Hamburg. . Der Ausstieg aus der Atomenergie bis 2020 wäre möglich – aber er würde bis zu 233 Milliarden Euro kosten, die Kilowattstunde Strom drei Cent teurer. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berechnung des Fraunhaufer Instituts.

Ein endgültiger Ausstieg aus der Atomkraft wäre noch in diesem Jahrzehnt möglich. Dies geht aus Berechnungen hervor, die Michael Sterner vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) für „Spiegel Online“ gemacht hat. Grundlage ist die Leitstudie 2010 des Bundesumweltministeriums.

Die Studie enthält Szenarien, wonach die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bis 2020 auf 227 Terawattstunden pro Jahr steigt, das wären 40 Prozent der Gesamtproduktion. Gleichzeitig könnte der Stromverbrauch durch Effizienzsteigerungen in Industrie und Privathaushalten um 30 Terawattsunden gesenkt werden. In diesem Szenario wären 2020 noch Atomkraftwerke mit vier Gigawatt Leistung am Netz.

Stromlücken drohen nicht

Um diese vorzeitig zu ersetzen, würde es nach Einschätzung Sterners ausreichen, wenn Gaskraftwerke mit derselben Leistung ans Netz gehen. „Um bis 2020 aus der Kernenergie auszusteigen, reicht es aus, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien wie gehabt weitergeht“, sagte Sterner. Stromlücken drohen seinen Berechnungen nach nicht, es wären stets genug Kapazitäten gesichert.

Drei Cent mehr für die Kilowattstunde

Allerdings wären die Kosten eines raschen Atomausstiegs beträchtlich. Berechnungen von „Spiegel Online“ zufolge würden sich Investitionen in Netze, Effizienzsteigerungen, Gaskraftwerke und den Ausbau der erneuerbaren Energien auf insgesamt rund 233 Milliarden Euro belaufen. Der Strompreis würde allein durch Netzausbau und steigende Großhandelspreise um rund drei Cent pro Kilowattstunde steigen. Dazu kämen die Kosten für die Stromerzeugung der erneuerbare Energien, die Verbraucher über die Ökostromabgabe ausgleichen. Sie könnten sich bis 2020 auf rund 22 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen. (dapd)