Berlin.. Unmittelbar vor dem WM-Kampf gegen Irma Adler ist die Boxerin Rola El-Halabi in Berlin von ihrem Siefvater niedergeschossen worden. Ein Familiendrama wird als Hintergrund der Tat vermutet.
Eigentlich wollte sich Boxerin Rola El-Halabi wieder einen Weltmeisterschaftsgürtel sichern, doch für die 26-Jährige wurde der Freitag zum wohl schlimmsten Tag ihres Lebens. Mit vier Schüssen verletzte sie ihr Stiefvater und Ex-Manager schwer.
Nach einem Familiendrama ist Rola El-Halabi zwar mit dem Leben davongekommen, doch ihre Box-Karriere muss die ehemalige Weltmeisterin wohl beenden. Mit vier Schüssen verletzte sie ihr Stiefvater und Ex-Manager kurz vor dem geplanten WM-Kampf schwer, die 26-Jährige musste sich einer Not-Operation unterziehen. „Die Operation ist gut verlaufen“, sagte Malte Müller-Michaelis vom Veranstalter Arena Sports-Promotion. „Es waren gezielte Schüsse, die wohl darauf ausgelegt waren, ihre Karriere zu beenden. Und es sieht ganz stark danach aus, dass es auch so kommt.“
El-Halabi war am Freitagabend in Berlin vor ihrem WM-Kampf von ihrem Stiefvater gezielt an Hand, Füßen und Knie verletzt worden. Auch zwei Sicherheitsbeamte, die sich dem Täter in den Weg gestellt hatten, wurden von ihm angeschossen.
Panische Schreie aus der Umkleidekabine
Der 44-Jährige wurde von der Polizei in der Halle überwältigt. Mittlerweile ist gegen ihn Haftbefehl wegen versuchter schwerer Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz erlassen worden. Er sitzt im Gefängnis. Die knapp 600 Zuschauer waren durch „panische Schreie aus der Umkleidekabine“ aufgeschreckt worden und mussten evakuiert werden.
„Ich war mit meinem Trainer und Manager, einem Arzt und Physiotherapeuten in der Kabine, als Papa den Raum stürmte. Er drohte mit einer Waffe in der Hand, schrie: „Alle raus!“ Und dann hat er mir aus drei Meter Entfernung in die Hand geschossen. Ich weinte und schrie“, sagte El-Halabi der Bild am Sonntag.
„Dann schoss er mir in den linken Fuß, ich stürzte und flehte ihn an: „Papa, du hast doch jetzt alles, was du willst. Bitte leg die Waffe weg, dann ist alles vorbei.“ Er drohte damit, sich zu erschießen, aber er war zu feige. Er ließ sich Zeit, zielte und schoss in meine Kniescheibe, dann in meinen rechten Fuß.“
Trennung im Streit
Die Hintergründe der Tat sollen in einer privaten Auseinandersetzung liegen. El-Halabis Stiefvater war bis Januar auch ihr Manager, doch die Boxerin trennte sich im Streit von ihm. Wegen angeblicher gesundheitlicher Probleme seiner Stieftochter soll der Mann versucht haben, sie an der Fortsetzung ihrer Karriere zu hindern. Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu den Hintergründen der Tat zunächst nicht äußern.
„Es war ein Familiendrama, das überall passieren kann. Es ist eine persönliche Geschichte. Ich bin froh, dass niemand zu Tode gekommen ist“, sagte Müller-Michaelis: „Die Angelegenheit ist unter dem Strich dramatisch, aber es hätte auch noch wesentlich schlimmer kommen können.“
Am Montag wurde lediglich bekannt, dass der mutmaßliche Täter bislang schweige. Der 44-Jährige habe sich bisher nicht "näher zum Tathergang eingelassen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach Zeugenaussagen habe der Mann jedoch schon vor einiger Zeit eine derartige Tat angedroht, fügte der Sprecher hinzu. Die genauen Hintergründe seien noch Gegenstand der Ermittlungen.
Auch zwei Sicherheitsleute wurden verletzt
Die Schießerei hatte sich am Freitagabend in einem zur Berliner Trabrennbahn Karlshorst gehörenden Veranstaltungsraum ereignet. Dabei waren neben Rola El-Halabi auch zwei Sicherheitsleute schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter war Polizeiangaben zufolge während der Boxveranstaltung zu den Umkleideräumen der Sportler gestürmt und hatte zunächst auf zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes im Alter von 34 und 36 Jahren und dann auf seine 26-jährige Stieftochter geschossen, die sich gerade auf ihren Boxkampf vorbereitete. Der mutmaßliche Schütze war kurz nach der Tat festgenommen worden und hatte am Samstagabend Haftbefehl erhalten.
(sid/dapd)