Gronau. . In der Brennstabaufbereitungsanlage Gronau ist es zu einem meldepflichtigen Vorfall gekommen. Ein Uranbehälter ist von einem Gabelstapler gefallen. Radioaktives Material trat nicht aus. Es war nicht der erste Zwischenfall in der Anlage.

Unfall in umstrittener Uranfabrik: In der Anreicherungsanlage in Gronau (Kreis Borken) ist am Montag ein Behälter mit abgereichertem Uran von einem Gabelstapler gefallen. Zwar wurde keine Radioaktivität frei und es gab keine Verletzten, wie die Landesregierung in Düsseldorf mitteilte. Dennoch handelte es sich um ein „meldepflichtiges Ereignis“.

Der Uranbehälter wurde den Angaben zufolge am Montagvormittag mit einem 25-Tonnen-Gabelstapler aus der Anlage in Richtung Freilager transportiert. Aus ungeklärter Ursache musste der Stapler bremsen. Dabei fiel der Behälter zu Boden. Laut Regierung wurde keine Strahlung frei.

Betreiber muss Vorfall erklären

Der Vorfall wurde nach Angaben der Atomaufsicht im nordrhein-westfälischen Energie- und Wirtschaftsministerium als „sicherheitstechnisch relevantes Ereignis beim Transport, der Handhabung oder der Lagerung radioaktiver Stoffe auf dem Betriebsgelände“ eingestuft.

Die Atomaufsicht des Landes hat eigenen Angaben zufolge mit den Untersuchungen des Ereignisses vor Ort unverzüglich begonnen und als Sachverständigen die TÜV-Arge Kerntechnik West hinzugezogen.

Urenco muss Stellung nehmen

„Die Betreiberfirma muss nun detailliert zu dem Vorfall berichten und zu daraus resultierenden Konsequenzen Stellung nehmen“, teilte die Landesregierung weiter mit. „Der Vorfall wird, ebenso wie weitere meldepflichtige Ereignisse der letzten Monate, in die laufende Sicherheitsüberprüfung einbezogen“, hieß es. Nach Fukushima hatte NRW diese Überprüfung gestartet.

Die Uranfabrik im Münsterland besteht seit 1985. Die Anlage an der deutsch-niederländischen Grenze ist die einzige zur kommerziellen Urananreicherung in der Bundesrepublik. Betreiber ist die Urenco-Gruppe, an der je ein Drittel indirekt die niederländische und die britische Regierung halten. Das übrige Drittel teilen sich die deutschen Energiekonzerne RWE und E.ON.

Die Haupttätigkeit der Urenco liegt nach eigenen Angaben in der Bereitstellung von angereichertem Uran für die Brennelemente von Atomkraftwerken.

Mehrere Stör- und Zwischenfälle

In der Vergangenheit hatte es bereits Störfälle in Gronau gegeben. Anfang 2010 war in der Behältervorbereitung Uranhexafluorid (UF6) freigesetzt und ein Mitarbeiter verstrahlt worden. Im Urin des Mitarbeiters war Uran festgestellt worden. Allerdings war die Strahlendosis geringer als zunächst vermutet. Im Januar 2011 war ein Defekt bei der Notstrom-Technik in Gronau gemeldet worden.

Die Uranfabrik ist auch politisch umstritten. Bei den laufenden Gesprächen über Details des Atomausstiegs zwischen Bund und Land NRW ist bisher unklar, ob ein fester Stilllegungs-Termin für die Anlage wie etwa bei den Atomkraftwerken festgeschrieben wird. Die Grünen wollen eine schnelle Abschaltung von Gronau erreichen. (dapd)