Essen. . Das Geschäft mit den Gefühlen: Wie sich Nutzer von Dating-Portalen im Internet vor Abzocke schützen können. Denn oft tappen sie in die Abo-Falle.

Normalerweise hätte er das hübsche Mädchen mit dem knappen Bikini nicht angeklickt. Er war schließlich nicht an einem Internet-Flirt interessiert. Doch die Männerrunde in der Kneipe hatte mal wieder länger gedauert. Frau und Kinder waren verreist. Außerdem hatte er bei einem Ein-Euro-Premium-Abo für zwei Wochen kaum etwas zu verlieren – wollte er das Angebot doch sofort wieder kündigen. Zwei, drei Klicks später freute er sich über die eingestellten Profile der Frauen auf der Singlebörse. Was ein preiswerter Spaß sein sollte, entpuppte sich allerdings als Falle. Erst viel später bemerkte der Mann, dass sich der Vertrag automatisch verlängert hatte und monatlich rund 90 Euro abgebucht wurden.

Fälle wie dieser landen derzeit nahezu täglich bei Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Mit billigen „Schnupperabos“ wird die Kundschaft gelockt. Doch wer vergisst, rechtzeitig und formgerecht zu kündigen oder zu widerrufen, bei dem verlängert sich das Abo häufig automatisch um sechs Monate oder gar ein Jahr. So werden aus dem Ein-Euro-Lockangebot schnell bis zu mehrere Hundert Euro, die der Anbieter für die Nutzung der Seite fordert. Was beim Handyvertrag oder bei einem Abo für das Fitnessstudio üblich ist, hält Rehberg bei den Angeboten zur Partnersuche für nicht gerechtfertigt. „Ich kann aus dem Angebot nicht raus, auch wenn ich den passenden Partner längst gefunden habe“, sagt die Verbraucherschützerin.

Vorsicht: Hinter manchen Dating-Portalen lauern Abo-Fallen!

Nicht nur die Abo-Verlängerungen werden zum Problem. Selbst Marktführer wie etwa Elitepartner oder Parship verlangen von ihren Kunden mehr Geld als vermutet. Manche Anbieter rechnen bei der Kündigung oder beim Widerruf die Nutzung nach Kontakten ab und nicht nach Laufzeit. Rehberg hält diese Geschäftspraxis für rechtswidrig. Sie fordert Kunden auf, diese Beträge, die sich innerhalb der Widerrufsfrist vermeintlich angesammelt haben, nicht zu zahlen. Derzeit läuft ein Verfahren der Verbraucherzentrale Hamburg gegen einen der größten Anbieter.

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Vor allem Männer zahlen für Kontakte zu Frauen. Die meisten wollen sich nicht nur virtuell mit ihnen treffen, sondern irgendwann auch im realen Leben. Manche suchen die schnelle Affäre, andere die Liebe fürs Leben. Um den Richtigen oder die Richtige zu finden, geben die Kunden viel Privates, Vorlieben, Stärken und Schwächen dem digitalen Anbieter preis. Die Partnervermittlung sucht dann das passende Gegenstück.

Über 1000 Euro Kosten im Jahr bei unseriösen Dating-Portalen

Was die Kontaktbörsen versprechen, ist nicht immer erfolgreich. Allein über 1000 Beschwerden sind nach eigenen Angaben bisher beim Kündigungsportal aboalarm.de zur Kontaktbörse dateformore.de eingegangen. Mehr als 200 anwaltliche Verfahren hat der Kündigungsservice angestrengt. Zum Verhängnis wurde den Kunden eine Formulierung in der Kündigung. Bei einigen Nutzern belief sich der Betrag nach rund einem Jahr auf mehr als 1000 Euro. Ähnliche Beschwerden gab es über die Portale Parwise.de, Primesingles.de oder Just-date.de.

„Auf dem Dating-Portalmarkt herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck“, sagt Bernd Storm van’s Gravesande, Geschäftsführer des Kündigungsportals. „Jeder Anbieter muss den Umsatz wieder erzielen, den ihn die Registrierung gekostet hat.“ Jeder Kunde, der länger das Portal nutzt, ist also viel Geld wert. Zudem gehen viele Unternehmen davon aus, dass die Nutzer von einer Klage absehen. „Die Scham ist Teil des Geschäftsmodells“, sagt Storm van’s Gravesande. Dabei stehen die Chancen auf eine außergerichtliche Einigung mit den Portalbetreibern nicht schlecht. Schlechte Nachrichten kann in diesem Geschäft keiner gebrauchen.

"Bankdaten und persönliche Angaben nie sofort preisgeben"

Der Kündigungsexperte rät den Nutzern zu einem „gesunden Misstrauen“. „Bankdaten und persönliche Angaben nie sofort preisgeben“, sagt Storm van’s Gravesande. Gerade in Liebesdingen. Vor allem, wenn kurz nach der Anmeldung bereits eine Vielzahl von Angeboten attraktiver Frauen und Männer im digitalen Postfach landen. „Das sollte jeden stutzig machen“, sagt der Experte. „Eine realistische und kritische Einschätzung lässt viele unseriöse Angebote auffliegen.“

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Meist geraten Nutzer arglos in die Abo-Falle. Kündigungsbedingungen sind häufig auf den ersten Blick nicht erkennbar, sondern versteckt im Kleingedruckten. „Der Verbraucher muss vor Abschluss eines Vertrags genau wissen, was auf ihn zukommt“, sagt Verbraucherschützerin Rehberg. Jeder sollte sich die Zeit nehmen, die Seiten genau anzuschauen. Auch bei der Kündigung per E-Mail gab es in einigen Fällen Ärger. Manche Anbieter verlangen eine schriftliche Kündigung per Brief. Auch davon sollten sich die Kunden nicht einschüchtern lassen, sagt Rehberg. Für sie ist eine solche Klausel unwirksam. Eine einheitliche Meinung zu Abo-Fallen auf den Dating-Portalen herrscht bei den Richtern noch nicht vor, sagen Verbraucherschützer. Wer klagt, muss auf die wohlwollende Haltung des Gerichts hoffen.

Die Verbraucherzentrale hilft

Die Verbraucherzentralen beraten Kunden telefonisch, per E-Mail oder auch persönlich. (www.verbraucherzentrale.de), Hotline für Fragen zu Internet und Telefon: 0900 /1 775 441 (kostenpflichtig).
Auch für eine kurze persönliche Beratung fallen Kosten an.