Mainz. . Die Geschichte des ZDF-Films „Wer Wind sät“ ist arg vollgepackt, die Auflösung verschwurbelt. Immerhin überzeugt das Ensemble.

Die Kritiken waren meist schlecht, die Quoten dagegen gut. Das wird sich wohl auch im fünften Fall nicht ändern, in dem Pia Kirchhoff (Felicitas Woll) und Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) nach einem Buch von Nele Neuhaus ermitteln. Dieses Mal geht es um die biblische Warnung: „Wer Wind sät...“

Der Anfang ist trügerisch idyllisch. Hasen hoppeln über grüne Wiesen, Raben kreisen über dichten Wäldern, sanft fährt die Kamera über historische Bauten. Nur die großen Windräder am Horizont stören da ein wenig, deuten aber an, um was es – zumindest vordergründig – gehen wird in den folgenden 90 Minuten. Um Windenergie.

Die Geschichte ist zu voll gepackt

Im Taunus stehen sich Befürworter und Gegner der alternativen Energiegewinnung unversöhnlich ge­genüber. Der Ton ist rau, die Fronten sind verhärtet. Vor allem Bauer Ludwig Hirtreiter (Bernd Stegemann), Ekelpaket und Vorsitzender der Bürgerinitiative, gibt sich unversöhnlich, kann es sich aber auch leisten. Denn ihm gehört eine Wiese, die die Firma „WindPro“ dringend braucht, die der Landwirt aber auch für mehrere Millionen Euro nicht verkaufen will.

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Doch dann liegt Hirtenreiter erschossen auf seinem Hof. Schon vorher kommt ein Nachtwächter der Windenergie-Firma auf eigentümliche Weise zu Tode, als Einbrecher das Unternehmen heimsuchen. Von da an wird es kompliziert.

Denn der Film macht den Fehler, dass er versucht, so viel wie möglich aus der üppigen Romanvorlage auf den Bildschirm zu bringen. Nicht genug damit, dass für den Mord am allseits unbeliebten Landbesitzer nahezu das halbe Dorf infrage kommt und deshalb immer neue Verdächtige auftauchen.

Nein, auch abseits der Hauptgeschichte werden zu mysteriös wabernder Musik immer neue Handlungsstränge ausgerollt. Es geht um dubiose Meteorologen und falsche Gutachten, um Gier und Rache, um alte Geheimnisse und frische Verfehlungen. Und das sind jetzt nur ein paar Beispiele. In einer mehrteiligen Serie wäre das alles vielleicht nett gewesen, in einem einzigen Film führt es dazu, dass meist nur an der Oberfläche gekratzt wird und die überwiegend gut besetzten Figuren kaum an Tiefe gewinnen können und manche Geschichten einfach ausfransen.

Unrealistische Wendungen

Hinzu kommt, dass der von seiner Frau verlassene von Bodenstein mehr mit zeitfressenden privaten Problemen beschäftigt ist als mit der Lösung des Falles. Und dass manche Wendung der Geschichte eher unrealistisch statt überraschend ist.

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In Szene gesetzt wird das alles recht deutsch. Will sagen: Was laut Drehbuch „Tumulte auf einer Bürgerversammlung“ sein sollen, ist ungefähr so bedrohlich wie eine Wasserschlacht im Freibad. Und der angebliche Sturm, der als großes Finale auf der Wetterstation des Feldberges toben soll, entpuppt sich eher als laues Lüftchen. Da ist es dann auch fast schon egal, dass die Auflösung so verschroben ist, dass sie logisch nicht vorhersehbar ist.

Fazit: Überfrachtete Story, mäßige Spannung. Oder um im Bild zu bleiben: viel Wind um nichts. Zu wenig, um sich aus der Masse der TV-Krimis abzuheben. Immerhin, die nächste Neuhaus-Verfilmung soll ein Zweiteiler werden. Kann der Sache nur guttun.

ZDF, Montag 20.15 Uhr