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Eine geplante ICE-Direktverbindung von Köln nach London sorgt für Zoff zwischen der Bahn und dem Fahrgastverband ProBahn. Durch den schnellen Trip in die englische Hauptstadt könnten sich Regionalexpresse im Ruhrgebiet verspäten und Tausende Pendler verärgert sein, befürchtet ProBahn. Die Bahn spricht von einem „kleinen Problem“.

In vier Stunden mit dem „Cool-Britannia-Express“ von Köln nach London, ohne in Brüssel umständlich umzusteigen: Das soll ab 2013 von Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofes möglich sein. Das gefällt auch dem Fahrgastverband ProBahn. Doch trotzdem gibt es Ärger. Bei der Ausfahrt von Gleis 1 müsste der „Britannia-Express“ alle anderen Gleise überqueren. Viele Züge und Pendler müssten warten. Das könnte nach Angaben von ProBahn erhebliche Verspätungen verursachen. Laut dem Fahrgastverband wäre unter anderem der NRW-Express RE 1 von Aachen über Düsseldorf nach Paderborn betroffen.

„Auch wenn die ICE-Verbindung nach London sicher eine interessante Bereicherung des Angebots ist, darf dieses nicht zu Lasten der Pendler gehen“, sagte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, im Gespräch mit DerWesten. „Der geplante ICE bindet hohe Bahnsteig- und Gleiskapazitäten, die dann dem Nah- und Regionalverkehr nicht zur Verfügung stehen“, so Naumann. Dabei sei der Kölner Hauptbahnhof bereits heute „der deutsche Bahnhof mit den geringsten Reserven und dem höchsten Unpünktlichkeitswert.“

Umbaumaßnahmen sind terminiert

Auch Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn NRW, warnt: „Köln ist ein kritischer Bahnknotenpunkt. Sollten Regionalexpresse in Köln später losfahren, haben sich die Verspätungen bis Hamm bereits auf bis zu 20 Minuten angehäuft. Das beobachten wir in letzter Zeit sehr häufig.“ Die Bahn sollte andere Gleise des Kölner Hauptbahnhofes für den ICE überprüfen. Was eher unwahrscheinlich ist, denn im Zeitplan der Bahn sind Umbaumaßnahmen am Kölner Gleis 1 schon terminiert. Damit der ICE ab 2013 dort starten kann, müssen separate Zugänge für die Londonreisenden gebaut werden. Vor der Fahrt durch den Eurotunnel nach England müssen die Pässe der Fahrgäste kontrolliert und Koffer durchleuchtet werden.

„Unsere Experten werden das kleine Problem berücksichtigen.“

Die Bahn weist die Kritik zurück. Man wundere sich, warum der Fahrgastverband schon jetzt Alarm schlägt. Die Züge seien frühestens ab 2013 geplant. Und dreimal täglich sei die Ausfahrt des ICE problemlos zu organisieren. „Unsere Experten werden das kleine Problem berücksichtigen“, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage. Es gehe nur um wenige Minuten, die der ICE andere Gleise kreuzen würde. Außerdem könnte man durch Fahrplanänderungen entgegensteuern. ProBahn-Sprecher Ebbers betont jedoch: „Das Thema muss diskutiert werden. Sonst wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr später einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Die Bahn hatte Mitte Juli bekannt gegeben, dass sie auf einem guten Weg sei, alle Klauseln für ICE-Züge im Kanaltunnel zu erfüllen. Geplant ist eine Direktverbindung zwischen London und Städten wie Köln, Frankfurt und Amsterdam.