Berlin. . Laut Arztreport 2011 gehen rund 93 Prozent der Bundesbürger mindestens ein Mal im Jahr zum Arzt. Häufigste Diagnose: Bluthochdruck.

Trotz zusätzlicher Kosten durch die Praxisgebühr geht fast jeder Deutsche mindestens ein Mal im Jahr zum Arzt. Wie aus einer am heutigen Dienstag (1. Februar) in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht, holten sich im Berichtszeitraum 2009 neun von zehn Männern medizinischen Rat, bei den Frauen betrug die Quote sogar 96 Prozent.

Insgesamt lag der Schnitt bei 93 Prozent. Die Zahl der Arztbesuche pro Kopf wurde in der Studie zwar nicht ausgewiesen, liegt den Autoren zufolge aber höchstwahrscheinlich nach wie vor auf Rekordniveau.

Die im Untersuchungszeitraum am häufigsten gestellte ambulante Diagnose lautete dem Bericht zufolge Bluthochdruck. Rund 25,7 Prozenten der Patienten im Bundesgebiet litten demnach unter der Krankheit, darunter überproportional viele Ostdeutsche.

Bei knapp einem Viertel der Bundesbürger wurden laut Studie Rückenschmerzen diagnostiziert, in 18,5 Prozent der Fälle akute Entzündungen der Atemwege. Zudem litten 7,8 Prozent der Patienten demnach unter Fettleibigkeit und weitere 6,9 Prozent unter der Zuckerkrankheit Diabetes Mellitus Typ 2. Auch gibt es immer mehr psychische und Verhaltensstörungen.

Nachfolgend eine Auswahl der häufigsten Diagnosen als hochgerechneter Anteil an der Gesamtzahl von Patienten.

Der Bericht zeigt außerdem teils markante Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bei der Häufigkeit einzelner Krankheiten. "Noch 20 Jahre nach dem Mauerfall lässt sich die ehemalige Grenze allein anhand von ärztlichen Diagnosen nachzeichnen", erklärte Studienleiter Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG). Demnach tritt etwa Bluthochdruck in den neuen Bundesländern um 20 Prozent häufiger auf als im Westen. Bei Diabetes Mellitus Typ 2 liege der Wert gar um knapp ein Drittel höher. Die Gründe hierfür sind Grobe zufolge aber unklar.

Zahl der Praxisbesuche bleibt offenbar auf Rekordniveau

Laut Bericht besuchten 41 Prozent der Patienten im Jahresverlauf vier oder mehr Ärzte, nur knapp jeder Sechste begnügte sich dagegen mit einem einzigen Arzt seines Vertrauens. Das vermeintliche "Phänomen des Arzt-Hopping" lasse sich dadurch aber nicht belegen, sagte Barmer-GEK-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. Indizien für eine übermäßige Arztnutzung lägen nicht vor, vielmehr kontaktierten 80 Prozent der Versicherten zunächst den Hausarzt. Daraus lasse sich schließen, dass die medizinische Versorgungskette in Deutschland gut funktioniere.

Steigender Popularität erfreuen sich der Studie zufolge auch bildgebende Diagnoseverfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Zwischen 2004 und 2009 sei die Zahl der Anwendung dieser Verfahren um ein Viertel beziehungsweise 41 Prozent gestiegen. Bei MRT-Untersuchungen nimmt Deutschland laut den Autoren der Studie international eine Spitzenposition ein. Mit einer weiteren Zunahme sei "zweifellos zu rechnen".

Die Barmer GEK hatte für die Untersuchung die ambulanten Daten von 8,2 Millionen Versicherten der ehemaligen Gmünder Ersatzkassen (GEK) aus den Jahren 2004 bis 2009 ausgewertet und auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Die durchschnittliche Zahl der Arztbesuche pro Kopf wurde in der seit 2006 jährlich vom ISEG erstellten Studie aufgrund veränderter Datengrundlagen erstmals nicht ausgewiesen. Den Autoren zufolge ist aber davon auszugehen, dass es seit dem Rekordhoch von 18 Arztbesuchen im Jahr 2008 "auf keinen Fall einen Rückgang" gegeben habe. Damals hieß es, in keinem anderen Land gingen die Menschen so häufig zum Arzt wie hierzulande. (dapd)