Essen. Redakteure und Reporter denken an ihre ganz persönlichen Highlights aus dem Jahre 2014 – mit Krimis, Comedy und einem Dorf der Untoten.

Das Fernsehjahr 2014 ist bald vorüber. 365 Tage haben unsere Redakteure und Reporter sie durch das Programm begleitet. Heute erinnern sie sich noch einmal an ihren ganz persönlichen TV-Höhepunkt – völlig subjektiv und unter kompletter Missachtung der Einschaltquoten.

Sherlock

Da steht er nun und man sieht ihm an, dass er sich nicht wohl fühlt. Er muss eine Rede halten. Zur Hochzeit seines besten Freundes Watson (Martin Freeman), der gleichzeitig auch sein einziger ist. Er weiß nicht, was er sagen soll, er schweift ab, erzählt von zwei alten Fällen. Fällen, die er nicht lösen konnte. Ausgerechnet er, Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch). Man spürt, wie es arbeitet in seinem Kopf. Wie er plötzlich Zusammenhänge erkennt, die er bisher übersehen hat. So klärt er auf, was unklar war und rettet ganz nebenbei auch noch ein Menschenleben. „Im Zeichen der Drei“ heißt diese Folge der dritten Staffel und sie hat alles, was diese Serie auszeichnet. Tempo, Witz, Genialität und Überraschungen.

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Eine Szene, die man immer wieder sehen kann aus einer Serie, von der man nicht genug bekommt. Trotzdem muss man nun warten. Die Hauptdarsteller sind anderweitig beschäftigt. Frühestens 2016 wird man erfahren, wie es weitergeht. Fernsehen kann hart sein.

heute-show

Vor nicht allzu langer Zeit gab es klare Grenzen zwischen Comedy und Kabarett. Comedy stand für junges Privatfernsehen mit Lifestyle-Klamauk, Kabarett indes für öffentlich-rechtliche Politsatire alter Schule. Inzwischen sind die Grenzen aufgeweicht – der „heute-show“ im ZDF sei Dank. Oliver Welke & Co. sind im Lauf von fünf Jahren, wie guter Rotwein, immer besser geworden. Sie haben sich mit peperoni-scharfem Witz gegen Machtelite und Volkstribune Haltungspunkte verdient.

Auch glänzt die „heute-show“ damit, dass sie mit cleveren Einspielern die Formen des Fernsehens nutzt. Und damit bieten Hildebrandts Erben weit mehr als abgefilmtes Bühnen-Kabarett. Gerade dann, wenn die TV-Spötter Parteitage oder Demos besuchen, liefern Befragte oft die beste Satire – nämlich dann wenn Schnapsideen auf Bierernst treffen.

The Returned

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Tote kehren zurück in ihr Dorf in den französischen Bergen? Da fällt einem allerlei Zombiemüll ein, wenn man die Inhaltsbeschreibung liest, und dann kommt alles ganz anders. Die achtteilige Serie aus Frankreich, die der WDR dankenswerterweise ins Programm hievte, ließ den Schrecken in unsere Glieder fahren, ohne uns mit grässlichen Bildern und widerlichen Einfällen abzustoßen. Ganz leise nähert sich hier das Grauen, subtil ist der Grusel, aber von unerhörter Nachhaltigkeit. Die Serie macht Untote und Lebende gleichermaßen zu Opfern: Wenn Menschen nicht begreifen, dass sie gestorben sind und einfach wieder ihren Platz einnehmen wollen in der Familie, beim Geliebten oder bei den Freunden – was löst das in der Gemeinschaft aus? Das dramatisch aufgeladene Aufeinanderprallen des Dies- und Jenseits kleidet die Kurzserie in Bilder von gespenstischer Schönheit und Klarheit. Ein Fernsehereignis, das diese Bezeichnung auch mal verdient. Und für mich der Programmhöhepunkt 2014.

Nord bei Nordwest

Kennen Sie Hinnerk Schönemann? Der Name ist einem nicht sofort geläufig, dabei ist Schönemann ein Schauspieler, der aus Nebenrollen Charakterstudien zaubert. Wer ihn jüngst in der Hauptrolle als Tierarzt in „Nord bei Nordwest“ gesehen hat, wünscht sich, dass die ARD ihr Versprechen einlöst und den schüchternen Doc in Serie schickt. Schon der Titel klingt skurril, und so ist auch die Szenerie: Den melancholischen Ex-Bullen aus Hamburg verschlägt es in ein Ostsee-Kaff, wo er in seinem zweiten Job Fuß fassen will und dabei zwischen die Krallen der Kläffer und Ladys gerät. Dass es ein Krimi ist, merkt man nur am Rande. Das Debüt im November gab sich als kluge, feinsinnige Komödie, die hintergründig mit dem Klischee des Küstenkrimis spielte. Der Humor – sehr schwarz und sehr sympathisch. Mehr davon!