Essen. . Alexander und Sophie waren die populärsten Vornamen 2014 für Neugeborene. Einige Eltern mochten es jedoch exotisch. Dann war der 'Namens-Tüv' gefragt.

Die beliebtesten Vornamen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren kaum geändert. Doch bei den exotischen Namen wird den Standesämtern immer wieder neues vorgelegt. So auch 2014. Da sollte dann zum Beispiel auch eine bekannte Tabellenkalkulations-Software Pate stehen für einen Kindernamen. Es war letztlich okay, aber erst nach dem Veto der Experten der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), sozusagen dem deutschen Namens-Tüv.

Während Hanna/Hannah oder Louis/Luis in Standesämtern keine Fragen aufwerfen und 2014 die meist gefragten (ersten) Kindervornamen in Deutschland waren, war das etwa bei Hrafn anders: "Den wollte das Standesamt ablehnen", berichtet Frauke Rüdebusch, Mitarbeiterin an der GfdS. Doch die Eltern wendeten sich an die Sprachexperten in Wiesbaden. Und dort fand man heraus, dass Hrafn das isländische Wort für Rabe sei und auch als deutscher Vorname tauge.

Holunder ist als Vorname nicht zulässig

Exotische Vornamen, die ebenfalls den Segen der Sprachwissenschaftler in Wiesbaden bekamen, waren unter anderem:

  • Teho (vermutlich eine Ableitung von Theo)
  • Neymar (nach dem brasilianischen Fußball-WM-Star)
  • Mondrian (nach dem niederländischen Künstler Piet Mondrian)
  • Memphis (als Vorname in anderen Ländern verbreitet, daher auch hierzulande okay)
  • Vegas (siehe Memphis)
  • Ansevey (eine Sprachschöpfung, die jedoch "eine Struktur als Vorname erkennen lässt)

Standesämter registrierten zudem 2014 erstmals auch die Vornamen Frea, Famous oder Fynnyu; vorgeschlagen und letztlich bestätigt wurden auch Shakur, Excel oder Teddox. Insgesamt wurden 2014 etwa 400 exotische Vornamen bei den deutschen Standesämtern erstmals registriert. Dabei geht es stets auch um ungewöhnliche Schreibweisen. So wurde etwa 2013 der Vorname Schayen bundesweit einmal ins Geburtsregister eingetragen. Offenbar eine Abwandlung des Mädchennamens Cheyenne.

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Abgelehnt als Neugeborenen-Vornamen wurden unter anderem Celle (benannt nach der Stadt in der Lüneburger Heide), Crossman (für ein Mädchen gedacht), Mumford (Vorbild war wohl die britische Folk-Rock-Gruppe Mumford & Sons), aber auch Holunder für ein Mädchen. In Zweifelsfällen verweisen die Ämter Eltern oft an die GfdS in Wiesbaden oder die Namenskundler an der Universität Leipzig.

Welche Namen sind zulässig?

Vornamen dürfen nicht beleidigend sein 

Generell gilt, dass ein Name "durch seine Struktur als Vorname erkennbar sein muss", sagt Frauke Rüdebusch von der GfdS. Hingegen gilt: "Das deutsche Namensrecht ist großzügiger als viele denken", heißt es etwa auf dem Internetportal beliebte-vornamen.de des Ahrensburger Namenskundlers Knud Bielefeld

Vornamen dürfen nicht beleidigend oder lächerlich sein, sagt Bielefeld. Der Vorname muss als Vorname erkennbar sein. Darum sind Sachbezeichnungen wie etwa "Telefon" oder "Eisenbahn" genauso wenig gestattet wie Nachnamen. "Heftig gestritten wird übrigens über Ortsbezeichnungen als Vornamen, nicht zuletzt weil es hier viele internationale Beispiele gibt". Jungen dürfen Maria heißen, "sofern sie einen weiteren, eindeutig männlichen Vornamen haben". Kain oder Judas als biblische Namen sind nicht zulässig, weil sie "negativer Prägung" sind. Jesus ist dagegen mittlerweile als Vorname in Deutschland zulässig.

Anerkannte Vornamen, die man sich dennoch überlegen sollte

Vornamen, deren Doppeldeutigkeit womöglich Irritationen auslösen oder ihren Träger gar zum Objekt von Spott machen könnten, listet Namenskundler Knud Bielefeld auf: Candida etwa bedeute ihrem lateinischen Ursprung nach "rein, ehrlich, heiter", sei in der medizinischen Fachsprache jedoch auch Bezeichnung eines Hefepilzes, der zum Beispiel Scheideninfektionen auslöst. Lort sei ein ostfriesischer Vorname, der jedoch im schwedischen "Dreck" bedeute. Und Sida sei ein in Deutschland anerkannter Mädchenname: "In Frankreich und Spanien steht SIDA für die Krankheit AIDS".

"42 Prozent der Eltern ist es besonders wichtig, dass ihr Kind wegen seines Vornamens nicht gehänselt wird", haben die Sprachforscher in Wiesbaden in einer Studie ermittelt, sagt GfdS-Wissenschaftlerin Frauke Rüdebusch. Knapp die Hälfte erachtet es als "wichtig" oder "sehr wichtig", dass ihnen der Name modern erschien. In den meisten Fällen jedoch ist es Eltern wichtig, dass der Vorname "schön klingt" und sich "gut anhört"; bei Mädchen ist der Anteil der Eltern dabei höher als bei Jungs.

Namens-Trends sind wohl eine Generationenfrage

Auffallend war laut der Studie auch: nur ein Prozent der befragten Eltern suchte im Internet die Inspiration für die Wahl des Vornamens. Und nur 15 Prozent bemühten Vornamenbücher. Die Auswahl an Vornamen ist laut GfdS im übrigen sehr groß: gut und gerne 100.000 verschiedene dürften es in Deutschland sein.

Namens-Trends sind nach Einschätzung der Sprachforscher in Wiesbaden wohl eine Generationsfrage: Die Rangliste 2014 unterscheidet sich nur wenig von den beliebtesten Vornamen 2013. Namen, die etwa vor 30 Jahren - also eine Elterngeneration früher - besonders gefragt waren, tauchen heute unter 'ferner liefen' auf: Frauke Rüdebusch: "Julia, Stefan, Sebastian und Christian sind heute ganz selten".