Columbus. . Die US-Gefängnisbehörden haben ein Problem: Es mangelt an geeigneten Chemikalien zur Hinrichtung von Häftlingen. Neue Giftcocktails führten zu qualvollen Exekutionen. Ohio zieht Konsequenzen.

Nach schweren Komplikationen bei Hinrichtungen in mehreren US-Bundesstaaten setzt Ohio ein Jahr lang alle geplanten Exekutionen aus. In dieser Zeit sollen neue Chemikalien zur Tötung verurteilter Häftlinge beschafft werden, wie die zuständige Gefängnisbehörde am Freitag mitteilte. In Ohio sollten 2015 sechs Menschen hingerichtet werden. Die Vollstreckung der Todesurteile ist jetzt auf 2016 verschoben. Als erster soll dann im Januar ein Kindesmörder hingerichtet werden.

In Ohio hatte vor rund einem Jahr ein Häftling laut Augenzeugenberichten während seiner Hinrichtung fast eine halbe Stunde lang qualvoll nach Luft gerungen. Bei der Exekution waren das Schmerzmittel Hydromorphon und das Medikament Midazolam eingesetzt worden, mit dem Patienten vor Operationen beruhigt werden. Midazolam wurde im vergangenen Jahr auch bei zwei Hinrichtungen in Oklahoma und Arizona verwendet, bei denen die Delinquenten ebenfalls Zeichen von qualvoller Erstickung zeigten.

Häftlinge klagen gegen Chemikalien der Todesspritze

Am vergangenen Mittwoch hatte der Oberste US-Gerichtshof die geplanten Exekutionen von drei weiteren Häftlingen in Oklahoma ausgesetzt, die gegen die Hinrichtung mit drei Substanzen geklagt hatten. Sie machten geltend, dass einer der Stoffe nicht wie vorgesehen wirke. Die zu erwartenden Schmerzen würden gegen die Verfassung verstoßen, die grausame und ungewöhnliche Bestrafungen verbiete. Das Gericht will nun die Zulässigkeit der Mittel prüfen.

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Hintergrund der Komplikationen sind Nachschubprobleme der US-Behörden bei zuvor verwendeten Chemikalien. Europäische Hersteller der Substanzen weigern sich, sie für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Eine Reihe von US-Staaten greift daher auf neue Mischungen zurück. (dpa)