Frankfurt/Main. Die illegale Rennszene hat ihre eigenen Regeln, und diese haben mit der Verkehrsordnung nur wenig zu tun. Für Unbeteiligte stellen sie ein Risiko dar.

Schnelle Autos, Nervenkitzel und hohe Risikobereitschaft - das zeichnet die illegale Rennszene in Deutschland und anderswo aus. Mitten durch die Stadt, auf Landstraßen oder auf Autobahnen treten die Raser gegeneinander an. In Deutschland kamen dabei schon mehrere Unbeteiligte ums Leben. "Das Wichtigste ist, dass man eine Art Ethik in die Szene bringt", sagt der Verkehrssoziologe Alfred Fuhr.

Wer gehört eigentlich zu dieser Rennszene?

Alfred Fuhr: Man hat es nicht mit Asozialen zu tun, sondern mit Spezialisten, die eine gewisse Begeisterung haben für Autos und Motoren, aber auch für das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei und den Ordnungskräften.

Was treibt diese Leute an?

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Fuhr: Ein Ziel ist es, die illegalen Autorennen per Video aufzunehmen, das ist ja mit den Handys kein Problem mehr. Es werden kleine Filme gedreht und dann etwa als Kinderfilme getarnt ins Netz gestellt oder auch zur Polizei geschickt unter dem Motto: "Ihr kriegt uns ja sowieso nicht." Und klar, dann geht es natürlich um Geld und auch darum, dass man zur Not sein Auto (als Wetteinsatz) einsetzt. Da reden wir dann von 15 000 bis 30 000 Euro. Dann wechselt zum Beispiel der Fahrzeugbrief.

Gibt es Gegenmittel gegen die illegale Raserei?

Fuhr: Die Polizei ist ja auch an den Leuten dran und kommt in die Szene rein. Nur auf der anderen Seite haben die natürlich auch Sicherungen einbebaut und kriegen mit, dass da jemand von der Polizei ist. Es sind eben Katz-und-Maus-Spiele. Mal gewinnt die Polizei und kann dann auch Autos einziehen, was als größte Strafe gilt. Aber es gelingt nicht, die Szene komplett auszutrocknen. Wir müssen damit leben. Das Wichtigste ist, dass man eine Art Ethik in die Szene bringt, und es gelingt, dass keine Zuschauer mehr dabei sind. Es geht ja eigentlich vor allem ums Filmen.

Haben solche tragischen Unglücke wie in Bremen oder Köln mit völlig Unbeteiligten eine abschreckende Wirkung?

Fuhr: Ich fürchte, dass das bei dem Fatalismus, die diese Truppe an den Tag legt, sozusagen noch ein Stück befeuernd wirken könnte, dass man jetzt noch mehr Öffentlichkeit hat. Wir stehen da vor dem Paradox: Hilft Öffentlichkeitsarbeit, in dem man das anprangert, oder hilft das eher die Attraktivität (solcher Rennen) zu steigern. So richtig ausgewachsen sind die männlichen Hirne, die sich so was ausdenken, natürlich nicht. (dpa)