Mainz. . Der Neue beim Zweiten ist ein alter Hase. Der 51-jährige Musikkabarettist hat Bühnen- und Fernseherfahrung. Was er vorhat, verrät er im Interview.

Lars Reichow ist in der Republik bestens bekannt als Musikkabarettist. Am Dienstag, 23.15 Uhr, startet der 51-jährige Mainzer im ZDF die „Lars Reichow Show“ mit Musik, Gags und Talk. Mit dem Künstler sprach Jürgen Overkott.

Man nennt Sie den „Klaviator“. Auf welcher Klaviatur spielen Sie in der „Lars Reichow Show“?

Lars Reichow: Eine eigene Show im ZDF zu haben, das ist für mich die Erfüllung eines Traums. Ich träume von sympathischen, skurrilen, unterhaltsamen Gästen und begeisterten Zuschauern. Ich wäre wirklich gerührt und geschüttelt, wenn ich in Zukunft alles, was ich kann, in dieser Show anklingen lassen kann. Kurz: Ich lege mein Schicksal in die Hände des Zweiten Deutschen Fernsehens!

Aber mal Scherz beiseite: Gibt es in Ihrer Show auch Musik - und spielt der Chef noch selbst?

Reichow: Das ist eine sehr gute Frage. Eine Big-Band mit einer Handbewegung zum Schweigen zu bringen, das kann jeder. Mein Ziel ist es, den Gästen am Ende der Show einen musikalischen Teppich auszurollen. Und ja – ich spiele selbst!

Sie haben Ihre Karriere in der Jazzband Ihres Vaters angefangen. Hat das Ihr Improvisationstalent über die Musik hinaus geschult?

Reichow: Jazz ohne Improvisation ist undenkbar. Ähnlich ist es mit dem Moderieren. Wer sich nur an vorgegebene Texte hält, der weiß nicht, wie schön es ist, alles für einen besonderen Moment über den Haufen zu werfen, um dem Gast die Bühne zu überlassen.

Ich will einen Talk machen mit vielen Überraschungen, aber jeder Entertainer weiß: Nur aus einem gefüllten Ärmel kann man etwas herausschütteln.

Sie haben nach einem Lehramtsstudium eine Zeitlang an einer Schule unterrichtet. Was stählt mehr fürs Fernsehen - die Kabarettbühne oder der Unterricht?

Reichow: Die Schule, die Bühne, das Fernsehen; das sind ganz verschiedene Kampfsportarten: Als Lehrer kämpft man um die Aufmerksamkeit seiner Schüler. Mit jeder eingehenden SMS kann es zu Ende sein. Ein Kabarettist kämpft um seine Ehre, seine Haltung. Er will die Welt retten, aber am liebsten vor ausverkauftem Haus. Aber wer im Fernsehen arbeitet, der handelt im Auftrag einer ganzen Nation. Da muss man eigentlich vorher in Drachenblut gebadet haben!

Was haben Sie auf der Bühne gelernt?

Reichow: Oh, die Bühne ist ein wunderbarer Ort, um sich weiter zu entwickeln. Ich habe gelernt, wie man die Aufregung umwandelt in Spiellust, Angst in Adrenalin. Es ist ein unglaubliches Erlebnis, mit dem Publikum zu lachen oder auch mal den Tränen nah zu sein. Das, was ich heute kann, habe ich meinen Erfahrungen auf der Bühne und meinen Zuschauern zu verdanken.

Was lässt sich von der Bühne aufs Fernsehen übertragen?

Reichow: Vor allem die Bühnenpräsenz. Der Spaß an der Arbeit. Die Lockerheit. Die Inszenierung. Die Natürlichkeit im Dialog mit dem Zuschauer, mit den Gästen. Der Mensch vor dem Bildschirm möchte dabei sein, wenn etwas Besonderes passiert.

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Von Susanne Meimberg

Aber man darf nicht vergessen, dass es ein völlig anderes Medium ist, mit anderen Gesetzen. Eine einzige Kameraeinstellung entscheidet über das, was alle Zuschauer miterleben!

Wie wichtig ist Fernsehpräsenz fürs Tour-Geschäft?

Reichow: Sehr wichtig! Wer im Fernsehen ist, ist bekannt. Wer bekannt ist, der wird erkannt. Mein aktuelles Tournee-Programm heißt „Freiheit“ und ich kann es jetzt schon empfehlen!

Sie sind auch bei „Mainz, wie es singt und lacht“ aufgetreten. Wie groß ist die Schnittmenge zwischen Kabarett und Karneval?

Reichow: Ich glaube, sie ist viel größer als man früher gedacht hat. Die Narren hören ja nicht auf zu denken, nur weil Karneval ist. Alle haben großen Spaß an klaren Ansagen und übertriebenen Formulierungen. Ich bin sehr stolz darauf, dabei zu sein. Die politischen Redner haben in der Mainzer Fastnacht eine große Tradition. Sehr viele Zuschauer kommen anschließend zu mir ins Theater. Das schließt sich der Kreis.

„Lars Reichow Show“: Dienstag, 21. Juli, 23.15 Uhr, ZDF