Vom traditionellen Dixieland bis hin zu moderner Fusion konnte man bei der 19. Düsseldorfer Jazz Rally so ziemlich alles erkunden, was diese ständig neu erfindende Musik an Stilarten geschaffen hat.
Berührungsängste hat der Jazz, entgegen seines elitären Images, nie gehabt. Auch ein John Coltrane bediente sich der Popmusik seiner Zeit, entführte Melodien von Broadway- und Musical-Komponisten auf unbekannte und verschlungene Pfade. Duke Ellington streifte durch den Dschungel der Weltmusik und peppte sie mit urbaner Nervosität auf.
Die 19. Düsseldorfer Jazz Rally ist ein spätes Spiegelbild dieser Vielfalt, vom traditionellen Dixieland bis hin zu moderner Fusion konnte man so ziemlich alles erkunden, was diese ständig neu erfindende Musik an Stilarten geschaffen hat. Und bei über 500 Musikern und 36 Spielstätten – zu denen auch ungewöhnliche wie der Hauptbahnhof gehörten – war eigentlich nur eines schwer: sich einen ganz eigenen „Spielplan“ zusammenzustellen.
Konzert der WDR Big Band mit Sänger Cheb Khaled erste Wahl
Erste Wahl dabei war das Konzert der WDR Big Band mit dem algerischen Sänger Cheb Khaled, dem „König des Rai“, ein durchaus angemessener Titel. Der Rai, ursprünglich eine raue Volksmusik, hat sich zu der Popmusik Algeriens entwickelt, changiert zwischen hypnotisch klagend und schwungvoll dahingleitend. Cheb Khaled wusste das Publikum im Konzertzelt am Burgplatz schnell für sich einzunehmen, nicht zuletzt mit einem charmanten Lächeln. Die WDR Big Band setzte die richtigen Akzente, schien wie geschaffen für die eigentlich fremde Musik. Das Publikum wippte und tanzte mit, vor allem beim unwiderstehlichen Hit „Aisha“, und zeitweilig kam auch niemand mehr ins Zelt hinein.
Aber auch davor konnte man zumindest lauschen und war auch gut unterhalten. Wenn es nicht gerade regnete. Vor allem die durch die Altstadt ziehenden „Marching Bands“ mussten unter einigen Schauern leiden. Und auch das Sonderkonzert der Jazz Rally mit Clueso in einem Hangar auf dem Flughafen büßte bei bewölktem Himmel und kühler Luft etwas an Atmosphäre ein. Da passte ein Song wie „Ey der Regen“ von seinem neuen Album „An und für sich“ doch sehr gut. Vom hibbeligen Wortakrobat bis zum abgeklärten Songschreiber kann man seine Entwicklung der letzten Jahre beschreiben, was ein enttäuschter Fan als „weichgespült“ bezeichnete, erschien den meisten anderen als die beste Musik, die Clueso je gemacht hat, und cool ist der junge Mann sowieso.
Cooler Curtis Stigers in der Tonhalle
Klaus Doldinger
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Cooler ist eigentlich nur noch Curtis Stigers, der beim anderen Sonderkonzert in der Tonhalle auftrat. Der amerikanische Sänger und Saxophonist ist ein lässiger Entertainer mit Humor. Danach wurde es am Samstagabend richtig nass, und das bedeutete, dass man nicht mehr entspannt am „Uerige“ oder vor dem „Füchschen“ stehen und eher traditionellen Klängen lauschen konnte. Ob des Gewitters wurde es voll in den Sälen wie im Henkel-Saal im Quartier Boheme auf der Ratinger Straße. Hier, und damit schließt sich der Kreis, interpretierte die Jazzkantine große Hits aus Rock und Metal. Und das war ein Experiment, über das man durchaus streiten konnte. Manch einer fand „Highway to Hell“ im Jazzgewand schlicht furchtbar, andere hatten ihren Spaß, wenn auch um „Smoke on the Water“ herum musiziert wurde. Als Geheimtipp hatte sich zuvor State of Monc im Stone im Ratinger Hof entpuppt, Jazz mit Electro Sound.
Die Generation Lounge zog es zu später Stunde noch ins Blue Note, wo DJ Henry Storch erlesenen raren Groove auflegte. Vergessen darf man natürlich nicht Klaus Doldinger, der sich bei zwei Konzerten auf dem Burgplatz als gleichsam gespaltene Persönlichkeit vorstellte, einmal mit den Stücken der klassischen Passport-Ära, zum anderen mit der neuen weltmusikalisch geprägten Besetzung. Sonntagabend endet die 19. Düsseldorfer Jazz Rally. Hoffentlich bei Sonnenschein.
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