Berlin. .
Der Regen ist nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein: So extrem trocken war es seit 50 Jahren nicht mehr in Deutschland, wenn man die Monate März bis Mai vergleicht.
Das sagte der Leiter des zum Deutschen Wetterdienst gehörenden Zentrums für Agrarmeteorologische Forschung (ZAMF), Franz-Josef Löpmeier. Niederschlagsmengen und Bodenfeuchte sind demnach extrem gering. Zugleich ist die Verdunstung extrem hoch, „auch das hat es seit 1960 nicht mehr gegeben“, sagte Löpmeier.
Extrem hat sich auch der Wetterwechsel in einigen Regionen abgespielt: Es goss wie aus Kübeln und binnen kurzem - teilweise in weniger als einer Stunde - fielen zuweilen die Regenmengen eines ganzen Monats. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes kamen in Lennestadt nördlich von Siegen 83 Liter pro Quadratmeter und in Bonn-Roleber 68 Liter herunter. Auch in Bayern schüttete es örtlich regelrecht: in Roth südlich von Nürnberg 52 Liter Regen, in Röllbach (Landkreis Miltenberg) 62 Liter.
Drei Zentimeter große Hagelkörner
In Miltenberg, Rohr in Mainfranken, Mülheim, Essen-Überruhr und Altenkamm in Oberbayern wurden zum Teil Hagelkörner bis zu drei Zentimeter Größe beobachtet. Im hessischen Alsfeld fielen zwischen 65 und 101 Liter pro Quadratmeter, sodass Straßenzüge an Venedig erinnerten, wie DWD-Sprecher Helmut Malewski sagte. Die Wetterexperten sprechen ab 25 Liter Niederschlag pro Stunde von Unwetter.
„Die schweren Gewitter treten aber nur lokal auf. Das hat zur Folge, dass es auch weiterhin in weiten Bereichen trocken bleibt, sodass die herrschende Dürreperiode noch nicht beendet wird“, sagte der DWD-Sprecher weiter.
Zweittrockenster Frühling seit 130 Jahren
Der Mai war laut Wetterdienst der vierte „erheblich zu trockene Monat in Folge“. Mit etwa 41 Litern Niederschlag pro Quadratmeter erreichte der Wonnemonat nur 57 Prozent seines Solls von 71 Litern. Am trockensten war es in weiten Teilen Hessens, in Unterfranken, im südlichen Thüringen sowie in einigen Regionen Nordrhein-Westfalens. Geldern-Walbeck an der niederländischen Grenze war bundesweit die trockenste deutsche DWD-Station mit nur 9 Litern.
Seit dem Jahr 1893 hat es in den Monaten März, April und Mai 2011 nicht mehr so wenig geregnet, wie es in der Frühlingsbilanz des Wetterdienstes heißt. Es waren nur spärliche 88 Liter pro Quadratmeter. Im Durchschnitt fallen sonst 186 Liter. Damit war es der zweittrockenste Frühling seit Beginn der Messungen vor 130 Jahren.
Landwirtschaft leidet
Vor allem die Landwirtschaft leidet unter der großen Dürre. So waren die Wiesen zwar früh „schnittreif“, die Erträge an Heu und Gras-Silage aber nur gering. Das Getreide ist im Wuchs zurückgeblieben und zeigte Ende Mai deutliche Anzeichen der Notreife.
Nun aber soll „richtig satt Niederschlag“ fallen, wie es Reik Schaab vom DWD in Offenbach ausdrückte. „Aber durch die lange Trockenheit sind die Böden gar nicht aufnahmefähig. Die Erdkrume ist wie Beton.“ Nach Angaben Löpmeiers können das Wintergetreide und der Raps von den flächendeckend erwarteten 30 bis 40 Millimeter Regen nicht mehr profitieren.
Schäden im Wald, Brandgefahr
Auch die Wasserspeicher der Wälder brauchen dringend Nachschub. Die Folgen der Trockenheit sind schon sichtbar. Douglasien in Rheinland-Pfalz zum Beispiel tragen nach Angaben der Forstbehörde in Stromberg schon „ein braunes, vertrocknetes Nadelkleid“. Die Landesforsten rechnen mit erheblichen Schäden an frisch gepflanzten Bäumen.
Der nun angesagte Regen wird fürs erste die seit Wochen bestehende Waldbrandgefahr vermindern. „Ab Mittwoch ist die Waldbrandgefahr vorbei“, sagte Schaab.
Auch die Schifffahrt wartet auf Wasser: Im Mai hatte die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest in Mainz berichtet, wegen der niedrigen Flusspegel könnten die Schiffe immer weniger Ladung an Bord nehmen. (dapd)