Krefeld. .

Ein Gutachter hat den mutmaßliche Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath als „gesunde Normalperson“ eingestuft. Der 45 Jahre alte Olaf H., der sich vor dem Landgericht Krefeld verantworten muss und die Tat gestanden hat, sei voll schuldfähig.

Olaf H., der mutmaßliche Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath, ist im strafrechtlichen Sinn voll schuldfähig: Zu diesem Ergebnis ist der psychologische Gutachter Martin Albrecht gekommen. Der 45-Jährige, der sich wegen Mordes vor dem Landgericht Krefeld verantworten muss, sei eine „gesunde Normalperson“ mit überdurchschnittlich hoher Intelligenz. Aus der Biografie des Mannes, der die Tat im Juli gestanden hat, aber bis zu seiner rechtskräftigen Verurteilung als mutmaßlicher Täter gilt, lasse sich die Tat nicht erklären.

Knapp zwei Stunden spricht Martin Albrecht am Freitagvormittag vor dem Landgericht Krefeld über Olaf H. Er berichtet, dass es sehr schwierig gewesen sei, den Angeklagten zu begutachten. Der Vater dreier Kinder habe ein sehr freundliches, zuvorkommendes Auftreten. Doch immer, wenn es in den Sitzungen um seine Sexualität gegangen sei, um seine Wünsche, sein Verhalten, habe der Angeklagte gemauert, die psychoanalytische Untersuchung blockiert. Bei einigen Tests, sagt der Gutachter, habe Olaf H. so viele Fragen nicht beantwortet, dass die Tests nicht ausgewertet werden konnten.

Sexuelle Erregung durch das Töten des Opfers

Bei Menschen, die sexuelle Gewalt gegen Kinder ausüben, unterscheide man zwei Tätergruppen, erklärte der Experte. Die größere Gruppe seien diejenigen, die töten, um ihre Straftat zu verdecken. Die kleinere Gruppe seien Täter, die aus sadistischer Motivation töten: Sie empfänden durch die Tat ein Gefühl der Allmacht, was ihr Selbstwertgefühl stärke. Diese Allmacht bis zum Exzess auszuleben – das Opfer zu töten – errege diese Täter sexuell.

Martin Albrecht rechnet Olaf H. der zweiten Tätergruppe zu. Typisch dafür sei auch die vor der Tat völlig unauffällige Biografie; viele solcher Täter seien heterosexuell, verheiratet und würden als liebevolle Väter charakterisiert. Dass Olaf H. trotzdem diese sadistische Neigung entwickelt habe, lasse sich nur mit der Stresssituation erklären, in der der Angeklagte gesteckt habe.

Olaf H. soll den zehnjährigen Mirco am Abend des 3. September 2010 entführt haben, als der Junge auf dem Heimweg war. Er wird beschuldigt, in seinem Auto sexuelle Handlungen an dem Kind vorgenommen zu haben und es dann mit einer Schnur erdrosselt zu haben. Ein Urteil in dem Fall wird am 29. September erwartet.