Krefeld. . Das schwere Erdbeben in Japan am Freitag war auch in den geologischen Messstellen an Rhein und Ruhr deutlich zu spüren. Mit einer Stärke von 8,9 zählt es zu den fünf schwersten Beben seit Beginn der Aufzeichnungen.
In Japan hat sich am Freitag eines der schwersten Erdbeben der Welt seit Beginn der Aufzeichnungen ereignet. Die Erdstöße waren so stark, dass Sie auch im 9000 Kilometer entfernten NRW „deutlich registriert wurden“, sagt Klaus Lehmann, Erdbeben-Experte vom Geologischen Dienst NRW in Krefeld auf Anfrage von DerWesten. Seine Einschätzung: „Bei einem Beben dieser Stärke würde bei uns nichts mehr stehen“.
Insgesamt erreichte das Beben laut den aktuellen Daten eine Stärke von 8,9 auf der Richter-Skala. Es war damit noch stärker als das verheerende Erdbeben von Haiti vom 12. Januar 2010, das eine Stärke von 7,0 erreichte. Die Folgen dort war aber auch deshalb besonders massiv, weil das Epizentrum nur wenige Tausend Meter unter der Erdoberfläche war. Der Tsunami-Katastrophe in Indonesien vom 26. Dezember 2004 ging ein sogar noch kräftigeres Erdbeben voraus. Die Seismografen vor Ort verzeichneten damals einen Wert von 9,0.
Erdbebenherd liegt 25 Kilometer unter der Erdoberfläche
Das bisher kräftigste Erdbeben wurde 1960 in Chile registriert. Es erreichte damals eine Stärke von 9,5. „Die Forschung geht davon aus, dass noch stärkere Erdstöße auf der Welt nicht möglich sind“, sagt Physiker Klaus Lehmann. Neben Chile gehört Japan zu den weltweit gefährdesten Regionen. Grund ist die Bewegung der Erdplatten: In Japan stoßen die Pazifische Platte und die Eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Dabei schiebt sich die Pazifische Platte mit etwa zehn Zentimetern pro Jahr unter die Eurasische Platte: „Die weltweit schnellste Erdbewegung“, erklärt Klaus Lehmann vom Geologischen Dienst NRW. Das sorgt für enorme Spannungen unter der Erde.
Das Epizentrum des Bebens in Japan lag etwa 375 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio unter dem Meer. Der Erdbebenherd war etwa 25 Kilometer unter der Oberfläche. Durch das Beben wurden an der japanischen Ostküste meterhohe Tsunamis ausgelöst.
Messstellen an Rhein und Ruhr registrierten Schwingungen
Die Kräfte in Japan waren so stark, dass am Freitagmorgen auch Seismographen an Rhein und Ruhr die Stöße registrierten - mit einer Verzögerung von zwölf Minuten, wie es beim Geologischen Dienst heißt. „Alle Messstellen haben bei uns deutliche Signale aufgezeichnet“, sagt Klaus Lehmann: „Die registrierten Schwingungen waren sogar größer als die beim Beben von Rheinland-Pfalz vor wenigen Wochen “. Am 14. Februar hatte bei Nassau im Rhein-Lahn-Kreis ein Beben der Stärke 4,4 die Menschen in Schrecken versetzt; es war bis in Ruhrgebiet und Münsterland zu spüren.
Das bis dato schwerste Erdbeben der vergangenen Jahre im Raum NRW ereignete sich am 13. April 1992 unterhalb des niederländischen Roermond. Die Erdstöße erreichten eine Stärke von 5,9 und sorgten auch im Rheinland für Schrecken und Gebäudeschäden. Sogar in London und in Straßburg war das Beben zu spüren. Die Auswirkungen waren enorm, erinnert man sich beim Geologischen Dienst NRW: In Aachen kamen zwei Menschen zu Tode. Mehr als dreihundert Schornsteine stürzten herab, auch einige Gebäude stürzten ein. Auch in Köln brachen Schornsteine zusammen. "In manchen Ortschaften wagte fast niemand mehr in steinernen Häusern zu wohnen, selbst Gottesdienste wurden ins Freie verlegt".
Ein Beben wie in Japan sei an Rhein und Ruhr jedoch ncht wahrscheinlich, sagt Klaus Lehmann. „Die jüngsten Forschungen gehen davon aus, dass hier höchstens ein Beben mit der Stärke von 7,0 möglich ist“. Die Zerstörungskraft aber wäre enorm.