Stockholm. . Dan Shechtman bekommt den diesjährigen Chemie-Nobelpreis. Er wird damit für seine Arbeit im Bereich von Kristallen gewürdigt.
Für die Entdeckung und Erforschung der sogenannten Quasikristalle erhält der israelische Wissenschaftler Dan Shechtman in diesem Jahr den Nobelpreis für Chemie. Seine Forschung habe "das Verständnis der Chemiker von Feststoffen fundamental verändert", teilte das Nobelkomitee am Mittwoch in Stockholm mit. Shechtmans ungewöhnliche Entdeckung hatte in den 1980er Jahren für gewaltigen Streit in der Wissenschaft gesorgt.
Die von Shechtman entdeckten Quasikristalle seien ein "bemerkenswertes Mosaik von Atomen", hieß es in der Erklärung des Karolinska-Instituts. "In Quasikristallen finden wir die faszinierenden Mosaike der arabischen Welt auf atomarer Ebene - regelmäßige Muster, die sich niemals wiederholen", schrieb die Nobeljury. Bis zu Shechtmans Entdeckung der Kristalle im Jahr 1982 waren Chemiker überzeugt, dass sich Atome in Feststoffen symmetrisch zusammenfügen.
Anfangs umstrittene Entdeckung
Quasikristalle sind beispielsweise in bestimmten Arten von Stahl zu finden, dem sie durch ihre dichte Struktur eine besondere Festigkeit verleihen. Sie kommen in der Natur in diversen Mineralien vor und könnten künftig auch im Labor erzeugt werden, um etwa Bratpfannen oder Dieselmotoren besonders widerstandsfähig zu machen. Dabei ist vor allem interessant, dass sie hohen Druck und extreme Hitze aushalten können.
Der 1941 in Tel Aviv geborene Shechtman forscht als emeritierter Professor am Technion-Institut in Haifa. Seine Entdeckung sei zu Beginn "außerordentlich umstritten" gewesen, weil sie "gegenläufig zu den Naturgesetzen" erschienen sei, erinnerte das Nobelkomitee. Sie sei "so unwahrscheinlich gewesen wie die Herstellung eines Fußballs lediglich aus Sechsecken, obwohl auch Fünfecke nötig sind". Publiziert wurde Shechtmans Erkenntnis demnach erst im Jahr 1984.
Preisträger gerührt
Shechtman sah sich nach der Entdeckung mit breitem Widerstand konfrontiert, wurde von Kollegen ausgelacht und war sich seiner Sache zunächst selbst nicht sicher. Ein Institutsleiter überreichte ihm ein Lehrbuch für Kristallografie und empfahl ihm, dieses zu lesen. Zudem wurde er nachdrücklich aufgefordert, seine damalige wissenschaftliche Arbeitsgruppe in den USA zu verlassen. Shechtman zeigte sich nun in einer ersten Reaktion "gerührt" von der Ehrung.
Im vergangenen Jahr war der Chemie-Nobelpreis an den US-Forscher Richard Heck und die japanischen Wissenschaftler Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki gegangen. Im Jahr 2007 hatte der Deutsche Gerhard Ertl den Preis erhalten. Die renommierte Auszeichnung ist ebenso wie die übrigen Preise mit umgerechnet knapp 1,1 Millionen Euro dotiert. Verliehen werden die Preise am 10. Dezember.
Am Montag und Dienstag waren bereits die Träger der Nobelpreise für Medizin und Physik bekanntgegeben worden, am Donnerstag folgt der Nobelpreis für Literatur. Die mit besonderer Spannung erwartete Benennung des Friedensnobelpreisträgers findet am Freitag in Oslo statt. Den Abschluss bildet der Preis für Wirtschaftswissenschaften am Montag kommender Woche. (afp)