Le Bourget. Schon auf dem Hinflug nach Barcelona hat der Germanwings-Copilot einen unbegründeten Sinkflug eingeleitet. Eine Probe für den Absturz?

Der Copilot des abgestürzten Germanwings-Fluges hat den Autopiloten Ermittlern zufolge bereits auf dem Hinflug nach Barcelona mehrfach auf eine zu niedrige Flughöhe eingestellt. Dies sei während eines angeordneten Sinkflugs geschehen, heißt es im Zwischenbericht der französischen Untersuchungsbehörde Bea vom Mittwoch.

Bereits auf dem Hinflug probte der Copilot den Absturz. (Grafik: Gerd Bertelmann)
Bereits auf dem Hinflug probte der Copilot den Absturz. (Grafik: Gerd Bertelmann)

Die Flugschreiber bestätigen aus Sicht der Behörde eine bewusste Handlung des Copiloten beim Absturz auf dem Rückflug. "Man kann daraus schließen, dass er handlungsfähig war und dass alle seine Handlungen den gleichen Sinn hatten, nämlich das Flugzeug auf den Boden stürzen zu lassen", sagte Bea-Direktor Rémi Jouty in Le Bourget bei Paris.

Ermittler: Germanwings-Copilot hatte Absturz fest im Sinn

Dem Zwischenbericht der Behörde zufolge bewegte der Copilot kurz vor dem Aufprall leicht das Steuer des Airbus - der Eingriff war jedoch nicht stark genug, um den Autopiloten außer Kraft zu setzen. Zuvor hatte der 27-Jährige den Autopiloten auf eine Flughöhe von gut 30 Meter eingestellt und mehrfach das Tempo erhöht.

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Die Flugschreiber des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs bestätigen aus Sicht der französischen Untersuchungsbehörde Bea eine bewusste Handlung des Copiloten. "Man kann daraus schließen, dass er handlungsfähig war und dass alle seine Handlungen den gleichen Sinn hatten, nämlich das Flugzeug auf den Boden stürzen zu lassen", sagte Bea-Direktor Rémi Jouty am Mittwoch in Le Bourget bei Paris.

Lizenz des Copiloten enthielt Hinweis auf Vorgeschichte

Der Copilot des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs hatte einen Hinweis auf medizinische Untersuchungen in seiner Fluglizenz. Die Pilotenlizenz beinhaltete einen sogenannten SIC-Eintrag ("Specific medical examinations"), heißt es im Zwischenbericht der französischen Untersuchungsbehörde Bea. Dies bedeute, dass der Fliegerarzt vor einer regelmäßigen Beurteilung der Flugtauglichkeit die Behörde kontaktieren müsse.

Germanwings-AbsturzIn dem Bericht heißt es zudem, dass das Flugmedizinische Zentrum der Lufthansa das Tauglichkeitszeugnis des Mannes wegen seiner mit Medikamenten behandelten Depression im Jahr 2009 zweimal nicht erneuert habe. Im selben Jahr habe Andreas Lubitz dann ein neues Tauglichkeitszeugnis erhalten. Dies zeige, dass der Fall des Mannes damals aufmerksamer untersucht worden sei, sagte Bea-Direktor Rémi Jouty. Das medizinische Problem sei bekannt gewesen. Es sei untersucht worden, und es sei eine Entscheidung getroffen worden.

Ermittler werteten Flugdatenschreiber aus

Bei dem Absturz der Maschine am 24. März waren alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Darunter waren nach Angaben des Auswärtigen Amts 72 Deutsche. Der Airbus war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als es in den französischen Alpen zur Katastrophe kam. Der Copilot wird verdächtigt, das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht zu haben. Deutschland hatte am 17. April eine Trauerfeier im Kölner Dom abgehalten.

Einsatzkräfte hatten Anfang April den Flugdatenschreiber gefunden. Der Copilot informierte sich vor dem Absturz der Maschine im Internet über Möglichkeiten der Selbsttötung. Außerdem suchte er nach Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren. Am Tag der Katastrophe war der Mann krankgeschrieben, was er aber offenbar verheimlichte. (dpa)