Dortmund. . Etwa jeder zweite Hund und jede zweite Katze sind zu dick. Oft liegt es am Besitzer. Der meint es zu gut mit seinem Tier und verteilt zu viele Leckerchen.

Bei Garfield liegt’s an der Lasagne. Tonnenweise schaufelt der faule Kater Nudelplatten in sich hinein. Obendrein fläzt er sich vor dem Fernseher und wird dick und dicker. Keine Maus könnte ihn dazu bewegen, mit der Pfote zu zucken oder gar auf die Jagd zu gehen. Garfield ist zwar eine Comic-Figur, aber gar nicht so weit von der Realität entfernt. Etliche Hunde und Katzen leiden unter Übergewicht. Nach einer Erhebung der Universität München trägt mehr als jedes zweite Tier zu viel auf den Rippen (52 Prozent). Tierärzte sind in Sorge, denn: Es werden immer mehr. Das zeigen auch Vergleiche mit älteren Statistiken. Viele Besitzer, so die Erkenntnis der Münchener Forscher, unterschätzen das Gewicht ihrer Haustiere und erkennen Übergewicht zu spät.

Elvis hat inzwischen von 18 auf 15,5 Kilo abgespeckt

So muss es auch bei Elvis gewesen sein, dem wohl dicksten Kater Deutschlands. Er lebt in Dortmund und wird dort von einer Tierschutzorganisation betreut, weil seine Besitzer nicht mehr mit ihm klar gekommen sind. 18 Kilo hat er gewogen, heute ist er bei 15,5 angekommen – aber von seinem Normalgewicht noch viele Pfunde entfernt. „Bis zu sieben Kilo sind für eine Hauskatze normal“, sagt Leonie Hangebrauck aus der Tierarztpraxis am Dorney. Sie hat Elvis schon mehrfach behandelt. Der Kater leidet an Diabetes, seine Wirbelsäule hängt durch, das Laufen fällt ihm schwer. Aber: Elvis lebt!

Auch interessant

Es soll ihm besser gehen, deshalb wurde er unter strenge Diät gesetzt. Und genau das ist das Wichtigste für die meisten übergewichtigen Haustiere: ihre Futtermenge muss genau kontrolliert und angepasst werden. Was theoretisch leicht von der Hand gehen könnte. Während ein Mensch mit Übergewicht jederzeit einen Schlenker zur Pommesbude machen kann, sind Hund und Katze abhängig. Da gibt es jemanden, der Herr über Fleischwurststückchen und andere Happen ist. Er allein entscheidet über ihr Gewicht.

Hund und Herrchen teilen Couch und Chipstüte

Offenbar fehlt vielen Besitzern aber nicht nur bei der eigenen Gesundheit die nötige Konsequenz, sondern auch bei der ihres Tieres. „Dann werden Couch und Chipstüte geteilt“, sagt Udo Kopernik, Vorstandsmitglied des Verbands für das Deutsche Hundewesen. Aus seinem Kontakt zu vielen Tierärzten weiß er, dass die Zivilisationskrankheiten bei den Heimtieren angekommen sind: Diabetes, Herz- und Kreislaufprobleme, Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zu den Ursachen zählen zu wenig Bewegung und zu viel Futter. Wenn Herrchen bequem ist, fällt die Gassi-Runde für den Hund kürzer aus. „Zuwendung erfolgt mit besonderen Leckereien“, beobachtet Kopernik. Soll die Völlerei gestoppt und das Gewicht wieder in einen normalen Bereich gerückt werden, ist das nicht einfach. „Für den Hund ist es viel schwerer, überschüssige Pfunde allein durch Bewegung abzubauen“, sagt der Experte. Dafür wären enorme Laufdistanzen notwendig. Besser sei es, eine Weile weniger Futter zu geben.

Nicht jedes Tier ist gleichermaßen empfänglich für Leckerchen

Doch die Rassen reagierten ganz unterschiedlich. Deshalb empfiehlt Kopernik, sich bei dem jeweiligen Rassehundeverein zu erkundigen, in welchem Bereich das Gewicht liegen sollte und wie viel Futter der Hund benötigt. Außerdem seien nicht alle gleichermaßen empfänglich für Leckerchen. Der Beagle beispielsweise nehme alles dankend an, Gebrauchshunde wie Dobermann oder Schäferhund dagegen seien nicht so leicht zu locken, „das sind die Asketen unter den Hunden“.

Bei den Katzen ist das Idealgewicht überschaubarer. Die Dortmunder Tierärztin Leonie Hangebrauck rät: „Europäisch Kurzhaar sollten vier bis fünf Kilo wiegen, Norweger bis zu sieben.“ Am besten sei, das Tier jährlich beim Tierarzt kontrollieren zu lassen. Doch auch zu Hause ist ein Fett-Test möglich: Beim Streicheln sollten die Rippen zu fühlen sein. Dann stimmt alles. Reine Hauskatzen schleppten häufiger zu viele Pfunde mit sich herum als Freigänger, die sich draußen bewegen.

Übergewicht kann auch mit einer Stoffwechselstörung zu tun haben

Auch hier hängt aber vieles von der Disziplin der Besitzer ab. „Übergewicht kann mit einer Stoffwechselstörung zu tun haben, entsteht aber meist durch falsche Fütterung“, sagt Hangebrauck. Wenn das Tier schmusen will, wenn es sanft um die Beine streicht, werde viel zu schnell vermutet, dass es Hunger hat. Ab und zu ein Leckerli will die Tierärztin auch gar nicht verteufeln, „aber das sollte man dann von der nächsten Futterration abziehen“. Es muss ja nicht gerade Lasagne sein.