64 Jahre nach Kriegsende gelten Opfer der Wehrmachtsjustiz seltsamerweise noch immer bei vielen Deutschen als Verräter oder Feiglinge. Dabei sind die Menschen, um die es hier geht, waren keine Kriminellen, sondern, jeder auf seine Weise, im Widerstand gegen einen totalitären Unrechtsstaat.

64 Jahre nach Kriegsende gelten Opfer der Wehrmachtsjustiz seltsamerweise noch immer bei vielen Deutschen als Verräter oder Feiglinge.

Dabei ist längst hinreichend belegt und durchleuchtet, was die Kriegsgerichtsbarkeit des Hitler-Regimes war: ein Terrorinstrument der militärischen und politischen Führung.

Dass sich die Parteien in Berlin nach einigem Geschacher erst jetzt mit großer Mehrheit dazu durchringen können, diese Willkürjustiz pauschal zu entwerten und nach Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern auch die letzten Opfer, die "Kriegsverräter", zu rehabilitieren, ist nicht unbedingt ein Ruhmesblatt des Parlamentarismus. Aber geschichtliche Erkenntnisprozesse benötigen mitunter schmerzlich lange Zeit.

In diesem Fall hat das "Besser spät als nie" besonderes Gewicht. Die Menschen, um die es hier geht, waren keine Kriminellen, sondern, jeder auf seine Weise, im Widerstand gegen einen totalitären Unrechtsstaat. Es ist ein Gebot des Anstands, sie von der Schmach zu befreien und so das wohl letzte Tabu deutscher Vergangenheitsbewältigung aufzulösen.