Wellington. . Ein schweres Erdbeben in Neuseeland forderte in der Nacht zu Dienstag mindestens 65 Todesopfer. 200 Menschen werden in den Trümmern noch vermisst. Das teilte die neuseeländische Regierung mit.

Ein heftiges Erdbeben der Stärke 6,3 hat am Dienstag in der neuseeländischen Stadt Christchurch große Verwüstungen angerichtet. Etliche Gebäude stürzten ein und Autos wurden unter Trümmern begraben. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei lagen Berichte über mehrere Tote vor. Ministerpräsident John Key erklärte jedoch im Parlament, diese Berichte könnten noch nicht bestätigt werden.

Auf Live-Videoaufnahmen war zu sehen, wie Gebäudeteile auf die Straße krachten, die mit Backsteinen und Trümmern übersät waren. Auf Straßen und Bürgersteigen traten Risse auf, und Hunderte verzweifelte Einwohner liefen in Panik durch die Straßen. Augenzeugen erklärten, die Kathedrale der Stadt sei zerstört worden.

Menschen saßen in Bürotürmen fest

Dutzende Menschen saßen laut Fernsehberichten noch in Bürotürmen fest, andere hatten auf Hausdächern Zuflucht gesucht. Im Fernsehen war zu sehen, wie Helfer mehrere Schwerverletzte aus den Trümmern zogen. Nach Angaben der Behörden noch bis zu 200 Menschen in den Trümmern eingeschlossen. Es ist damit das tödlichste Beben seit 80 Jahren in Neuseeland. Die Rettungsarbeiten für die Eingeschlossenen laufen auf Hochtouren.

Der Flughafen von Christchurch wurde geschlossen, und das Krankenhaus wurde evakuiert. Strom- und Telefonleitungen wurden gekappt und Wasserrohre beschädigt, einige Straßen wurden überschwemmt.

Bürgermeister verhängt Ausnahmezustand

Der Bürgermeister von Christchurch, Bob Parker, sagte, er habe sich zum Zeitpunkt des Bebens kurz vor 13 Uhr Ortszeit in der obersten Etage der Stadtverwaltung aufgehalten und sei von der Wucht des Stoßes durch den Raum geschleudert worden. „Ich bin runter auf die Straßen gegangen, und dort herrschten Szenen großer Verwirrung, viele sehr aufgeregte Menschen“, sagte Parker.

Parker verhängte den Ausnahmezustand und rief die Einwohner auf, die Innenstadt zu räumen. „Macht keinen Fehler - dies wird ein sehr schwarzen Tag werden für diese erschütterte Stadt“, sagte er.

Der Stadtrat Barry Corbett, der sich ebenfalls in der Stadtverwaltung aufhielt, sagte: „Als das Beben aufhörte, habe ich aus dem Fenster gesehen, von dem man einen guten Blick über Christchurch hat, und da war nur Staub. Es war sofort klar, das viele Gebäude verschwunden sind.“:

Zwei Busse zertrümmert

Die Polizei teilte in einer Erklärung mit, mehrere Menschen seien ums Leben gekommen. Unter anderem seien zwei Busse von herabfallenden Gebäudeteilen zertrümmert worden. Außerdem gebe es Berichte über mehrere Brände und Menschen, die in den brennenden Häusern eingeschlossen seien. Regierungschef Key sagte, die Informationen seien noch zu ungenau, um die Berichte zu bestätigen.

Nach Angaben des US-Instituts Geological Survey erschütterte das Beben der Stärke 6,3 Christchurch um 12.51 Uhr Ortszeit (00.51 Uhr MEZ). Zu dem Zeitpunkt waren die Büros, Straßen und Cafés der 340 000 Einwohner zählenden Stadt voll mit Menschen. Mehrere Gebäude und der Turm der Kathedrale stürzten ein, Straßen brachen auf.

Milliardenschaden schon am 4. September 2010

Die Stadt ist seit einem Erdbeben der Stärke 7,1 im September vergangenen Jahres von hunderten Nachbeben erschüttert worden. Bei dem Erdstoß vom 4. September entstand ein Milliardenschaden an mehreren hundert Gebäuden, und einige Menschen wurden verletzt. Ums Leben kam aber niemand.

Neuseeland liegt im pazifischen Feuergürtel, auch Ring aus Feuer genannt, einer Zone reger Vulkantätigkeit. Dort ereignen sich etwa 90 Prozent aller Erdbeben weltweit. Jedes Jahr kommt es zu mehr als 14 000 Beben, von denen aber nur etwa 150 zu spüren sind. Weniger als zehn richten Schäden an.