Köln. Rund 1400 Menschen haben bei der zentralen Trauerfeier im Kölner Dom der Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine gedacht. Der Dom war für neugierige Blicke abgesperrt, die Kölner Innenstadt trug am Freitag Schwarz.

Deutschland vereint in Schmerz: Bei einer bewegenden Trauerfeier im Kölner Dom haben Angehörige, Bevölkerung und die Spitze des Staates der Opfer des Germanwings-Absturzes gedacht. Die Erschütterung war auch dreieinhalb Wochen nach der Katastrophe noch greifbar. "Es ist etwas zerstört worden, das in dieser Welt nicht mehr geheilt werden kann", sagte Bundespräsident Joachim Gauck im Kölner Dom. Bei der zentralen Trauerfeier mit insgesamt 1400 Gästen versuchten Vertreter von Kirchen und Politik, den rund 500 Angehörigen Trost zu spenden.

Kardinal Woelki: Hinterbliebene sind nicht allein

Bloße Worte seien zu schwach, um zu trösten, sagte Kardinal Rainer Maria Woelki. Dass so viele Menschen in diesem Moment Mitleid und Beileid zeigten, "das soll Ihnen Trost sein". Die Hinterbliebenen seien nicht allein "in diesen Stunden der Einsamkeit", versicherte der Kölner Erzbischof. "Unbegreifliches ist geschehen. Und Unbegreifliches wurde getan", sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, die den Tauergottesdienst zusammen mit Woelki leitete.

Trauerfeier für Absturz-Opfer

Mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt haben am Freitag rund 1400 Menschen im Kölner Dom der Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine am 24. März gedacht. Unter den...
Mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt haben am Freitag rund 1400 Menschen im Kölner Dom der Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine am 24. März gedacht. Unter den... © dpa
...Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck (2. v.l.) und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (2.v.r.). Der Domdechant Robert Kleine (l.) begrüßte die Gäste. Bei dem...
...Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck (2. v.l.) und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (2.v.r.). Der Domdechant Robert Kleine (l.) begrüßte die Gäste. Bei dem... © dpa
...ökumenischen Gottesdienst sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen:
...ökumenischen Gottesdienst sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen: "Unbegreifliches ist geschehen. Eltern und Kinder, Männer und Frauen, Freundinnen und Freunde, Kollegen und Kolleginnen wurden aus dem Leben gerissen. Familien, Häuser und Nachbarschaften, Schulen, Dörfer und Städte, ein ganzes Land, ja mehr als nur ein Land, rücken zusammen im Aushalten-Müssen und im Begreifen-Wollen." © dpa
Eine Kerze für jedes Absturz-Opfer brannte...
Eine Kerze für jedes Absturz-Opfer brannte... © imago/Revierfoto
...im Altarraum des Kölner Doms.
...im Altarraum des Kölner Doms. © imago/Revierfoto
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki betonte im Trauergottesdienst die Kraft der Liebe. Liebe sei stärker als der Tod. Liebe bleibe. Sie mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen?, fragte der Erzbischof am Freitag im Kölner Dom. Jeder werde sich an...
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki betonte im Trauergottesdienst die Kraft der Liebe. Liebe sei stärker als der Tod. Liebe bleibe. Sie mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen?, fragte der Erzbischof am Freitag im Kölner Dom. Jeder werde sich an... © dpa
...die kostbaren Momente mit den Lieben erinnern. Die seien unzerstörbar. Die Christen glaubten an das ewige Leben.
...die kostbaren Momente mit den Lieben erinnern. Die seien unzerstörbar. Die Christen glaubten an das ewige Leben. "Wir glauben, dass diese 150 Menschen nicht verschwunden und ins Nichts gegangen sind, als sie aus der Welt geschieden sind", sagte Woelki weiter. © dpa
Auch Notfallseelsorger sprachen während der...
Auch Notfallseelsorger sprachen während der... © dpa
...Trauerfeier im Kölner Dom. Zuvor hatten sie...
...Trauerfeier im Kölner Dom. Zuvor hatten sie... © dpa
...Gästen wie NRW-Ministerpräsidentin Kraft...
...Gästen wie NRW-Ministerpräsidentin Kraft... © dpa
...kleine Engel aus Holz übergeben: Sie sollen den Angehörigen und Helfern der Germanwings-Katastrophe symbolisch Halt und Zuversicht geben. Die Holzengel lagen am Freitag bei der Trauerfeier im Kölner Dom an jedem Platz. Bundespräsident...
...kleine Engel aus Holz übergeben: Sie sollen den Angehörigen und Helfern der Germanwings-Katastrophe symbolisch Halt und Zuversicht geben. Die Holzengel lagen am Freitag bei der Trauerfeier im Kölner Dom an jedem Platz. Bundespräsident... © dpa
...Joachim Gauck hielt vor den Kerzen für die Opfer der Katastrophe inne. Gauck...
...Joachim Gauck hielt vor den Kerzen für die Opfer der Katastrophe inne. Gauck... © dpa
...sagte:
...sagte: "Es ist etwas zerstört worden, das in dieser Welt nicht mehr geheilt werden kann. Da ist er wieder, dieser Schock, der uns am 24. März getroffen hat." "Vielleicht ist es ja das, was uns so sehr erschreckt hat: die Sinnlosigkeit des Geschehens", sagte Gauck weiter. "Wir sind konfrontiert mit einer verstörenden Vernichtungstat." Bei vielen Menschen sei die Trauer in Wut und Zorn umgeschlagen. Aber auch die Angehörigen des Co-Piloten hätten eine geliebten Menschen verloren. © dpa
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sprach den Angehörigen der Absturz-Opfer zu. In den vergangenen Wochen der Trauer habe sie...
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sprach den Angehörigen der Absturz-Opfer zu. In den vergangenen Wochen der Trauer habe sie... © dpa
... auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt - etwa am Düsseldorfer Flughafen, in Frankreich oder in Haltern.
... auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt - etwa am Düsseldorfer Flughafen, in Frankreich oder in Haltern. © dpa
"Im Namen des Präsidenten der französischen Republik, im Namen des französischen Volkes, das diese Katastrophe bewegt und schockiert hat, bringe ich mein Mitgefühl zum Ausdruck gegenüber allen Familien, gegenüber allen Hinterbliebenen", sagte der französische Staatsminister Alain Vidalies. © dpa
Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte im Kölner Dom:
Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte im Kölner Dom: "Wir müssen versuchen, die entstandene Lücke mit Liebe und vor allem mit Hoffnung zu füllen." © dpa
Auch der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr (3.v.r.) war am Freitag mit Begleitern zu der Trauerfeier nach Köln gekommen.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr (3.v.r.) war am Freitag mit Begleitern zu der Trauerfeier nach Köln gekommen. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Der Domvorplatz war für die Öffentlichkeit gesperrt, die Trauerfeier...
Der Domvorplatz war für die Öffentlichkeit gesperrt, die Trauerfeier... © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
...wurde auf Leinwände am Bahnhofsvorplatz...
...wurde auf Leinwände am Bahnhofsvorplatz... © imago/Revierfoto
... direkt neben dem Kölner Dom übertragen.
... direkt neben dem Kölner Dom übertragen. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Trauende hatten zwischen Dom und Hauptbahnhof Kränze abgelegt und...
Trauende hatten zwischen Dom und Hauptbahnhof Kränze abgelegt und... © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
... Kerzen als Erinnerung an die Absturz-Opfer entzündet.
... Kerzen als Erinnerung an die Absturz-Opfer entzündet. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © dpa
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © imago/Revierfoto
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Eine junge Frau trat für die Angehörigen in den Altarraum. Sie bat in einer Fürbitte um Zuversicht. "Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen, stärke die schönen Erinnerungen und schenke uns allen neuen Lebensmut", sagte sie - um Fassung bemüht. Auf jedem Platz im Dom lag ein kleiner Holzengel, der den Angehörigen und Helfern symbolisch Halt und Zuversicht geben sollte. Auch Germanwings-Chef Thomas Winkelmann erhielt stellvertretend für alle Mitarbeiter von Fluggesellschaften einen Engel. Diese sollten rotz aller Trauer Kraft und Stärke spenden.

