Stockholm. Der Chemienobelpreis geht an Venkatraman Ramakrishnan, Thomas A. Steitz und Ada E. Yonath für ihre Forschungen zur "Struktur und Funktion der Ribosome". Die Geehrten kommen aus Großbritannien, Israel und den USA. Ihre Forschung ist relevant für die Entwicklung von Antibiotika.

Der diesjährige Nobelpreis im Bereich Chemie geht an drei Wissenschaftler, die sich um die Erforschung der Ribosome verdient gemacht haben. Der indischstämmige US-Bürger Venkatraman Ramakrishnan, der Amerikaner Thomas A. Steitz und die israelische Wissenschaftlerin Ada E. Yonath erhalten jeweils ein Drittel des Preisgeldes. Die Erkenntnisse der Preisträger bilden die Grundlage für zahlreiche Antibiotika.

Grundleger Prozess in lebenden Organismen

Der Nobelpreis

Nach dem Willen seines schwedischen Stifters geht der Nobelpreis an "die Person, die die bedeutendste Entdeckung oder Erfindung" im jeweiligen Fachgebiet gemacht hat. Er wird seit 1901 verliehen in den Bereichen Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und Frieden. 1968 etablierte die Schwedische Zentralbank einen Nobelpreis auch für Wirtschaftswissenschaften.

Der Stifter Alfred Nobel (1833-1896) machte sein Vermögen mit der Erfindung des Dynamit und das Industrieimperium, das er auf dieser Grundlage aufbaute. Die Grundlage für den Nobelpreis legte er in seinem Testament.

Zu den Preisträgern gehörten in der Vergangenheit Marie Curie (Chemie und Physik), Joseph E. Stiglitz (Ökonomie) oder Hermann Hesse (Literatur). Mehrere führende Politiker erhielten die Medaille für ihre Bemühungen um den Frieden, darunter der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Der Preis ist mit jeweils 10 Millionen schwedischen Kronen dotiert, umgerechnet knapp eine Million Euro.

Ribosome stellen Einweiße (Proteine) in den Zellen her, die die chemischen Prozesse in allen lebenden Organismen bestimmen. Die Preisträger haben das Aussehen und die Funktionsweise der Ribosome auf atomarer Ebene aufgezeigt, teilt die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften mit. Dazu bedienten sich alle drei der sogenannten Röntgen-Kristallographie, um die Position jedes der Hunderttausende Atome darzustellen, aus denen ein Ribosom besteht.

Die DNA-Moleküle sind die Träger des menschlichen Erbguts, sie enthalten sozusagen den Entwurf für Menschen, Pflanzen oder Bakterien und für ihre Funktionsweise. Doch damit die passive DNA ihre Wirkung entfalten kann, sind Ribosome nötig. Ribosome stellen Eiweiße her: Eiweiße wie das Sauerstoff transportierende Hämoglobin, die Antikörper des Immunsystems, Hormone wie das Insulin, das Collagen der Haut oder Enzyme, die zur Zersetzung von Zucker nötig sind. Im menschlichen Körper gibt es Zehntausende Proteine, die alle unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Antibiotika blockieren Ribosome in Bakterien

Viele Antibiotika heilen Krankheiten, indem sie die Funktion der bakteriellen Ribosome blockieren. Denn auch Bakterien benötigen zum Überleben funktionierende Ribosome. Damit ist deren Verständnis zentral für die Erforschung neuer Antibiotika, die die Ribosomen der Bakterien angreifen, die des menschlichen Körpers aber intakt lassen.

Die Geehrten haben 3D-Modelle entwickelt, die darstellen, wie verschiedene Antibiotika das Ribosom binden. Diese Modelle werden in der medizinischen Forschung direkt eingesetzt.

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