noch bevor Alexander selbst ein Bewusstsein für seine Krankheit entwickelt. Tochter und Sohn machen sich Sorgen, möchten ihren Vater im betreuten Wohnen unterbringen. Doch der will leben. Nur Enkel Leon scheint Zugang zur fremden Welt zu finden, in der Alexander sich aufhält. Der Junge interessiert sich für Naturwissenschaften, findet die Sache mit dem Gedächtnis interessant. Er vergleicht den Opa mit seinem Goldfisch, der sich nur an die vergangenen 60 Sekunden erinnern kann – und ja auch ein Freund sei.

Robert Atzorn verkörpert seine Charakter-Rolle als dementer Rentner mit großer Authentizität. So glaubwürdig sind die Szenen, in denen er gar nichts sagt, weil er in Gedanken dem Nichts begegnet, dass der Fernsehfilm etwas Beklemmendes hat. Der Zuschauer spürt seine Leere und die damit verbundene Angst. Durch Musik und Kameraführung wird das noch unterstrichen, wobei technische Mittel zu keiner Zeit aufdringlich wirken. Immer steht Robert Atzorn als Alexander im Vordergrund.

Fazit: Einfühlsam erzählte Geschichte, gleichzeitig komisch und tragisch, klasse besetzt.

ZDF, 20.15 Uhr