Essen. Der Klimawandel liefert den tropischen Wirbelstürmen zerstörerische Energie. Steigende Meeresspiegel bedrohen Millionen Bewohner von Pazifik-Inseln.

Das Paradies liegt in Trümmern. Mit bis zu 340 Kilometern pro Stunde und acht Meter hohen Wellen fegte der Zyklon „Pam“ über den Inselstaat Vanuatu hinweg. Ganze Dörfer wurden buchstäblich fortgeblasen, berichtete eine geschockte Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation. „Es fühlte sich an, als würde die Welt untergehen.“ Genau dies prophezeien Experten vielen kleinen Inseln im Südpazifik.

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250 000 Menschen leben auf den acht größten der insgesamt 80 Inseln von Vanuatu. Die Vereinten Nationen sprechen indes von rund 62 Millionen Menschen, die weltweit auf 52 kleinen Inselstaaten leben und durch steigende Meeresspiegel bedroht werden. Zwar sind diese Länder nur für einen Bruchteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, dennoch sind sie am stärksten von den Auswirkungen der Erderwärmung betroffen.

Asyl für Klimaflüchtlinge?

Der Inselstaat Tuvalu hat als erster erkannt, was die Zukunft den flachen Inseln bringen wird. Vor Jahren schon fragte der Präsident daher vorsorglich bei der neuseeländischen Regierung an, ob das Land notfalls bereit wäre, die Bewohner Tuvalus als „Klimaflüchtlinge“ aufzunehmen. Neuseeland sagte prompt ab.

Zyklon „Pam“ war ein selbst für diese Region extrem heftiger Sturm. Doch nicht nur Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale sieht den weltweiten Klimawandel dafür mitverantwortlich. „Der Meeresspiegel steigt, das Wetter ändert sich“, sagte er am Montag. „In diesem Jahr hatten wir mehr Regen, die schweren Niederschläge der vergangenen Wochen waren weit mehr als das, was wir früher erlebt haben.“

Starke Wirbelstürme werden häufiger

Klima-Experten warnen seit Jahren, dass die Treibhausgase in der Atmosphäre regional zu intensiveren Stürmen führen könnten. Zwar ergeben die Computermodelle nicht, dass tropische Wirbelstürme häufiger werden, doch die Zahl extrem schwerer Stürme werde steigen.

Vanuatu auf Platz 1 beim Weltrisiko-Index.
Vanuatu auf Platz 1 beim Weltrisiko-Index. © Denise Ohms

„Die Stürme beziehen ihre Energie aus der Wärme des Oberflächenwassers. Die Meeres-Temperatur des Gebietes, über das Pam hinwegzog, war ein Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Dies könnte seine Kraft vergrößert haben.“

Klimaforscher Anders Levermann (PIK) ergänzt: „Starke tropische Wirbelstürme wie Pam erwarten wir häufiger unter globaler Erwärmung. Ihre Folgen werden durch den Meeresspiegelanstieg langfristig verstärkt.“

Spenden für die Helfer in Vanuatu

Tausende Menschen sind nach dem Zyklon "Pam" im Pazifik in Not. Wo Menschen aus Deutschland spenden können - eine Auswahl:

Aktion Deutschland Hilft, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen (z. B. World Vision und CARE)
IBAN: DE62370205000000102030
BIC: BFSWDE33XXX (Bank für Sozialwirtschaft)
Spenden-Stichwort: Nothilfe weltweit

Caritas International
IBAN: DE88660205000202020202
BIC: BFSWDE33KRL (Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe)
Stichwort "Tropensturm Pam"

Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX (Bank für Sozialwirtschaft)
Stichwort: "Zyklon Pazifik"

Oxfam Deutschland e.V.
IBAN: DE33370205000008090502
BIC: BFSWDE33XXX (Bank für Sozialwirtschaft)
Stichwort: "Zyklon Pam"

Das vergangene Jahr brach erneut alle Wärmerekorde. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war 2014 mit einer globalen Mitteltemperatur von 14,6 Grad weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 14 der 15 weltweit wärmsten Jahre fallen in das junge 21. Jahrhundert. In Deutschland und weltweit sei der „Trend zu einem wärmeren Klima ungebrochen“, so Klimaexperte Thomas Deutschländer vom DWD.

Bewohner Vanuatus kämpfen weiter

Zugleich steigen die Meeresspiegel – im weltweiten Durchschnitt um drei Millimeter pro Jahr. Doch im tropischen Westpazifik, wo besonders viele bedrohte Inselstaaten liegen, sind es zwölf Millimeter. Die Folgen bekommen die Inseln bereits heute zu spüren. In 15 bis 20 Jahren könnten die ersten Atolle der Südseestaaten Papua Neuguinea und Tuvalu komplett verschwunden sein. Einzelne Inseln werden bereits evakuiert. Auch die Malediven, das am niedrigsten gelegene Land der Erde, könnten bald für immer versinken.

Schon seit Jahren kämpfen die Bewohner Vanuatus gegen die Folgen der Erwärmung, auch mit deutscher Entwicklungshilfe. Sie merken: Die Küsten werden abgetragen, die Frischwasserreserven versalzen, Stürme zerstören die Ernten, der Fischfang wird spärlicher und auch die Schweine vertragen die Hitze immer schlechter. Doch nun müssen sie erstmal ihre Hütten und Dörfer wieder aufbauen.