Mainz. . Deutsch-französisches Fernsehprojekt, Teil II: Das deutsche TV legte beim Projekt „Tandem“ einen Krimi vor, die Franzosen kontern mit einer Komödie.

Wenn die Dorfbewohner in Saint Lassou mit dem Handy am Ohr um die Gräber schleichen, dann hat das einen einfachen Grund: Empfang gibt’s nur auf dem Friedhof, dafür hat die deutsche Öko-Bürgermeisterin gesorgt, die den Franzosen mal germanische Gründlichkeit beim Umweltschutz einbläut. Zugegeben, es mag ein bisschen unfair sein, den besten Gag dieser Komödie gleich hier zu verraten, denn so lustig wie die 88 Minuten angesichts des deutsch-französischen Kulturschocks werden könnten, sind sie dann leider doch nicht.

„Das gespaltene Dorf“ ist der französische Beitrag zum ARD-Arte-Tandemprojekt über Atomkraft. Die Deutschen lieferten, wie berichtet, den todernsten, aber allzu berechenbaren Krimi „Tag der Wahrheit“; dass die Franzosen mit einer Komödie kontern, passt zu ihrer eher unaufgeregten Haltung der Kernkraft gegenüber.

Regisseur Gabriel Le Bomin lässt Katja Riemann als resolute Dorfchefin fuhrwerken. Anna war die einzige Kandidatin fürs Amt, und die meisten haben ihren Frieden mit der Frau gemacht, die sogar ihre Staatsbürgerschaft geopfert hat, um ihren Traum von einer sauberen, autonomen Idylle zu verwirklichen.

Endlager für Atommüll

Ausgerechnet hier landet nun der Ingenieur Antoine, um den Menschen im Auftrag eines Energieriesen ein unterirdisches Endlager schmackhaft zu machen, das mit den nötigen oberirdischen Strukturen das verschlafene Nest in ein prosperierendes Städtchen verwandeln soll. Der französische Komiker Laurent Stocker legt ihn als seelenruhigen Überzeugungstäter an und zieht gerade aus dieser Unaufgeregtheit im Umgang mit brutalen Veränderungen und tödlichen Gefahren den Witz seiner Figur. Katja Riemann, der man doch sonst jede Frechheit abkauft, fremdelt dagegen spürbar mit der Rolle, entlockt ihr nicht die nötige Kraft, damit man dieses Duell wirklich unterhaltsam fände. So wird die Geschichte schnell fad.

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Im Sammelsurium der Dorfbewohner, die es nun zur einen oder anderen Seite verschlägt, finden sich indes ein paar nette Karikaturen. Darunter besonders die alte Wirtin, die so wunderbar über die Deutschen fluchen kann. Es ist ein schönes Wiedersehen mit der unvergessenen Claude Gensac, die man so oft an der Seite von Louis de Funès erlebte. Mehr als ein Trost für diesen doch eher müden Komödienversuch ist das aber nicht.

Fazit: Eine Komödie mit spürbarem Potenzial. Leider wird es verschenkt.

ARD, 20.15 Uhr