Hamburg. Ob “Bulle“ auf dem Hamburger Kiez oder Bauer in der Provinz: Jan Fedder bleibt bei allem unverwechselbar. Am Drehen kann ihn kaum etwas hindern.

Für Jan Fedders "Büttenwarder"-Bauernkumpel und "Großstadtrevier"-Ex-Kollegen Peter Heinrich Brix ist Fedder ein "Gesamtkunstwerk". "Ich denke, man sollte ihn so nehmen wie er ist - und das ist 'ne ganze Menge", meint Brix. "Er hat dieses Hauptdarsteller-Gen", findet Drehbuchautor Norbert Eberlein. "Wenn er in einer Szene drin ist, ist es eine Fedder-Szene." Und für Produzent Markus Trebitsch ist er "die größte Symbiose aus einer ziemlich großen Klappe und einem großen Herzen". Sie und andere Prominente kommen in einem Porträt zu Wort, das Fedders Heimatsender, der Norddeutsche Rundfunk (NDR), am 60. Geburtstag des Hamburgers (14. Januar) zeigt.

Auch Fedder selbst, der vor seinem Ehrentag am Mittwoch keinen Interviewrummel wollte, redet in dem TV-Porträt über sich. Und das in der Hamburger Kodderschnauzen-Manier, die ihn bei Fans in ganz Deutschland beliebt gemacht hat. Wenn er etwa sagt: "45 Jahre mache ich jetzt diesen Kladderadatsch hier, diesen Job." Und bekennt: "Ich bin ein altes Zirkuspferd. Ich kann zwar nicht mehr so hoch springen, aber im Kreis laufen kann ich immer noch." Oder wenn er als "Großstadtrevier"-Polizist - seit 1992 ist er als Dirk Matthies in der ARD-Vorabendserie dabei - erklärt: "Ich bin nicht nur echter Hamburger, ich bin echter St. Paulianer - das ist 'ne ganz besonders edle Rasse."

Ein echter Junge von St. Pauli

Nicht nur in der Rolle, auch in der Realität ist Fedder der Junge von St. Pauli. Dort ist er groß geworden - als Kind und als Schauspieler. Am Hafen wächst er auf. Die Mutter ist Tänzerin, der Vater hat eine Kneipe, die er wegen der beiden Söhne Jan und Oliver schon um 18 Uhr schließt, bevor Prostituierte und Betrunkene das Viertel übernehmen. Großvater und Urgroßvater fuhren zur See, wie Fedder erzählt, der Vater ist nicht nur Kneipier, sondern auch Kirchenvorstand. In Hamburgs berühmtester Kirche - im Michel - singt der kleine Jan im Knabenchor. Später spielt er Kinder- und Jugendtheater. Es folgen kleine TV-Rollen, bis er 1981 auf der Leinwand zu Maat Pilgrim wird: in Wolfgang Petersens Kinoerfolg "Das Boot".

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In mehr als 400 Produktionen hat Fedder mitgespielt - norddeutsche Charaktere sind sein Markenzeichen. Zum Volksschauspieler wurde er vor allem durch seine Rolle als Kiez-Polizist. Als das Filmfest seiner Heimatstadt 2013 den "Hamburger Jung" zum 45-jährigen Bühnenjubiläum ehrt, zeigt es noch einmal Fedders Antritt in Deutschlands bekanntestem TV-Polizeirevier. "Volksschauspieler - mit Fug und Recht", nennt er sich selbst. Zum "Bullen" im Rotlichtviertel von Hamburg kam der Bauer auf dem platten Land von Schleswig-Holstein hinzu - "Büttenwarder"-Brakelmann ebenso eine Paraderolle für ihn wie der harte Kerl im "Großstadtrevier".

"sozialdemokratisch-grundiert bis in die Falten seiner Lederjacke"

"Fedder/Matthies ist eine Art Brackwasser-Bogart, sozialdemokratisch-grundiert bis in die Falten seiner Lederjacke", schrieb der "Stern" mal über das norddeutsche Original mit der schnoddrigen Art und formulierte dessen Erfolgsrezept so: "Er spielt sich selbst, und das mit Inbrunst."

In vier Verfilmungen von Werken des 2014 gestorbenen Autors Siegfried Lenz übernahm Fedder die Hauptrolle, zuletzt in "Arnes Nachlass". Für seine erste Rolle in einem Lenz-Film ("Der Mann im Strom") bekam er 2006 den Deutschen Fernsehpreis. "Und die Moral von der Geschicht: Mach einfach vier Wochen mal ein anderes Gesicht. Und dann, Alter, das ist kein Scheiß, kriegt du dafür den Deutschen Fernsehpreis", kommentierte er die Ehrung.

Für Stille zieht er sich auf seinen Bauernhof zurück

Auch mehrfacher Ehrenkommissar ist Fedder. Auf der Reeperbahn steht er als Wachsfigur im "Panoptikum", auf St. Pauli hat er auch noch immer eine Wohnung. Selbst in seiner Ehe mit Marion - das Paar heiratete 2000 im Michel - blieben getrennte Wohnungen wichtig. Wenn er besonders viel Stille sucht, zieht sich Fedder auf seinen Bauernhof, wo er seine Sammelwut mit allen möglichen alten Objekten ausleben kann, in Schleswig-Holstein zurück.

Zurückgezogen vom Filmset hat sich Fedder zuletzt wegen krankheitsbedingter Zwangspausen: 2012 wegen einer Krebstherapie (seinen Zigarettenkonsum fuhr er dabei von 50 pro Tag auf Null zurück), danach wegen einer Blutvergiftung. Das "Großstadtrevier" musste zeitweise auf seinen Star verzichten. Nun sei aber alles wieder "tippitoppi", sagte er vor kurzem in einem Interview. "Ab Februar geht es wieder los - Dreharbeiten für "Großstadtrevier", "Neues aus Büttenwarder" und eine Fortsetzung vom "Hafenpastor"." (dpa)