Berlin. . Bundespräsident Wulff sorgt mit seinem ZDF-Sommerinterview für Aufregung. Die Sendung gaukelte Urlaubsstimmung auf Norderney vor. Doch Wulff weilte zu dieser Zeit gar nicht in den Ferien. Er war extra mit dem Diensthubschrauber auf die Insel gereist.
Das jüngste ZDF-Sommerinterview mit Bundespräsident Christian Wulff auf der Nordseeinsel Norderney sorgt für Diskussionen. Der Sender und das Bundespräsidialamt bestätigten am Sonntag, dass sich Wulff zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Urlaub befunden habe. Das am 9. Juli geführte Interview vor der Nordseekulisse war am 10. Juli ausgestrahlt worden.
Ein ZDF-Sprecher machte auf Anfrage deutlich, dass die Sommerinterviews in der Regel am Urlaubsort der Interviewten geführt würden. Wegen der Termindichte von Wulff in den Tagen zuvor habe man aber angeboten, das Gespräch ausnahmsweise in Berlin aufzuzeichnen. Das Präsidialamt wollte die ursprüngliche Planung offenbar nicht mehr ändern, zumal Wulff auf Norderney noch zu einem späteren Zeitpunkt Urlaub geplant hatte.
Die „Bild am Sonntag“ hatte unter der Überschrift „Urlaubsinterview ohne Urlaub“ berichtet, dass Wulff für das Interview per Diensthubschrauber nach Norderney geflogen (etwa 2500 Euro je Flugstunde laut „Bild am Sonntag“) und am Nachmittag wieder zurückgekehrt sei. Wulff hatte in den Tagen zuvor zahlreiche Termine wahrgenommen, unter anderem in Durban (Südafrika), wo er bei der Entscheidung über die Austragung der Olympischen Winterspiele 2018 zugegen war.
Termine werden langfristig vereinbart
Das Bundespräsidialamt erklärte, Wulff wäre nach einem Jahr mit Hunderten von Terminen und vielen Auslandsreisen nach dem Interview zwar gern auf der Insel geblieben. Allerdings hatte das Staatsoberhaupt nach dem ZDF-Interview noch zahlreiche Termine wahrzunehmen, darunter den Antrittsbesuch in Nordrhein-Westfalen und die Teilnahme am Bundeswehr-Gelöbnis am 20. Juli in Berlin.
Die Sommerinterviews der Fernsehsender haben in der Regel einen langen Vorlauf, auch die Termine werden langfristig vereinbart. Dabei werden die Politiker gern an Orten abseits des Berliner Politikbetriebs befragt. Bekannt wurden die Sommerinterviews durch die Gespräche mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Wolfgangsee. (dapd)