Rom.. Papst Franziskus kritisierte in seiner Osterpredigt die Geltungssucht vieler Menschen. In Deutschland nahmen viele Geistliche den Absturz als Thema.

Papst Franziskus hat am Ostersonntag den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" erteilt. Vor Tausenden Pilgern aus aller Welt, die zuvor im strömenden Regen auf dem festlich geschmückten Petersplatz ausgeharrt hatten, sprach er von der Loggia des Petersdoms aus die Segensworte. Zuvor hatte der Papst die Ostermesse zur Auferstehung Christi gefeiert und seine Osterbotschaft verkündet.

"Nicht dem Stolz nachgeben, der Gewalt und Kriege schürt"

Darin bat er um Frieden in den Krisen- und Konfliktgebieten in der Welt und Linderung für verfolgte Christen. "Vom auferstandenen Herrn erflehen wir die Gnade, nicht dem Stolz nachzugeben, der die Gewalt und die Kriege schürt, sondern den demütigen Mut zur Vergebung und zum Frieden zu haben", sagte er. "Den siegreichen Jesus bitten wir, die Leiden unserer vielen Brüder und Schwestern zu lindern, die seines Namens wegen verfolgt werden", ergänzte der 78-Jährige.

Im Hinblick auf die Atomvereinbarung mit dem Iran sagte der Papst, er hoffe, dies sei "ein endgültiger Schritt in Richtung auf eine sicherere und brüderlichere Welt". Er erinnerte an Krisen- und Konfliktgebiete wie Syrien, Irak, Libyen, den Jemen und die Ukraine. Auch für Frieden im Heiligen Land betete das Kirchenoberhaupt. "Möge zwischen Israelis und Palästinensern die Kultur der Begegnung wachsen und der Friedensprozess wieder aufgenommen werden", sagte er.

Franziskus forderte die Menschen zudem auf, sich gegenseitig mit Respekt und Demut zu begegnen. Er kritisierte die Haltung, "sich um jeden Preis durchzusetzen, zu wetteifern, sich zur Geltung zu bringen". Den Segen und die Osterbotschaft verfolgten neben den Menschen auf dem Petersplatz auch Millionen Gläubige im TV und im Internet. Er ist der Höhepunkt der traditionellen Osterfeiern in Rom.

Viele Predigten hatten Germanwings-Absturz als Thema

Die Kirchen in Deutschland haben am Ostersonntag die Kraft des Glaubens gepriesen und gegen Egoismus, Gewalt und soziale Kälte Position bezogen. Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann rief in seiner Osterpredigt dazu auf, den Glauben im Alltag trotz Unglücken und Krisen nicht zu verlieren. Oft sei es schwer, daran festzuhalten, etwa im Hinblick auf den Absturz des Germanwings-Flugzeuges in Frankreich. Aber das Osterfest lehre, dass man nach der Nacht und der Verwirrung wieder ein Licht am Ende des Tunnels sehen könne. "Vielleicht zuerst nur ein kleines Licht, es kann aber im Glauben an die Auferstehung unseres gekreuzigten Herrn auch wieder heller werden", sagte Lehmann.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, beklagte ein falsches Freiheitsverständnis in der Moderne. Das gesellschaftliche Leitbild der Freiheit werde in Europa und im Westen durch reines wirtschaftliches Gewinnstreben und Egoismus korrumpiert, so der Münchner Erzbischof in seiner Osterbotschaft. "Eine Freiheit, die sich bindungslos entfaltet und die orientiert ist am ökonomischen Profit, läuft ins Leere und schlägt um in Unfreiheit und blinde Anpassung", mahnte er. "Es braucht eine Idee der Freiheit, die nicht um sich selber kreist, sondern die offen ist für Verantwortung, ja, die sich vollendet in der Liebe."

In Nordrhein-Westfalen standen viele Osterpredigten im Zeichen des Flugzeugabsturzes in Frankreich mit 150 Toten, darunter eine Schülergruppe aus Haltern in NRW, den der Co-Pilot in Suizidabsicht ausgelöst haben soll. Die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu könne Traurigkeit über den Tod nicht wegwischen, sagte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. "Trotz allem bleiben uns nur hilflos wirkende Worte, Taten, Gesten - und fragend klagende Gebete", so Rekowski.

Overbeck: "Strukturen des Bösen und der Schuld"

Der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen sprach in der Osternacht angesichts der Tragödie ebenfalls von Trauer und Fassungslosigkeit, aber auch von "Strukturen des Bösen und der Schuld", die Unzählige in tiefste Verzweiflung und Not gestürzt haben. Die Osterbotschaft von Jesu Auferstehung könne zumindest am fernen Horizont Zeichen von neuem Leben, Gnade und Zuspruch sein.