Berlin. Die Grippe kommt in diesem Jahr früh - und wird möglicherweise heftiger. Außerdem scheint der Impfstoff gegen einen Erreger-Typen nicht gut zu wirken.

Ausgeknockt von jetzt auf gleich: Wen die Grippe erwischt, der wandert meist auf direktem Wege ins Bett. In den vergangenen Tagen ging das vielen so: Die Virusinfektion hat sich im gesamten Bundesgebiet ausgebreitet. Bis zum 10. Februar gab es seit Beginn der diesjährigen Grippesaison insgesamt fast 11 000 bestätigte Fälle - die meisten davon im Osten und Süden. Eine Woche zuvor waren es noch rund 6400. "Stark erhöhte Influenza-Aktivität", meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert Koch-Instituts (RKI) in ihrem jüngsten Wochenbericht bundesweit.

"Insgesamt hat die Grippewelle etwas früher begonnen als in der vergangenen Saison, schon in der zweiten Kalenderwoche", sagt AGI-Leiterin Silke Buda. Im Moment steigen die Zahlen laut Buda noch an. Wie heftig die Welle dieses Jahr - nach einer sehr milden Vorjahressaison - noch wird, ist nicht abzusehen. Aber es gibt einige Hinweise, dass es dicker kommen könnte.

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Impfstoff gegen Erreger-Stamm möglicherweise unwirksam

Besonders verbreitet ist in dieser Saison nach RKI-Untersuchungen bislang der Subtyp H3N2 der Influenza-A-Viren. Zwar enthält der saisonale Grippeimpfstoff eine Komponente gegen H3N2. Aber dieser Stamm hat sich seit der Empfehlung für die Impfstoffzusammensetzung, die bereits im Frühjahr 2014 von der WHO festgelegt wurde, wieder verändert. Sprich: Das im Vakzin enthaltene Eiweiß stimmt nun nicht mehr mit dem Oberflächeneiweiß des Erregers überein.

"Hier muss mit einer möglicherweise reduzierten Impfwirkung gerechnet werden", sagt Buda. Dies belegten auch Zahlen aus den USA, Kanada und Großbritannien. Die WHO hatte bereits im Januar bestätigt, dass sich Unterschiede zwischen Impfstoff und Erreger des Subtyps andeuteten. Dennoch, so betonen Experten, ist der Impfstoff der einzige mögliche Vorabschutz vor einer Grippeerkrankung. "Denn gegen die anderen Subtypen wirkt er ja", sagt Buda.

Nur 30 Prozent der Bevölkerung lassen sich impfen

Wie sich die Impfung am Ende auf die Grippewelle auswirkt, hängt auch von der Impflust der Menschen ab: Vor allem Ältere, Menschen jeden Alters mit chronischen Grunderkrankungen oder Personen, die im medizinischen Bereich arbeiten, gehören zur Risikogruppe. "Die bisherige Impfquote ist immer noch nicht zufriedenstellend", beklagt Buda.

Nach bisherigen Erkenntnissen lassen sich weniger als 30 Prozent der Bevölkerung gegen Grippe impfen. Etwa die Hälfte der Älteren sei gegen Influenza geimpft, sagt Buda. Bei der Risikogruppe der Schwangeren ist es kaum ein Viertel.

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Schwache und starke Grippewellen wechseln häufig

Besonders impfbegeistert sind die Deutschen in Sachen Grippe also nicht. Nachrichten von einzelnen ungeklärten Todesfällen, die zeitweise mit Grippeimpfungen in Zusammenhang gebracht wurden, fördern die Skepsis. Ende 2014 waren in Italien Chargen eines verstärkten Grippevakzins für Senioren zurückgezogen worden. Laut Europäischer Arzneimittelbehörde gab es jedoch keinen kausalen Zusammenhang zwischen Todesfällen und Impfungen.

Da sich schwache und starke Grippewellen häufig abwechseln, ist in den nächsten Wochen Aufmerksamkeit angesagt. Bei der letzten schweren Saison im Winter 2012/13 starben laut RKI 20 600 Menschen an den Folgen. Deshalb gilt vor allem für Kinder und Ältere: Erkrankte meiden, sich nicht in Menschenmengen anhusten lassen - und vor allem regelmäßig Händewaschen. (dpa)