Ruhrgebiet. . Am Ansturm auf die Arztpraxen ist kein einfacher Infekt mehr Schuld – sondern die echte Grippe. Die Influenza bereitet vor allem Kitas Probleme.
Das Ruhrgebiet hustet und schnieft. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Wo man auch hinhört, hört man von Leuten, die von der Grippe betroffen sind. Es gibt bereits jetzt einen irren Krankenstand“, so der Mülheimer Arzt Dr. Dirk Herting.
Lange hatte die Grippe (Influenza) vor allem Deutschlands Süden im Griff. Doch das ist vorbei. Das Virus zieht nach Norden. Allein in der vergangenen Woche wurden bundesweit über 7000 neue Influenzafälle gemeldet. Insgesamt kletterte die Zahl der im Labor bestätigten Diagnosen seit Herbst damit auf bald 27000. Das teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert-Koch-Instituts mit. Es gibt aber eine hohe Dunkelziffer. Die Zahl der Arztbesuche sei extrem gestiegen.
Bei Senioren droht gefährliche Lungenentzündung
Auch in der Mülheimer Praxis herrscht Hochbetrieb. Zusätzlich macht der Arzt Dirk Herting Hausbesuche, auch hier liegen die Patienten mit Fieber im Bett. „Ich komme gerade von einem älteren Herrn. Er ist 84 Jahre und an einer Grippe erkrankt. Gerade bei älteren Menschen muss man extrem vorsichtig sein, weil Es sich schnell eine gefährliche Lungenentzündung einstellen kann. Deshalb habe ich diesen Patienten in die Klinik eingewiesen.“
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Während in den letzten Wochen hauptsächlich grippale Infekte auf die Gesundheit schlugen, sei nun die echte Grippe unterwegs. „Um sie zu diagnostizieren, führe ich Nasenabstriche durch. Sie sind jedoch relativ teuer. Um die 50 bis 80 Euro. Dennoch ist ein Abstrich wichtig, um zu bestimmen, ob es sich wirklich um das Grippe-Virus handelt.“
Bei der echten Grippe ist Vorsicht angesagt: Der Patient sei eine Woche lang ansteckend und sollte sich auch so lange vom sozialen Leben fern halten. Da eine echte Grippe deutlich risikoreicher ist, vor allem für Ältere, müssten diese Menschen intensiv betreut werden.
Dortmunder Realschule macht wegen Grippe dicht
Nicht nur Ältere, sondern auch Kinder und Jugendliche sind von Fieber und Erschöpfung betroffen. In Dortmund hat eine Realschule den Betrieb weitestgehend einstellen müssen. Das Sekretariat der Max-Born-Realschule war am Mittwoch zwar besetzt, einige Schüler wurden in einem eigens gereinigten Raum betreut – ihre berufstätigen Eltern hatten ihre Kinder so kurzfristig nirgendwo anders unterbringen können. Unterricht aber findet dieser Tage in der Schule im tiefen Dortmunder Osten nicht statt: Wegen der Grippe sind 250 der 500 Schüler krankgemeldet, auch die Hälfte des Kollegiums hat einen Krankenschein.
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Die Betreuung der Kleinen führte auch in Düsseldorf zu Problemen: 40 Prozent der Mitarbeiter in vom DRK betreuten Tagesstätten fielen zuletzt aus. „Es ist zurzeit eine richtige Katastrophe“, sagt DRK-Abteilungsleiterin Margit Hlouschek. „Wir haben schon Aushänge angefertigt, dass Eltern kranke Kinder doch bitte zuhause lassen sollen. Sonst stecken sie das Personal an.“
Auch in Altenheime macht sich die Krankheit bemerkbar. In Leverkusen etwa wurden mehrere Seniorenzentren geschlossen, in Velbert-Langenberg sagte die Awo-Einrichtung „Haus Meyberg“ seit Karneval vorsichtshalber mehrere Termine ab – um die Bewohner nicht durch womöglich infizierte Besucher zu gefährden.
Überlastete Kliniken
Viele Krankenhäuser sind wegen des Andrangs überlastet. Im Kreis Recklinghausen verlegten Kliniken Notfallpatienten bis nach Witten weiter. „Der Patientenstrom reißt nicht ab“, so Dr. Peter Gunther Auer, Ärztlicher Direktor am St. Josef-Hospital in Gelsenkirchen. Operationen wurden verschoben. Weil auch das Pflegepersonal unter der Welle leidet, musste die Klinik Mitarbeiter von Leasingfirmen ausleihen.