150 Menschen waren bei Absturz ums Leben gekommen

Beim Absturz des Airbus auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Co-Pilot hatte nach bisherigen Ermittlungen den Kapitän aus dem Cockpit ausgeschlossen und das Flugzeug absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz gebracht.

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"Dieser eine hat die vielen anderen mit in den Tod gerissen, den er für sich selber gesucht hatte. Uns fehlen Worte für diese Tat", sagte Gauck. "Vielleicht ist es das, was uns so sehr erschreckt hat: die Sinnlosigkeit des Geschehens. Wir sind konfrontiert mit einer verstörenden Vernichtungstat."

150 Kerzen erinnerten an die Toten des Germanwings-Absturzes

Für jeden der 150 Toten brannte eine weiße Kerze im Kölner Dom. "Es sind 150 Opfer", hatte Kardinal Woelki vor dem Gottesdienst betont. Das Urteil über den Co-Piloten müsse man Gott überlassen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie Regierungsvertreter aus Spanien und Frankreich nahmen an Gottesdienst und anschließendem staatlichen Trauerakt teil.

Kraft sagte, in den vergangenen Wochen der Trauer habe sie auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt. "Ich spürte auch Halt und Trost, den wir einander gerade in den dunkelsten Stunden geben können."

Trauerbeflaggung in ganz Deutschland

Für ganz Deutschland war am Freitag Trauerbeflaggung angeordnet. Besonders die Stimmung in Köln war gedrückt. Auf vielen Werbetafeln in der Innenstadt waren statt bunter Bilder schwarze Trauerschleifen zu sehen - mit der Flugnummer 4U9525 der zerschellten Maschine. Vor dem abgesperrten Dom lagen Kränze und Blumen. Dort verfolgten auch einige hundert Menschen die Trauerfeiern auf einer Großleinwand. Am Dom wehte eine Flagge mit Kreuz und Trauerflor.

Der Germanwings-Mutterkonzern Lufthansa gedachte der Opfer mit einer ganzseitigen Traueranzeige in mehreren Zeitungen: "Wir trauern um unsere Passagiere und Kollegen. (...) Wir werden sie nie vergessen."

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Bei dem Trauerakt musizierte auch ein Ensemble des Halterner Gymnasiums. Das Trio - zwei Streicherinnen und ein Pianist - spielte ein Thema aus dem Film "Schindlers Liste" von John Williams. Unter den Opfern waren 72 Deutsche. Allein 65 von ihnen kamen aus Nordrhein-Westfalen, darunter 16 Schüler und 2 Lehrerinnen des Gymnasiums in Haltern.

Die Identifizierung der Opfer dauert noch an und soll bis Ende Mai abgeschlossen sein. (dpa)