Aljinovic verabschiedet sich von „Tatort“ mit Mystery-Fall
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Berlin. . Boris Aljinovic blieb übrig vom Berliner „Tatort“-Duo Ritter und Stark, weil Dominic Raacke entnervt vorzeitig hinwarf. Aber der Kleine läuft bei seinem Finale auf zu großer Form. Obendrein wartet der Mystery-Fall mit einer Schauspielerin auf, die einen sensationellen Auftritt hinlegt.
Boris Aljinovic war nie ein aufregender Fernsehkommissar. Seine Figur Felix Stark war als in sich gekehrter Typ die perfekte Ergänzung zum extrovertierten Großstadt-Cowboy Till Ritter (Dominic Raacke) am „Tatort“ Berlin: Der Kleine half dem Großen. Dummerweise warf Raacke spontan hin, als der RBB das Ende des Gespanns Ritter und Stark verkündete. So musste die ARD-Hauptstadtanstalt den letzten Fall auf Aljinovic zuschneiden: Solo für Stark. Der Sender zog sich mit der Final-Folge „Vielleicht“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) elegant aus der Affäre.
Psycho-Film spielt mit dem rätselhaften Grauen
Regisseur und Drehbuch-Autor Klaus Krämer gibt mit dem Titel des Psycho-Films ein Versprechen, das er auf mehreren Ebenen einlöst: „Vielleicht“ spielt mit Möglichkeiten. Zunächst hält es der Krimi für möglich, dass es Menschen gibt, deren unheilvolle Visionen wider Willen wirklich werden. Das rätselhaftes Grauen mischt die kühl kalkuierte Realität der Metropole auf. Das Medium ist eine norwegische Architekturstudentin namens Trude. Verkörpert wird sie von einer fast unbekannten Schauspielerin: Lise Risom Olsen. Die 35-jährige Norwegerin nutzt ihre Premiere im „Tatort“ zu einem fulminanten Auftritt. Ihre großen, dunklen Augen irrlichtern; sie strahlen Angst und Verwirrung aus. Die Körpersprache der verhuschten Studentin verrät Verunsicherung – und 100 Jahre Einsamkeit.
Logische Konsequenz einer Figur, die von Visionen gequält wird, aber auch ihre Umwelt mit ihren Visionen quält – zumal aus ihren schrecklichen Ahnung meist bald fürchterliche Gewissheit wird. Sind Trudes finsteren Prophezeien Vorboten eines unentrinnbares Schicksals – oder kann jemand mit kühlem Kopf das dräuende Grauen verhindern? Genau diese Frage treibt Stark um.
Das Medium gerät in Gefahr – und schließlich auch der Kommissar
Zunächst fühlt der Kommissar seine Machtlosigkeit. Der angekündigte Tod einer Studentin tritt genauso ein wie prophezeit. Dann gerät das Medium selbst in Gefahr. Mehr noch: Schließlich muss Stark selbst um sein Leben fürchten.
Erstaunlicherweise erhält der Fahnder stets Rückendeckung in seiner Behörde für seine Idee, vorbeugend einzuschreiten. Dass der Polizeipsychologe (Fabian Busch) zu ihm hält, wundert wenig. Umso mehr überrascht es, dass Stark auch Unterstützung von seinem jungen Team erhält und obendrein von seiner Chefin (Birge Schade). Die Diskussionen im Polizeipräsidium erinnern in ihrem sanft-säuselnden Betroffenheitston zuweilen an Therapie-Sitzungen.
Die Büros der Tatort-Kommissare
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Dennoch ist der Mystery-Fall alles andere als Valiumfernsehen. Der Krimi funktioniert auf zwei Ebenen: Die Mörder-Suche treibt die Geschichte – und Starks Versuch, bösen Mächten durch clevere Vorbeugung ein Schnippchen zu schlafen. Die Geschichte strebt einem spannenden Finale zu, dass auch für Stark neue Möglichkeiten offenhält. Gelegentliche Logik-Lücken stören wenig. Schließlich geht es um Parapsychologie.
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