Kathmandu. Es klingt wie eine Wunder: Vier verschüttete Menschen sind acht Tage nach der Erdbeben-Katastrophe in Nepal aus Trümmern gerettet worden.
Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Himalaya-Erdbeben haben Helfer nach Behördenangaben noch mehrere Überlebende aus Trümmern und Erdmassen geborgen. Unter ihnen sei ein wohl mehr als 100 Jahre alter Mann, sagte Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal am Sonntag. Deutsche Rettungsteams waren da schon wieder auf dem Weg nach Hause. Auch wurden viele im Himalaya-Gebirge festsitzende Touristen ausgeflogen; vom Mount Everest zogen quasi alle Expeditionsteams ab. Die Zahl der Toten in den betroffenen Ländern Nepal, Indien und China stieg auf mehr als 7100.
Der gerettete Greis sei verletzt, aber außer Lebensgefahr, sagte Dhakal weiter. Er habe seit dem Erdbeben am Samstag vor einer Woche unter den Überresten seines Lehmhauses im Dorf Kimtang im Distrikt Nuwakot gelegen. Ein Team aus nepalesischer Polizei und japanischen Rettungskräften habe ihn gefunden. "Wir glauben, dass er mehr als 100 Jahre alt ist", sagte Laxmi. Damit hätte der Gerettete schon das vorherige schwere Erdbeben in Nepal im Jahr 1934 überlebt.
Zuletzt waren am Donnerstag Überlebende gefunden worden
Die drei anderen Überlebenden - zwei Frauen und ein Mann - wurden im Dorf Kerabari im Distrikt Sindhupalchowk gefunden. Nepalesische Soldaten und Polizisten hätten sie am Sonntag ausgegraben, sagte der örtliche Polizist Ram Bahadur Nepali. Zwei der Überlebenden lagen demnach unter den Überresten ihres Lehmhauses, der dritte wurde in der Nähe von einem Erdrutsch erfasst und begraben.
Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 hatte am Samstag vor einer Woche den Himalaya erschüttert - es war das schwerste Beben seit mehr als 80 Jahren. Die Regierung Nepals hatte am Wochenende erklärt, es gebe quasi keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Deswegen sollten sich alle verfügbaren Kräfte auf die Verteilung von Zelten, Nahrungsmitteln und Medikamenten konzentrieren. Zuletzt waren am Donnerstag ein 18-Jähriger sowie eine junge Frau gerettet worden.
Die Verteilung der lebensnotwendigen Güter vor allem in die entlegenen Gebiete ist aber nach wie vor sehr schwierig. Noch immer müssen viele Menschen unter freiem Himmel schlafen. Sie seien dringend auf gute Zelte und Werkzeuge zur Reparatur von Unterkünften angewiesen, teilte das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) mit. Die Regierung in Kathmandu erklärte, sie habe keine Zelte mehr. In den am schwersten betroffenen Distrikten Gorkha und Sindupalchowk wurden bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört.
Wie viele Touristen in den Bergen festsitzen, ist unklar
Sechs Feuerwehrleute von @fire und ihre zwei Rettungshunde landeten am Sonntag in Frankfurt. Man habe nicht mehr damit rechnen können, noch Überlebende zu finden, sagte Sebastian Stenzel von @fire. "Mit jedem Tag schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass noch jemand lebend gefunden werden kann." Gerade in Nepals einfachen Ziegelhäusern gebe es nach Einstürzen kaum Hohlräume, wo Menschen überleben könnten. Das Ausmaß der Zerstörung sei katastrophal. "Es sind ganze Ortschaften wie ausradiert", berichtete der @fire-Teamleiter Irakli West.
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Wie viele Touristen noch in den Bergen festsitzen, scheint unklar - verschiedene Behörden in Nepal machten dazu unterschiedliche Angaben. So werde zum Beispiel im Gebiet am Tamang Heritage Trail nach zwei jungen Frauen aus Niedersachsen und anderen Touristen gesucht, sagte die Mutter von einer der Vermissten. Zuletzt sprach das Auswärtige Amt noch von Dutzenden Deutschen, zu denen kein Kontakt bestehe.
300.000 Häuser ganz oder teilweise zerstört
Am Mount Everest packten derzeit die letzten Teams zusammen, sagte der belgische Bergsteiger Damien François der Deutschen Presse-Agentur aus dem Basislager. Dort hatte eine vom Erdbeben auslöste Lawine große Teile des Lagers zerstört. Es sehe nun aus "wie nach einem Tsunami", sagte François. Mindestens 18 Menschen kamen dabei am höchsten Berg der Welt ums Leben. Viele Bergsteiger gehen davon aus, dass es in dieser Saison keine Everest-Besteigung von nepalesischer Seite geben werde. China hatte seine Seite bereits kurz nach dem Beben geschlossen.
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Die Nachbeben dauerten weiter an. Ein Zittern der Stärke 5,0 erschütterte Nepal fast auf die Stunde genau eine Woche nach dem großen Beben. Nach jüngsten UN-Schätzungen sind mehr als acht Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen, das ist ein Viertel von Nepals Bevölkerung.
Mittlerweile sind etwa 300.000 Häuser ganz oder teilweise zerstört. Teams der nationalen Erdbebengesellschaft sind unterwegs und markieren Gebäude. Die Häuser bekommen je nach Standfestigkeit grüne, gelbe oder rote Zettel - rot und gelb markierte Häuser dürfen ganz oder teilweise nicht mehr betreten werden. "Auch das Haus des Premierministers erhielt einen gelben Zettel", sagte Anil Upadhyaya von der Erdbebengesellschaft.
Nothelfer stehen vor großer logistischer Aufgabe
UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sagte, die Vereinten Nationen stünden angesichts der blockierten Straßen und der Dörfer ohne Straßenanbindung vor einer immensen logistischen Aufgabe. Sie sei besorgt, dass es zu lange dauere, den Menschen Hilfe zu bringen. Vielerorts seien die Hänge zu steil, um mit Hubschraubern zu landen.
Tausende Tote bei Erdbeben
Die Unesco zeigte sich zuversichtlich für den Wiederaufbau der zerstörten Kulturgüter, die für viele Nepalesen einen ungemein hohen symbolischen Stellenwert haben. Zahlreiche Skulpturen und geschnitzte Holzbalken seien gerettet worden, sagte der Repräsentant der UN-Kulturorganisation in Kathmandu, Christian Manhart, im Deutschlandradio Kultur. Die historischen Bauten im Kathmandutal, das auf der Unesco-Welterbeliste steht, seien gut dokumentiert. (dpa)