Essen. Die ARD berichtet erstmals nach drei Jahren wieder live über das berühmteste Fahrradrennen der Welt. Gleich zu Beginn hat ein Deutscher gute Chancen.

Die dreijährige Sendepause ist beendet. Erstmals seit 2012 überträgt die ARD wieder die Tour de France, das bedeutendste Etappenrennen der Welt. Wenn am Samstag in Utrecht beim 13,8 Kilometer langen Auftakt-Zeitfahren (16.10 bis 17.45 Uhr) die Kameras auf die 198 Radprofis gerichtet sind, könnte am Ende der Live-Übertragung Tony Martin sein Jersey des deutschen Zeitfahrmeisters gegen das berühmteste gelbe Leibchen der Sportwelt tauschen. Ein Deutscher in Gelb gleich bei der ersten Etappe würde die Einschaltquoten für die nächsten drei Wochen bei der 3360 Kilometer langen Fahrt sicherlich ankurbeln.

Viele Skandale, sinkende Quoten

Wegen der sinkenden Quoten und der zahlreichen Dopingskandale waren ARD und ZDF aus der Berichterstattung ausgestiegen. Der Marktanteil hatte zu den Boom-Zeiten mit dem damals noch von den öffentlich-rechtlichen Anstalten unkritisch als Tourhelden gefeierten Jan Ullrich 30 Prozent erreicht. Vor drei Jahren war die Resonanz auf ein Drittel gesunken.

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Der Wiedereinstieg der ARD erfolgt auf Bewährung. Deshalb läuft der TV-Vertrag zunächst nur über zwei Jahre. Erstens müssen die Quoten stimmen, zweitens wird man den Anti-Doping-Kampf im Radsport genau verfolgen. Der ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt lobte jetzt immerhin, dass der Radsport-Weltverband das „progressivste Doping-Kontrollsystem der Welt“ habe. Sollte es einen Dopingfall während der Tour gebe, schaltet die ARD nicht direkt ab. Der ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky betont, dass die Tour mit einer kritischen Berichterstattung begleitet werde, eine positive Probe aber auch für funktionierende Dopingtests sprechen würde.

Degenkolb: "Ein riesengroßer Gewinn für den Radsport"

Die deutschen Radprofis sind fast schon euphorisch über den Wiedereinstieg der ARD bei der Tour. „Das ist eine super Sache, eine Gipfelbezwingung, ein riesengroßer Gewinn für den Radsport“, sagte Sprinter John Degenkolb.

Die ARD wird von allen 21 Etappen berichten, meist die letzten 80 Minuten bis zur Zielankunft. Kommentator wird Florian Naß sein, als Moderator führt Michael Antwerpes durch das Programm. Auf Experten verzichtet der Sender. Eurosport ist auch bei der Tour im Einsatz. Insgesamt 330 Stunden sind für die Berichterstattung geplant, davon 90 Stunden live.