Oslo/Berlin.

Nach dem verheerenden Anschlag in Oslo und dem Blutbad in einem Jugendlager hat die norwegische Polizei die Zahl der Opfer drastisch nach oben korrigiert. Am Samstagvormittag gingen die Ermittler von mindestens 91 Toten aus. Ein 32 Jahre alter Norweger wurde festgenommen. Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel reagierten mit Bestürzung auf die Anschläge.

Bundespräsident Wulff drückte König Harald von Norwegen in einem Telegramm seine Anteilnahme aus. Mit Entsetzen und Bestürzung habe er von den verheerenden Anschlägen erfahren, bei denen so viele Menschen ums Leben gekommen sind oder verletzt wurden, hieß es in dem Schreiben.

Erst Stunden nach den Taten vom Freitagnachmittag wurde der Polizei das volle Ausmaß klar. Zunächst war im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe explodiert, die sieben Menschen tötete. In einem Jugendlager der regierenden sozialdemokratischen Partei wurden nur wenig später mindestens 84 Menschen getötet.

Verdächtiger will mit Polizei kooperieren

Der 32-jährige Norweger erklärte nach seiner Festnahme, er wolle mit den Ermittlern kooperieren. Er soll im Internet rechte und islamfeindliche Ansichten vertreten haben. Ob der Mann allein gehandelt habe oder Teil einer Gruppe sei, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, sagte auch der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg am Samstagmorgen.

Das Motiv lag zunächst völlig im Dunkeln, allerdings standen beide Anschlagsorte in Verbindung mit der linksgerichteten Arbeiterpartei. Der Bombenanschlag hatte sich in der Nähe des Sitzes der sozialdemokratischen Regierung ereignet. Ministerpräsident Stoltenberg hätte am Samstag eine Rede in dem Lager der Parteijugend auf der norwegischen Insel Utoya halten sollen, wo sich das Blutbad ereignete.

Regierungschef war zum Zeitpunkt des Anschlags nicht im Gebäude

Die Polizei hatte nach den Schüssen auf Utoya zunächst nur von zehn Toten berichtet. Über Nacht mussten die Opferzahlen aber drastisch nach oben korrigiert werden. Es habe lange gedauert, die Insel abzusuchen, sagte Polizeichef Oystein Maeland. Die Zahl der Opfer könne noch weiter steigen, viele seien schwer verwundet. Mindestens ein unexplodierter Sprengsatz wurde auf der Insel gefunden.

Bei dem Bombenanschlag in Oslo wurden zusätzlich zu den sieben Toten auch mindestens neun oder zehn Menschen schwer verletzt. Die meisten Fenster des Gebäudes, in dem Ministerpräsident Stoltenberg und seine Regierung arbeiten, wurden zerstört. Der Regierungschef hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlages nicht in dem Gebäude auf. (dapd)

Explosion in Oslo

Der Tatort: Auf der Insel Utoya überfiel der Attentäter ein Jugendcamp.
Der Tatort: Auf der Insel Utoya überfiel der Attentäter ein Jugendcamp. © AP
Offensichtlich hatte er sich als Polizist verkleidet und erschoss 80 Jugendliche.
Offensichtlich hatte er sich als Polizist verkleidet und erschoss 80 Jugendliche. © AP
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