Mainz. In „Sein gutes Recht“ kämpft Thekla Carola Wied für ihre Jugendliebe Matthias Habich. Der Film ist ein behutsam inszeniertes Drama von großer Aktualität.

Das Thema ist schwer, doch der Film „Sein gutes Recht“ hat Herz. Regisseurin Isabel Kleefeld und Drehbuch-Autor Marco Wiersch bieten mit dem Demenz-Drama kein banales TV-Märchen, sondern intelligente Unterhaltung. Klugerweise hängt das ZDF an das Melodram (Montag, 20.15 Uhr, ZDF) um 21.45  Uhr eine 25-minütige Pflege-Dokumentation.

Die ersten Bilder des Spielfilms führen behutsam ins Thema ein. Leni (Thekla Carola Wied) spürt ihre Einsamkeit brutal, als sie ihren besten Freund tot vorfindet: ihren Papagei. Da trifft es sich gut, dass sie zufällig Jugendliebe Max (Matthias Habich) wiedersieht – die erste Begegnung nach vielen Jahren. Sofort ist wieder die alte Vertrautheit da. Leni und Max machen da weiter, wo sie in Tanzstunden-Tagen aufgehört haben. Doch bald legt sich ein Schatten über das Beziehungsidyll eines reifen Paares: Bei Max zeigen sich erste Spuren von Demenz. Und das ist nur der Anfang. Die resolute Leni nimmt den Kampf auf, gegen die Krankheit und, mehr noch, gegen die Bürokratie, gewitzt und mit einer Extraportion Hartnäckigkeit.

Thekla Carola Wied "musste diese Rolle spielen"

Für Thekla Carola Wied war der Film eine Riesenchance. Die 71-jährige Schauspielerin wurde zum Publikumsliebling durch populäre Serien. Jetzt zeigt sie, dass sie einem Charakter-Darsteller wie Matthias Habich in keiner Hinsicht nachsteht. Thekla Carola Wied: „Nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte, dachte ich: Nicht nur dieser Film muss gemacht werden, ich muss auch diese Rolle spielen! Auf so etwas wartet man lange. Es wäre schön, wenn mehr solche Drehbücher kämen, das war ein Glücksfall.“

Denn „Sein gutes Recht“ greift eines der großen Themen einer Gesellschaft mit steigendem Durchschnittsalter auf. „Schon heute“, weiß die ehemalige Folkwang-Schülerin, „sind 1,3 Millionen Menschen in Deutschland auf Betreuung angewiesen, Tendenz steigend. Es gibt immer mehr Demente, sogar junge Leute bekommen die Krankheit. Das ist erschreckend. Deshalb sollte man dem Thema eine größere Aufmerksamkeit widmen.“

"Im besten Fall regen wir eine Diskussion an"

Dass sich dieser Tage bereits Til Schweiger mit seiner Tragikomödie „Honig im Kopf“ erfolgreich mit Demenz auseinandergesetzt hat, schmälert den Wert des ZDF-Films nicht. Im Gegenteil: Schweiger versprach dem Kino-Publikum Entlastung durch Humor, die TV-Produktion des Esseners Michael Souvignier indes will eher eine Diskussion über Recht und Moral lostreten. Dass immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, hat in unserer Gesellschaft Fragen aufgeworfen, die längst noch nicht alle beantwortet sind.

Welchen Beitrag der Film leisten kann, schätzt Thekla Carola Wied vorsichtig ein: „Im besten Fall holen wir den Zuschauer emotional ab und regen eine Diskussion an.“

Thekla Carola Wied und ihr Mann indes haben sich schon auf eine mögliche Pflege-Situation vorbereitet: „Wir haben eine Betreuungsverfügung getroffen, schon vor drei Jahren. Nahestehende Menschen aus meiner Familie und der Familie meines Mannes kümmern sich dann im Fall der Fälle.“

Fazit: Auftrüttelnder Film mit Schauspielern in bester Form fühlt den Puls der Zeit.