Mönchengladbach/Grefrath. . Die Leiche von Mirco aus Grefrath ist entdeckt worden. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Krefeld. Einzelheiten nannte er zunächst nicht. Die Menschen in der Stadt sind geschockt. InnenministerJäger dankt den Beamten für ihre Arbeit.

Der Fall des vermissten Mirco aus Grefrath ist aufgeklärt. Der nun festgenommene Mann ist dringend tatverdächtig, der Mörder des Jungen zu sein. Ein Sprecher der Mönchengladbacher Polizei sagte, „das Schicksal des Jungen ist geklärt“. Dies spricht dafür, dass der Festgenommene entsprechende Angaben gemacht und ein Geständnis abgelegt haben könnte. Es ist eine weitere Vernehmung des Mannes vorgesehen - zudem werde er auch dem Haftrichter zugeführt und entschieden, ob der Mann vorläufig inhaftiert wird. Nach Informationen von DerWesten soll die Polizei bereits gestern Abend noch einmal an der Stelle gesucht haben, an der vor einigen Wochen das Handy von Mirco gefunden worden war.

Für Freitag (28. Januar, 11 Uhr) planen Polizei und Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz, auf der Details zu der Festnahme genannt werden sollen. Bis dahin würden die umfangreichen Spuren ausgewertet, hieß es.

Es soll sich bei dem Tatverdächtigen um einen Familienvater mit zwei Kindern handeln. Der Mann soll 46 Jahre alt sein und aus Viersen stammen. Im Zusammenhang mit dem gesuchten mutmaßlichen Täterfahrzeug - einem VW Passat Kombi - sei der Mann in den Fokus der Ermittler geraten, bestätigte Polizeisprecher Spiertz. Laut dem Fernsehsender N24 hatte der Tatverdächtige zuvor versucht, sein Fahrzeug im Ausland zu verkaufen.

Schock und Erleichterung in Grefrath

In Mircos Heimatstadt Grefrath hatte Bürgermeister Manfred Lommetz am Donnerstagmorgen den Fund der Leiche des Jungen verkündet. Nach einer Gedenkveranstaltung für die aus Grefrath deportierten Juden im zweiten Weltkrieg überbrachte er den vor der Pfarrkirche St. Laurentuis versammelten Menschen die traurige Nachricht. Die Menschen im Ort reagierten geschockt. Dennoch sei eine gewisse Erleichterung spürbar, dass nun endlich Klarheit herrsche. "Der Fall hat die Grefrather lange belastet", so Manfred Lommetz. Viele Bürger hätten lange Zeit Angst um die Sicherheit ihrer Kinder gehabt

Damit scheint die Soko Mirco tatsächlich vor der Aufklärung des Falls zu stehen - so wie es Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel immer wieder gepredigt hatte: Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie Mirco und seinen Entführer finden. Irgendwann werde sich die Suche auszahlen, irgendwann werde sich die Schlinge um den Täter zuziehen. Gestern, am Tag 145 seit dem Verschwinden des Jungen aus Grefrath, scheint es, als sei es endlich soweit.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat allen Ermittlern der zuständigen "Soko" für ihr großes Engagement und ihre Hartnäckigkeit gedankt. "Die Kolleginnen und Kollegen sind mehr als 9.000 Spuren und Hinweisen nachgegangen und waren immer zuversichtlich, das Schicksal von Mirco zu klären. Davon habe ich mir bei meinem Besuch bei der Ermittlungskommission im Dezember selber ein Bild machen können", sagte Jäger am Donnerstag in Düsseldorf. In rund 150 Tagen Ermittlungsarbeit hätten die Beamten "bei ihrer intensiven Arbeit nicht nachgelassen. Das verdient unseren Respekt", erklärte Jäger. "Unsere Gedanken sind aber auch bei Mircos Eltern, den Angehörigen und Freunden. Sie haben quälende Monate der Ungewissheit erleiden müssen, die jetzt vorüber sind."

60-köpfige Sonderkommission

Seit fast vier Monaten wird Mirco vermisst, seit fast vier Monaten sucht eine 60-köpfige Sonderkommission nach ihm. Der mittlerweile Elfjährige verschwindet am 3. September auf dem Heimweg von einer Skateranlage; es ist ein Freitag, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt an diesem Abend gegen Belgien. An einer Bushaltestelle wird der Junge gegen 21 Uhr das letzte Mal gesehen, sein Handy loggt sich wenig später das letzte Mal ins Netz ein. Dann verliert sich die Spur.

Was folgt, ist eine beispiellose Suchaktion: Tausende Polizeibeamte durchkämmen ta­gelang Wald, Wiesen und Felder rund um Grefrath. Im Straßengraben wird Mircos Fahrrad gefunden, einige Tage später meldet sich eine Zeugin, die die Trainingshose des Jungen auf einem Parkplatz in der Nähe einen Tag nach seinem Verschwinden gefunden und mit nach Hause genommen hat. Daran können DNA-Spuren gesichert werden – die ersehnte heiße Spur bringen die Kleidungsfunde aber nicht. Zunächst setzen die Ermittler große Hoffnungen ins Handy. Es wird im November gefunden; unweit von jener Stelle, an der auch das Fahrrad lag. Doch wieder gibt es nicht den erhofften Durchbruch.

56 Tage nach dem Verschwinden des Jungen rückt ein dunkler Passat Kombi in den Fokus der Fahnder. Zeugen haben von einem ungewöhnlich langsam fahrenden Auto auf der Landstraße be­richtet. Die Ermittler grenzen das Modell und Baujahr ein, rund 3200 Fahrzeuge dieses Typs kommen in der Region um Grefrath infrage. Soko-Leiter Ingo Thiel gibt sich kämpferisch: „Die Spurenlage ist dermaßen komfortabel, dass es eine Frage der Geduld und Sorgfalt ist, bis wir den Täter ermittelt haben“, sagt er Anfang De­zember. Und er bittet um Geduld. „Wir bleiben mit unserer Soko so lange hier, bis hier in der Region wieder Ruhe eingekehrt ist, weil wir den Täter mitgenommen haben“. Womöglich ist das jetzt gelungen.