Johannesburg. . Der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela hat den zweiten Tag in Folge im Krankenhaus verbracht. Zwar hat sich Mandela in der Vergangenheit wiederholt Routineuntersuchungen unterzogen, doch diese dauert ungewöhnlich lang.

Die Sorge um Nelson Mandela wächst: Der ehemalige südafrikanische Präsident hat den zweiten Tag in Folge im Krankenhaus verbracht. Der Gesundheitszustand ist offenbar schlechter als bislang bekannt. Mandela sei "sehr krank", schwebe aber nicht in Lebensgefahr, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstagabend aus dem Umfeld des 92-Jährigen. Er werde das Krankenhaus aber vermutlich am Freitag wieder verlassen können.

Mandela war am Mittwoch in das Milpark Hospital eingeliefert worden. Es handele sich lediglich um Routineuntersuchungen, erklärte sein Büro.

Zwar hat sich Mandela in der Vergangenheit wiederholt Routineuntersuchungen unterzogen, doch diese dauert ungewöhnlich lang. Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma, der derzeit beim Weltwirtschaftsforum in Davos weilt, wird von seinem Verteidigungsminister über den Gesundheitszustand Mandelas auf dem Laufenden gehalten. Er forderte die Journalisten auf, sich zurückzuhalten und Mandelas Ärzte in Ruhe arbeiten zu lassen. Die Reporter sollten „einem Nationalhelden“ Würde und Respekt erweisen.

ANC spricht von „Routineuntersuchungen“

Der Friedensnobelpreisträger ist in einem Krankenhaus in Johannesburg. Der 92-Jährige sei dort zu Routineuntersuchungen und „guter Dinge“, teilte die Nelson Mandela Stiftung am Mittwoch mit. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) rief die Bevölkerung am Donnerstag auf, aus Sorge um das Leben des langjährigen ANC-Führers nicht in Panik zu geraten.

„Nelson Mandela ist noch immer im Krankenhaus von Milpark in Johannesburg, wo er eine Routineuntersuchung durchläuft“, teilte der ANC in einer Erklärung mit. Mit 92 Jahren sei „Madiba“ zwar kein junger Mann mehr, doch er sei gut umsorgt, es gebe daher keinen Grund zur Panik, erklärte Mandelas Partei, die seit dem Ende der Apartheid 1994 Südafrika regiert.

Mandelas Ex-Frau Winnie eingetroffen

Die Polizei kontrollierte am Donnerstagmorgen den Zugang zu dem von Journalisten belagerten Krankenhaus. Am späten Vormittag traf dort Mandelas Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela ein, die selbst eine wichtige Rolle in der Anti-Apartheidsbewegung gespielt hatte. Zuvor hatten Mandelas jetzige Ehefrau Graça Machel, deren Tochter Josina, weitere Angehörige sowie seine persönliche Assistentin Zelda la Grange der Ikone der Anti-Apartheidsbewegung einen Besuch abgestattet.

Mandela - 20 Jahre frei

20 Jahre nach der Freilassung von Nelson Mandela: Eine Statue vor dem
20 Jahre nach der Freilassung von Nelson Mandela: Eine Statue vor dem "Groot Darkenstein Gefängnis" erinnert an eine freie und nicht-rassistische Welt. © AFP
Sechs Jahre war der Anti-Apartheid-Kämpfer in dieser Zelle inhaftiert.
Sechs Jahre war der Anti-Apartheid-Kämpfer in dieser Zelle inhaftiert. © Getty Images
Ganz Südafrika freute sich über seine Freilassung.
Ganz Südafrika freute sich über seine Freilassung. © AFP
Nelson Mandela hielt ein paar Tage nach seiner Freilassung in Cape Town 1990 seine erste große Rede.
Nelson Mandela hielt ein paar Tage nach seiner Freilassung in Cape Town 1990 seine erste große Rede. © AFP
Präsident Mandela und sein früherer Mitinsasse Walter Sisulu - ein Mitgründer des African National Congress.
Präsident Mandela und sein früherer Mitinsasse Walter Sisulu - ein Mitgründer des African National Congress. © AFP
1993 - drei Jahre nach seiner Freilassung - erhält er den Friedensnobelpreis.
1993 - drei Jahre nach seiner Freilassung - erhält er den Friedensnobelpreis. © AFP
Er wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt - er gilt neben Martin Luther King und Malcolm X als wichtigster Vertreter im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen.
Er wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt - er gilt neben Martin Luther King und Malcolm X als wichtigster Vertreter im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen. © ddp
Nach 38-jähriger Ehe trennte er sich im April 1992 von Winnie Madikizela.
Nach 38-jähriger Ehe trennte er sich im April 1992 von Winnie Madikizela. © AFP
Nelson Mandela feiert 20 Jahre nach seiner Freilassung seinen 90. Geburtstag.
Nelson Mandela feiert 20 Jahre nach seiner Freilassung seinen 90. Geburtstag. © Getty Images
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An einer Schule neben dem Krankenhaus hing ein Transparent mit der Aufschrift „Madiba wir lieben Dich“. Madiba ist der Clanname Mandelas und wird als Kosename gebraucht. Auch im Internet gingen zahlreiche Sympathiebotschaften ein. „Gott, beschütze Mandela, die Welt ist noch nicht bereit, ihn zu verlieren“, war etwa auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu lesen.

Letzter Auftritt bei Fußball-WM

Mandela saß unter dem weißen Apartheidsregime wegen seines Kampfes gegen die Rassendiskriminierung 27 Jahre lang in Haft, setzte sich nach seiner Freilassung im Februar 1990 aber für einen friedlichen Wandel ein. Für seinen Kampf um Versöhnung und Demokratie wurde er 1993 gemeinsam mit dem damaligen Staatschef Frederik de Klerk mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Ein Jahr später wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. 1999 gab er das Amt an Thabo Mbeki ab.

Danach engagierte er sich für mehrere von ihm gegründete Stiftungen für wohltätige Zwecke, darunter eine Stiftung, die kostenlos Medikamente an Aids-Infizierte verteilt. Seit einigen Jahren ist Mandela wegen seines hohen Alters zunehmend geschwächt und nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Mandelas letzter öffentlicher Auftritt war beim Finale der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Johannesburg. (afp/ap)